Die Provinz Morona Santiago (span.Provincia de Morona Santiago) ist eine Provinz in Ecuador. Sie liegt im Oriente genannten Anteil Ecuadors am Amazonasbecken und hat auf einer Fläche von rund 24.000 km² etwa 190.000 Einwohner. Ihre Hauptstadt ist Macas. Die Provinz ist benannt nach den Flüssen Río Morona und Río Santiago, die Nebenflüsse des Amazonas sind, bzw. nach zwei Kantonen, die die Namen der Flüsse tragen.
Der Westen der Provinz Morona Santiago befindet sich zwischen dem Osthang der Anden und verschiedenen subandinen Kordilleren, darunter im Süden die Cordillera del Cóndor, die dreimal (1941, 1981 und 1995) Schauplatz von Grenzkriegen bzw. Kampfhandlungen zwischen Ecuador und Peru war (siehe unten). Hier wurden die letzten Grenzsteine erst 1999 gesetzt.
Der höchste Berg der Provinz ist der aktive Vulkan Sangay (5230 m). Er befindet sich im Sangay-Nationalpark, den sich die Provinz Morona Santiago mit den Provinzen Tungurahua und Chimborazo teilt und der zum Weltnaturerbe gehört. Neben der Natur befinden sich hier auch Überreste von in der zweiten Hälfte des vierten Jahrtausends v. Chr. errichteten Pyramiden.
Den Großteil der Provinz bildet jedoch eine waldbewachsene Ebene, die von zahlreichen Flüssen durchzogen werden, die in den Bergen entspringen und dem Amazonas und seinen Nebenflüssen zufließen. Neben den namensgebenden Flüssen Río Morona und Río Santiago durchfließen unter anderem der Río Palora und der Río Bobonaza die Provinz. Der Río Upano, der Río Paute und der Río Zamora sind Quellflüsse des Río Santiago. Der Río Pastaza bildet die Grenze zur gleichnamigen Provinz im Nordosten. Das Klima in dieser Region ist heiß und schwül.
Die Inka übten keinen bedeutenden Einfluss auf das Gebiet der heutigen Provinz Morona Santiago aus. Möglicherweise wichen die Vorfahren der Shuar und Achuar, der wichtigsten indigenen Volksgruppen in der heutigen Provinz, vor den vorrückenden Inka aus dem Gebiet der Provinz Loja in das Amazonasgebiet zurück.
Während der Konquista wurde der Oriente 1548 von Vizekönig Pedro de la Gasca formal in vier Eroberungsgebiete unterteilt, von denen eine ihren Stützpunkt in Macas hatte und eine gobernación beinhaltete. Tatsächlich gelang es der indigenen Bevölkerung aber, Missionare und Goldsucher lange von einem dauerhaften Vordringen fernzuhalten. So griffen Shuar und Verbündete 1599 in einem großen Feldzug die Goldsuchersiedlungen Sevilla de Oro und Logroño an und zerstörten sie.
Bis in das 19. Jahrhundert blieb Macas die einzige bedeutendere Siedlung in der Gegend. Im Gesetz über die territoriale Gliederung Großkolumbiens von 1824 wurde das Gebiet als Kanton Sangay der Provinz Chimborazo des Departamento del Ecuador (Quito) zugeordnet. Diese Zuordnung blieb nach der Unabhängigkeit Ecuadors (1830) bestehen. 1860 entstand erstmals anstelle des Kantons Sangay der Kanton Morona. Im Jahr 1921 wurden durch Verfeinerung der Territorialgesetzgebung im Amazonastiefland die Provinzen Napo-Pastaza und Santiago-Zamora geschaffen. Hauptstadt von Santiago-Zamora wurde Macas.
1925 wurde der Kanton Morona in die Kantone Macas und Morona unterteilt. Als 1953 die Provinz Morona Santiago durch Trennung von der neuen Provinz Zamora Chinchipe entstand, gehörte neben den nach 1925 neu eingerichteten Kantonen Gualaquiza, Santiago und Limón-Indanza zunächst nur der Kanton Macas zu selbiger, der Kanton Morona nicht. In der Folgezeit wurde 1955 der Kanton Macas aufgelöst und 1959 der Kanton Morona der Provinz angegliedert.
Entwicklung der Einwohnerzahl der Provinz Morona Santiago bei Volkszählungen seit 1990 zum jeweiligen Gebietsstand:
Im Naturschutzgebiet Los Tayos in der Cordillera del Cóndor befindet sich eine Reihe von sehr tiefen Höhlen (Höhlen von Los Tayos), die nach lokalen Überlieferungen immense Schätze enthalten sollen.
Kantone
Die Provinz Morona Santiago ist derzeit in zwölf Kantone unterteilt. Diese sind (in der Reihenfolge ihrer Einrichtung):
Morona (1824 wurde der Vorgängerkanton Sangay eingerichtet; Hauptort: Macas)
Logroño (eingerichtet 1997; Hauptort: Logroño; der Name stammt von der 1599 zerstörten Siedlung Logroño de los Caballeros, die sich in dieser Gegend befand; das heutige Logroño wurde von Missionaren in den 1930er Jahren gegründet)