Die Gründung des Naturparks erfolgte am 21. Dezember 2017. Der Park umfasst aktuell eine Fläche von rund 84.200 Hektar. Die Parkverwaltung hat ihren Sitz im Ort Nazareth, im östlichen Gemeindegebiet von Plan-d’Aups-Sainte-Baume (43° 20′ 9″ N, 5° 45′ 25″ O43.3358333333335.7569444444444Koordinaten: 43° 20′ 9″ N, 5° 45′ 25″ O). 28 Gemeinden mit einem Einzugsgebiet von etwa 61.500 Bewohnern bilden den Park, eine weitere Gemeinde (Roquefort-la-Bédoule) ist assoziiert.
Größere Orte im Park
Die größeren Gemeinden liegen in den Randzonen und sind nur mit bestimmten Gebietsteilen im Naturparks integriert.
Die Landschaft wird hauptsächlich von der langen Kalksteinkette von Sainte-Baume geprägt, die mit ihrer höchsten Erhebung von 1.148 Metern über dem Meeresspiegel ein großes Gebiet mit spektakulären Landschaften dominiert. Sie erhebt sich im Südwesten des Naturparks und erstreckt sich auf einer Länge von etwa 15 Kilometern Richtung Ostnordost durch den Park.
In der Nähe des Mittelmeers und nicht weit von den Südalpen entfernt, profitiert die Landschaft von vielfältigen klimatischen und geografischen Einflüssen, die ihr einen großen Reichtum an Wasser bieten, ein seltenes und kostbares Element in der unteren Provence. Aufgrund der geologischen Beschaffenheit des Bergmassivs führt ein großes Netz von Schlünden, Dolinen, Höhlen und Grotten zu unterirdischen Flüssen, die dieses Wasser durch zahlreiche Quellen dem Menschen und der natürlichen Umgebung zurückbringen. Unter diesen idealen ökologischen Bedingungen entwickelte sich ein großer Naturreichtum, bestimmte Tier- und Pflanzenarten finden dort einen einzigartigen Lebensraum. Rotbuchen-, Eichen- und Waldkiefernwälder bestimmen die zentrale Landschaft. In den Randgebieten bietet das Grünland Raum für Tierhaltung und Pflanzenbau, ganz im Osten und Süden auch für Weinbau. In der Vogelwelt stechen der Habichtsadler und der Schlangenadler hervor. Unter den Säugetieren ist die gesamte klassische Fauna der provenzalischen Wälder vertreten: Wildschweine, Rehe, Füchse, Steinmarder, Ginsterkatzen, Hasen etc. Der östliche Teil des Massivs beherbergt auch eine Population von Gämsen.
Größere Flüsse im Naturpark sind: Cauron, Caramy, Issole, Gapeau, Huveaune und Arc. Außerdem wird im Canal de Provence[1], der mit seinen vielen unterirdischen verlaufenden Abschnitten den Naturpark durchquert, Wasser – überwiegend für die landwirtschaftliche Nutzung – aus dem Verdon in die südlichen Landesteile geleitet.
Das Gebietes zog durch seinen natürlichen Reichtum schon sehr früh menschliche Besiedelungen an, die bereits in der Steinzeit begannen. Ein Zeuge dieser Entwicklung findet sich im Wald von Plan-d’Aups-Sainte-Baume, am Nordhang der Bergkette. Die dortige Höhle entstand durch natürliche geologische Entwicklungen und wurde von den ersten menschlichen Siedlern schon als Wohnstätte genutzt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie zu einer Kultstätte, zur Zeit der Ligurer und Griechen reichten die mit ihr verbundenen Mythen aus, um sie zu erhalten und zu schützen. Im Zeitalter der Christianisierung wurde dort die Höhlenkirche Sainte-Marie-Madeleine erbaut, da der Sage nach dort Maria Magdalena die letzten Tage ihres Lebens verbracht haben soll. In der Folge regelten die Päpste, Grafen der Provence und Könige von Frankreich ihre Nutzung und aktuell ist das Nationale Forstamt („Office national des forêts“) für seine Erhaltung zuständig. Heute ist das Sainte-Baume-Massiv ein Ziel von spirituellen Pilgerfahrten, bei der neben der Höhlenkirche Sainte-Marie-Madeleine, die Basilika Saint-Maximin, die Kartause von Montrieux, die Zisterzienserinnenabtei Gémenos und andere sakrale Stätten besichtigt werden können.
Im 17. und 18. Jahrhundert wurde im Sainte-Baume-Massiv die Herstellung von Eis betrieben. Wasser und Schnee wurde während der kalten Jahreszeit in Dolinen oder Becken mit niedrigen Mauern aufgefangen und gefroren. Das Eis wurde dann in Kühlern gelagert, riesige Behälter von 10 bis 20 m Tiefe, die in den Felsen gegraben wurden, zu einem Viertel ihrer Höhe aus dem Boden ragten und mit einem Dach aus Ziegeln bedeckt waren, die auf einer Erdschicht platziert waren. Im Sommer wurden die Eisblöcke geschnitten und nachts mit einem Wagen bis Toulon transportiert. Einige Kühler sind heute noch zu sehen, z. B. der Pivaut-Kühler in Mazaugues.[2]
Aber auch Touristen, die auf der Suche nach Natur, Freizeit oder Geschichte sind, finden hier vielerlei Lokationen aus ihren Interessengebieten.
Das Massiv von Sainte-Beaume ist ein Paradies für Naturfreunde, Wanderbegeisterte und Klettersportler. Einen speziellen Kletterpfad bietet der Pic de Bertagne, der freie Sicht auf die Alpen und das Meer bietet.