Die erste Erziehungs- und Unterrichtsanstalt nach den Idealen der Philanthropie gründete der Theologe, Reformpädagoge und Philanthrop Johann Bernhard Basedow (1724–1790) im Jahr 1774 in Dessau. Das Philanthropinum Dessau wurde zum Vorbild einer Vielzahl ähnlicher Schulen, von denen einige erst nach der Schließung des Dessauer Instituts im Jahr 1793 gegründet wurden.
Zur größten und am längsten bestehenden Einrichtung dieser Art entwickelte sich das Philanthropin in Frankfurt am Main, das zeitweise bis zu 1000 Schüler unterrichtete. Als Schule der israelitischen Gemeinde wurde sie 1942 durch die Nationalsozialisten geschlossen. Im Jahr 1966 wurde sie erneut eingerichtet.
Die Militärschule orientierte sich stark am Vorbild der ein Jahr später gegründeten Dessauer Schule und wurde gelegentlich auch als „Philanthropin Colmar“ bezeichnet.[1]
Das Dessauer ‚Mutterinstitut‘ wurde zum Vorbild einer Vielzahl ähnlicher Schulen. Auch das heutige „Gymnasium Philanthropinum“ in Dessau stellt sein Leitziel unter das Motto: Schule der Menschenfreundschaft.
Das Philanthropin entwickelte sich aus dem von Johann Peter Nesemann geleiteten Seminars in Haldenstein und scheiterte bereits im Februar 1777 an Unterfinanzierung.
Nichtkonfessionelle Knabenschule (Unter der unmittelbaren Oberaufsicht der kurpfälzischen hohen Landesregierung stehendes, öffentliches Erziehungsinstitut)[3]
Die heutige „Salzmannschule“ in Schnepfenthal, ein Stadtteil von Waltershausen, sieht sich als letztes noch erhaltenes Philanthropin in Deutschland.[4]
Ab 1796 führte Johann Peter Nesemann das Institut gemeinsam mit Heinrich Zschokke (1771–1848). Von November 1793 bis Juni 1794 wirkte der spätere „Bürgerkönig“ Louis-Philippe unter dem Namen „Monsieur Chabod“ als Erzieher an dieser Schule.
Die Schule der israelitischen Gemeinde wurde 1942 durch die Nationalsozialisten geschlossen. Die im Jahr 1966 neugegründete Schule der Jüdischen Gemeinde trägt heute den Namen „I. E. Lichtigfeld Schule im Philanthropin“.
Später unter dem Namen Société Royale de Philanthropie
Literatur
Karl Friedrich Bahrdt: Philanthropinischer Erziehungsplan. Eichenberg, Frankfurt am Main 1776.
Bernd Feige: Philanthropische Reformpraxis in Niedersachsen: Johann Peter Hundeikers pädagogisches Wirken um 1800. Böhlau, Köln Weimar Wien 1997, ISBN 3-412-07596-5.
Leonhard Friedrich (Hrsg.): Pädagogische Welt – Salzmanns Schnepfenthal. IKA, Jena 2008. ISBN 978-3-938203-49-1.
André Griemert: Bürgerliche Bildung für Frankfurter Juden? Das frühe Philanthropin in der Kontroverse um die jüdische Emanzipation. Tectum, Marburg 2010, ISBN 978-3-8288-2400-3.
Simone Hornung: Johann Bernhard Basedow und sein Philanthropin in Dessau. Grin Verlag, 2007, ISBN 978-3-638-79515-9.
Daniel Schmidt: Der pädagogische Staat: die Geburt der staatlichen Schule aus dem Geist der Aufklärung. Nomos, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6774-1.
Karl Wassmannsdorff: Die Turnübungen in den Philanthropinen zu Dessau, Marschlins, Heidesheim und Schnepfenthal. Karl Groos, Heidelberg 1870.
Einzelnachweise
↑Schweizerischer Lehrerverein (Hrsg.): Schweizerische Pädagogische Zeitschrift. Band 23, Zürich 1913, S. 290.
↑Gerhard Krause, Gerhard Müller: Theologische Realenzyklopädie. Band 5, Walter de Gruyter, Berlin 1980, S. 132, ISBN 3-11-007739-6