Rechovot (hebräisch רְחוֹבוֹת, modernhebräische Aussprache: [reˈxovot][4], arabisch رحوفوت, andere Schreibweisen: Rehovot, Rechowot) ist eine Stadt in Israel. Sie liegt etwa 20 Kilometer südlich von Tel Aviv und hat 141.579 Einwohner (2018). Der Name bedeutet „Straßen“ oder „weite Räume“ und leitet sich von der Bibel ab ((Gen 26,22 LUT) auch im Stadtwappen zitiert), wo er den weiten Raum neben einem von Isaak gegrabenen Brunnen bezeichnet.
Gegenwärtiger Bürgermeister ist Matan Dil.
Rechovot wurde am 6. März 1890, in einem nur spärlich von Arabern besiedelten Gebiet, von polnischen und russischen Juden gegründet. 1908 siedelten sich Einwanderer aus dem Jemen an. Die ersten Siedler legten Weinberge, Obst-, Mandelbaum- und Zitrusplantagen an.
1913 forderten jüdische Einwanderer aus Europa gemeinsam mit Aktivisten des Schomer die Entlassung arabischer Arbeiter in Rechovot. Darauf folgten Auseinandersetzungen, bei denen ein europäischer Einwanderer und ein einheimischer Araber getötet wurden. Die Vorsteher der arabischen Dörfer in der Umgebung berichteten dem Gouverneur, dass die jüdischen Einwanderer „morden, plündern sowie muslimische Frauen und Mädchen vergewaltigen“.
Der Schomer drohte, die Siedlung zu verlassen, falls die Araber nicht entlassen würden. Die Leitung der Siedlung kündigte den Vertrag mit dem Schomer, und Schmu'el Tolkowski, ein prominenter Siedler, sagte, das Verhalten des Schomer schade dem Ansehen der Siedlung, da er „unbewaffnete und unschuldige Menschen aus reiner Laune mit Peitschen schlägt“, und dass die „Brutalität … und Unmenschlichkeit“ des Schomer nicht nötig seien.[5] Im Zuge des britischen Vordringens an der Palästinafront errichteten die Britische Militärbahnen in Palästina 1916–1918 die palästinensische Stammstrecke der Sinai-Bahn bis Lod, an der die dann zivilen Palestine Railways (PR) 1920 den Bahnhof Rechovot einrichteten.
Von 1945 bis 1948 betrieb die Haganah unter der Wäscherei eines auf einem Hügel gelegenen Kibbuz eine geheime Munitionsfabrik, die seit 1987 als Museum zugängig ist.
Am 29. Februar 1948 verübte die paramilitärische Untergrundorganisation Lechi einen Anschlag auf den von Kairo nach Haifa verkehrenden Zug der PR, kurz nachdem dieser den Bahnhof Rechovot verlassen hatte. Dabei wurden 28 britische Soldaten getötet, weitere 35 Soldaten und 100 Zivilisten verletzt.
Das meiste Land der arabischen Ortschaft Sarnūqa (زرنوقة) gehört heute zu Rechovot. 1948 wurden alle 2761 arabischen Bewohner vertrieben und die meisten ihrer Häuser zerstört.[7]
Nach einer Welle von islamistisch motivierten Messerattentaten gab im Oktober 2015 die Stadtverwaltung einen Sondererlass heraus, in dem es hieß, dass „Arbeitern, die Angehörige von Minderheiten sind“ (gemeint sind Arabische Israelis), „der Zutritt zu Bildungseinrichtungen verboten ist“. Doron Milberg, ein städtischer Beamter, verteidigte den Erlass und sagte: „Das Reinigungspersonal ... ist bei der Stadt angestellt und es ist kein einziger Araber darunter.“[9]
Bürgermeister
1950–1955: Ben-Zion Horowitz
1955–1968: Yitzhak Katz
1968–1969: Mosche Barsilai
1969–1978: Shmuel Rechtman
1978–1989: Yehezkel Harmelech
1989–1993: Michael Lapidot
1993–1998: Yaakov Sandler
1998–2009: Schuki Forer
2009–2024: Rachamim Malul
seit 2024: Matan Dil
Wirtschaft
Rechovot ist das israelische Zentrum des Orangenanbaus und Sitz vieler Unternehmen, die Fruchtsäfte abfüllen oder zu Konzentraten verarbeiten.[10]
Im Norden Rechovots befindet sich mit dem Tamar Science Park ein ca. 100 Hektar großes Gewerbegebiet, auf dem sich hauptsächlich Unternehmen aus dem Hochtechnologie-Sektor angesiedelt haben.
↑Benny Morris: The Birth of the Palestinian Refugee Problem Revisited. Cambridge University Press, 2004, S. 258f. et passim; Sami Hadawi: Palestinian Rights and Losses in 1948: A Comprehensive Study. Saqi Books, 1988, S. 237; Welcome To Zarnuqa
↑Der Heidelberger evangelische Pfarrer und christliche ZionistHermann Maas wurde im Jahr 1995 mit der Benennung einer Straße (רחוב ד״ר הרמן מאאס Rechov Dr. Hermann Maas) im östlichen Stadtteil HaYovel geehrt. Er berichtet von seinen Besuchen in Rechovot im Jahr 1933 und 1950. (Hermann Maas: Skizzen von einer Fahrt nach Israel, Karlsruhe 1950, S. 51.)