Ostermundigen ist eine Gemeinde in der Agglomeration Bern und liegt östlich von Bern am Fuss des Ostermundigenbergs.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt findet sich Ostermundigen im Jahr 1239 in der Phrase Chonradus laicus de Osturmundingin. Beim Ortsnamen handelt sich um einen primären Siedlungsnamen, gebildet mit dem althochdeutschen männlichen Personennamen Ostermund, erweitert um das Zugehörigkeitssuffix ‑ingen; «Ostermundigen» bedeutete somit ursprünglich «bei den Leuten des Ostermund».[6]
1870 wurde in Ostermundigen die erste Zahnradbahn Europas in Betrieb genommen, um Gestein vom damals grössten Steinbruch der Schweiz in Ostermundigen zum Bahnhof zu transportieren.[7]
Ostermundigen ist erst seit der Abspaltung von Bolligen im Jahre 1983 eine selbständige Gemeinde, vorher war sie lediglich eine sogenannte Viertelsgemeinde von Bolligen. Aus der ehemaligen Holzgemeinde wurde in den letzten Jahrzehnten eine typische Agglomerationsgemeinde mit vielfältigem Angebot.
Seit 1979 hat Ostermundigen eine Städtepartnerschaft mit Löhnberg an der Lahn, Deutschland.
Ab Anfang 2021 wurden unter dem Projekttitel «Kooperation Ostermundigen – Bern» Fusionsverhandlungen zwischen der Stadt Bern und Ostermundigen geführt.[8] Nachdem die Fusionsdokumente von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 2022 der Öffentlichkeit zur Vernehmlassung vorgelegt worden waren, verabschiedeten die Gemeinderäte von Bern und Ostermundigen im April 2023 das Fusionspaket zuhanden der beiden Parlamente und der Stimmberechtigten. Im Juni 2023 beschlossen die Parlamente der beiden Gemeinden, den Stimmberechtigten die Fusion zur Abstimmung vorzulegen – mit der Empfehlung, diese anzunehmen.[9] Die Volksabstimmung fand in beiden Gemeinden am 22. Oktober 2023 statt. Während die Stimmberechtigten der Stadt Bern der Fusion mit rund 72 % zustimmten, lehnte sie die Ostermundiger Stimmbevölkerung mit über 57 % ab.[10][11] Das Fusionsprojekt ist somit gescheitert.
Der Gemeinderat ist die Exekutive Ostermundigens. Er zählt sieben Mitglieder (bis 2012 neun). Mit Ausnahme des Gemeindepräsidenten arbeiten die Gemeinderäte nebenamtlich. Der Gemeinderat wird alle vier Jahre im Proporzsystem gewählt (gleichzeitig mit dem Grossen Gemeinderat). Sofern mehrere Kandidaturen eingehen, wird der Gemeindepräsident im Majorzverfahren gewählt, ansonsten in stiller Wahl. Gemeindepräsident ist seit 2013 Thomas Iten (parteilos; zuvor SP-Gemeinderat).[13][14][15][16][17][18]
Der Grosse Gemeinderat ist die Legislative Ostermundigens. Er umfasst 40 Mitglieder und wird alle vier Jahre im Proporzsystem gewählt. Die links stehende Grafik zeigt die momentane Sitzverteilung des Grossen Gemeinderates (Stand Januar 2024).
Die untenstehende Tabelle zeigt die Sitzverteilung nach den Wahlen seit Einführung des Gemeindeparlamentes[19]:
Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Ostermundigen (in Klammern die Veränderung im Vergleich zu den Wahlen 2019 in Prozentpunkten): SP 25,68 % (+4,67), SVP 22,80 % (+0,81), glp 12,26 % (+1,81), Mitte 10,72 % (−2,52), Grüne 10,29 % (−3,90), FDP 6,91 % (−1,33), EVP 5,30 % (+0,09), EDU 2,09 % (+0,64), Weitere 3,94 % (−0,26).[24]
Wirtschaft
In Ostermundigen sind mehrheitlich KMU angesiedelt. Die grössten in der Gemeinde domizilierten Firmen sind Intersport und Emmi. Seit 2004 betreibt die Schweizerische Post in Ostermundigen ein Verteilzentrum. Neben diesen Firmen sind zudem bekannte Firmen wie die Friedrich Sport AG oder der Kabelhersteller «Kablan» in Ostermundigen tätig.
Verkehr
Den ersten Anschluss an den öffentlichen Verkehr erhielt Ostermundigen mit der Bahnstrecke Bern–Thun bereits 1859. 1924 wurde es an das Netz des Stadtberner Nahverkehrs angeschlossen.
Autobahnen (Anschlüsse Bern-Wankdorf und Bern-Ostring)
Mit voraussichtlichem Baubeginn im Juli 2024 wird innerhalb von rund 5 Jahren das Tram Bern – Ostermundigen (TBO) realisiert. Ab voraussichtlich 2025 bauen die SBB gleichzeitig den Bahnhof Ostermundigen um, u. a. mit direkten Verbindungen zu den Tramhaltestellen.
Kulturell ist Ostermundigen stark auf die benachbarte Stadt Bern ausgerichtet. Ostermundigen hat ein gut ausgebautes Grundschulsystem mit vier Schulzentren (Bernstrasse, Dennigkofen, Mösli und Rüti).[26]
In den Sandsteinbrüchen Ostermundigens wurden jahrhundertelang Sandsteine gebrochen, die in der Stadt Bern als Bausubstanz verwendet wurden. Namentlich auch das Berner Münster wurde zu grossen Teilen aus Ostermundiger Sandstein erbaut. Sogar Teile des Kölner Doms wurden mit Ostermundiger Sandstein hergestellt.
Das kulturelle Leben Ostermundigens wird stark durch seine zahlreichen Vereine bestimmt.
Literarische Erwähnung fand der Ort in der Kurzgeschichte «Der Rand von Ostermundigen» (1973)
von Franz Hohler