Lang wuchs in Nürtingen als Tochter einer alleinerziehenden Sozialarbeiterin auf, die in einem Frauenhaus arbeitete.[1][2] Ihr Vater war der Bildhauer Eckhart Dietz (1933–2019).[3]
Lang, die sich nach ihrer Wahl im September 2021 als „erstes offen bisexuellesMitglied des Deutschen Bundestages“ bezeichnete,[6] ist seit 2017 mit dem Mathematiker Florian Wilsch liiert. Im März 2023 machte sie ihre Verlobung bekannt,[7] die Heirat fand im August 2024 statt.[8]
Politik
Im Jahr 2012 trat Lang im Alter von achtzehn Jahren der Grünen Jugend bei. Im Oktober 2015 wurde sie Beisitzerin im Bundesvorstand und auf dem 49. Bundeskongress der Grünen Jugend im Oktober 2017 zu deren Sprecherin gewählt.[9] Von 2014 bis 2015 war Lang Sprecherin des Bundesverbands von Campusgrün. 2015 bis 2016 gehörte sie dem geschäftsführenden Ausschuss des Berliner Kreisverbands Friedrichshain-Kreuzberg an.[10] Ab November 2019 war sie stellvertretende Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin im Bundesvorstand der Grünen.
Im Januar 2022 wurde sie auf dem Bundesparteitag der Grünen ohne Gegenkandidatin und mit 75,93 % der Stimmen zur Bundesvorsitzenden ihrer Partei gewählt, zusammen mit Omid Nouripour.[19] Am 25. September 2024 kündigte Lang gemeinsam mit Nouripour ihren Rücktritt an, der schließlich am 16. November 2024 erfolgte.[20]
Politische Positionen
Langs politische Schwerpunkte sind soziale Gerechtigkeit und Klimapolitik; sie wird dem linken Parteiflügel zugeordnet.[21][22] Ferner steht sie für Feminismus und Body Positivity.[23] Sie zielt dabei auf kollektive Lösungsansätze, was sie am Beispiel der Klimapolitik erklärt: Anstatt das individuelle Konsumverhalten der Menschen zu kritisieren, solle man sich an die Politik wenden und beispielsweise fordern, „einen Kohleausstieg zu beschließen oder den Unternehmer nicht mehr zu subventionieren, der die Umwelt zerstört.“ Die Individualisierung dieser Probleme bezeichnet sie als einen „Trick, um von der Schuld der Konzerne und der Verantwortung der Politik abzulenken“.[2]
Zu ihren politischen Forderungen gehören bzw. gehörten eine Erhöhung der Hartz-IV-Sätze, eine bessere Bezahlung für Pflegekräfte, die Begrenzung prekärer Arbeitsverhältnisse, mehr Unterstützung für Menschen auf dem Land[24] und die Aufnahme von Flüchtlingen, deren Herkunftsländer durch die veränderten klimatischen Verhältnisse unbewohnbar werden.[25] Lang warb in diesem Zusammenhang dafür, Bewohnern pazifischer Inselstaaten, die durch den steigenden Meeresspiegel vom Verschwinden bedroht sind, die EU-Staatsbürgerschaft anzubieten.[26]
Arbeitsmarktpolitisch fordert Lang zudem eine Verkürzung der Regelarbeitszeit von derzeit 40 Stunden, einerseits um damit den Raum zu schaffen, die Sorgearbeit gerechter unter den Geschlechtern aufzuteilen, andererseits zum Erhalt von Arbeitsplätzen in Branchen, die von einem Strukturwandel betroffen sind. Sie lobte dabei einen Vorschlag der IG Metall zur Einführung einer 4-Tage-Woche in der Automobilindustrie.[27]
↑ abMilena Hassenkamp: Ricarda Lang kandidiert für die Grünen: Die Befreiung. In: Der Spiegel. 11. September 2021, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. Dezember 2021]).
↑Inga Hofmann: „Mein Einzug in den Bundestag ist für viele ein schönes Signal“. In: Der Tagesspiegel Online. 2. Oktober 2021, ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 13. Dezember 2021]).
↑Parteitag der Grünen: Ricarda Lang und Omid Nouripour zu Grünenchefs gewählt. In: Der Spiegel. 29. Januar 2022, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 29. Januar 2022]).
↑Korinna Kurze: Ricarda Lang (Grüne Jugend): Auch Klimaflüchtlinge brauchen ein Recht auf Asyl. In: Der Spiegel. 3. August 2018, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Februar 2022]).