1991 kehrte er in die Bremer Politik zurück und wurde Bremer Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz sowie von 1993 bis 1995 Bremer Bürgermeister in der Ampelkoalition unter Klaus Wedemeier (SPD), die 1995 am Konflikt mit der FDP über die Stadtentwicklungs- und Flächenpolitik zerbrach. Ursächlich hierfür war die sog. Piepmatzaffäre, bei der das Umweltressort, ohne Beteiligung der politischen Gremien, das Gewerbegebiet Hemelinger Marsch zum Vogelschutzgebiet bei der EU anmeldete, obgleich eine intensive gewerbliche Nutzung des Areals vorgesehen war.
Er war Mitglied der Grundsatzprogrammkommission von Bündnis 90/Die Grünen und Mitautor des Parteiprogramms 2002. Im Sommer des Jahres 2000 wurde Ralf Fücks von Innenminister Otto Schily in die Unabhängige Kommission Zuwanderung berufen, die ihren Abschlussbericht im Juli 2001 präsentierte.
Fücks und Beck führten fünf Wochen nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine zwei Tage lang politische Gespräche in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Fücks plädierte dafür, die ukrainischen Streitkräfte so auszustatten, dass sie sich der russischen Streitkräfte erwehren könnten, da Putin „die Souveränität der Ukraine erst akzeptieren [werde], wenn er am Rande einer Niederlage steht, die seine Macht in Russland gefährdet“.[6]
Heinrich-Böll-Stiftung
Ab 1997 war Ralf Fücks Vorstand der neuen Heinrich-Böll-Stiftung. Die Schwerpunkte seiner Arbeit lagen auf den Themen Nachhaltige Entwicklung, Migration, Zukunft Europas und Internationale Politik. Er war verantwortlich für Strategie und Programmentwicklung in den Bereichen Politische Bildung Inland, Europa und Nordamerika, für die Grüne Akademie, das Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung sowie für das Archiv Grünes Gedächtnis.
Fücks war als HBS-Vorsitzender innerparteilich umstritten.[7][8][9] Er kritisierte 2010 in der Welt am Sonntag unter der Überschrift „Wider die Käßmannschen Afghanistan-Banalitäten“, die Evangelische Bischöfin Margot Käßmann für ihre kritische Stellungnahme zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Parteimitglieder, u. a. Hans-Christian Ströbele schrieben Fücks einen offenen Brief: Fücks würde „unermüdlich gegen den erklärten und mit großer Mehrheit beschlossenen Willen der Partei Stimmung“ machen, sie attestierten ihm „Sturheit und Debattenignoranz“ und forderten von ihm, zurückzutreten, da sie ihn für den „falschen Mann an der Spitze der HBS“ hielten.[8] Fücks amtierte weiter. Am 1. Juli 2017 löste ihn Ellen Ueberschär in dieser Funktion ab.[10]
In der Berliner Stadtgesellschaft waren seine Baupläne für die Zentrale der Heinrich-Böll-Stiftung umstritten.[11]
Zentrum Liberale Moderne
Nach dem Ausscheiden aus der Heinrich-Böll-Stiftung gründete er gemeinsam mit seiner Ehefrau Marieluise Beck die Nichtregierungsorganisation Zentrum Liberale Moderne,[12] als deren Geschäftsführender Gesellschafter er fungiert.[13] „Eine neue Denkfabrik. Deren Programm klingt so, als könne sie den ideologischen Überbau für eine Jamaika-Koalition liefern“, beschrieb die Frankfurter Rundschau sein Institut.[14] Das Zentrum widmet sich, der Selbstdarstellung nach, „der Verteidigung der offenen Gesellschaft gegen autoritäre Entwicklungen und antiliberale Kräfte in Deutschland, der Europäischen Union und darüber hinaus“.[15]
Seit dem 17. Februar 2006 ist er mit seiner langjährigen Lebensgefährtin verheiratet, der Grünen-Politikerin Marieluise Beck. Sie haben zwei gemeinsame Töchter.
Schriften
(Hrsg.) Sind die Grünen noch zu retten? Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1991.
(Hrsg.) Green New Deal. Die Zukunft beginnt jetzt! Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin 2011.
Grüne wählen? Vom alternativen Projekt zur linken Mitte (=Kursbuch 174). Murmann Verlag, Hamburg 2013.
Intelligent wachsen. Die grüne Revolution. Hanser, München 2013, ISBN 978-3-446-43484-4.
Freiheit verteidigen. Wie wir den Kampf um die offene Gesellschaft gewinnen, Berlin 2017, ISBN 978-3-446-25502-9.[17]
Politik auf schwankendem Boden – Texte aus zwei Jahrzehnten. Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin 2017.
(Hrsg. mit Thomas Schmid): Gegenverkehr. Demokratische Öffentlichkeit neu denken. Klöpfer & Meyer, Tübingen 2018,
(Hrsg. mit Thomas Köhler) Soziale Marktwirtschaft ökologisch erneuern. Ökologische Innovationen, wirtschaftliche Chancen und soziale Teilhabe in Zeiten des Klimawandels. Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin 2019.
(Hrsg. mit Christoph Becker): Das alte Denken der Neuen Rechten. Die langen Linien der antiliberalen Revolte. Wochenschau Verlag, Frankfurt am Main 2020, ISBN 978-3-7344-1122-9.
(Hrsg. mit Rainald Manthe): Liberalismus neu denken. Freiheitliche Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit. Transcript Verlag, Bielefeld 2022, ISBN 978-3-8376-6319-8.
(Hrsg. mit Rainald Manthe): Update Liberalism. Liberal Answers to the Challenges of Our Time. Transcript Verlag, Bielefeld 2023, ISBN 978-3-8376-6995-4.
↑Lina Schwarz: Umstrittene Kooperation der Böll-Stiftung: Airbus-Flieger sollen grüner werden. In: Die Tageszeitung: taz. 31. Mai 2016, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 15. Januar 2023]).
↑Thorsten Jungholt: Grüne Marieluise Beck und Ralf Fücks gründen liberalen Thinktank. In: DIE WELT. 16. November 2017 (welt.de [abgerufen am 12. April 2018]).
↑Bruno Heidlberger. Rezension vom 12. Juli 2017 zu: Ralf Fücks: Freiheit verteidigen. Wie wir den Kampf um die offene Gesellschaft gewinnen. Hanser Verlag (München) 2017. ISBN 978-3-446-25502-9. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245. (online)