Ohrenbär – Hörgeschichten für Kinder[1] (bis Ende 2020: Ohrenbär – Radiogeschichten für kleine Leute) ist eine literarische Hörfunksendung vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) in Kooperation mit dem Norddeutschen Rundfunk (NDR).[2] Beworben wird der Titel u. a. im Logo in der Schreibweise „OHRENBÄR“.
Das Programm richtet sich an Kinder zwischen vier und acht Jahren. Die Geschichten behandeln Alltägliches, aber auch phantastische, skurrile, ernste oder lustige Themen.[2]
Die Geschichten werden von verschiedenen Autoren eigens für die Sendereihe geschrieben und von Schauspielern gelesen. Für ausgewählte neu produzierte Geschichten erstellen jährlich wechselnde Illustratoren Beitragsbilder. Dazu gehören Jens Rassmus und Nina Dulleck.
Eine Kinderstimme kündigt die Sendung an mit den Worten „Ohrenbär – Hörgeschichten für Kinder“ und beendet die Folge mit den Worten „Ohrenbär – Hörgeschichten für Kinder. In Radio und Podcast.“[2]
Eine Geschichte umfasst zwischen einer und sieben Folgen von jeweils zehn Minuten. Die meisten Geschichten werden als Fortsetzungsgeschichten in mehreren Teilen erzählt, die sich über eine Woche entwickeln. Jede Folge ist jedoch relativ in sich abgeschlossen.[8] Die einzelnen Geschichten sind dabei so geschrieben, dass die Lesung des reinen Textes genau acht Minuten umfasst.[9]
Ausgewählte Folgen gibt es bei den Streamingdiensten kixi, hearooz, Deezer und anderen oder als kostenpflichtigen Download im rbb Shop und bei Audible.[10]CDs sind im Handel erhältlich, die bei Jumbo und cbj Audio erscheinen.[11]
Im Radio werden alle Folgen der laufenden Woche sonntags zwischen 7 Uhr und 8 Uhr auf rbbKultur gesendet. Auf NDR Info Spezial wird täglich eine Folge jeweils um 18:50 Uhr und 19:50 Uhr ausgestrahlt.[3]
Wochentag
Uhrzeit
Radiosender
Format
Sonntag
7:00 – 8:00 Uhr
rbbKultur
alle Folgen der Woche als „Komplettgeschichten“
Montag – Freitag
18:50 – 19:00 Uhr
NDR Info Spezial
Einzelfolge
Montag – Freitag
19:50 – 20:00 Uhr
NDR Info Spezial
Einzelfolge
Tonträger und Bücher
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Grammophon sind von 1998 bis 2003 mehr als 35 Tonträger mit Geschichten aus den Ohrenbär-Sendungen erschienen. Nach 2003 wurden in loser Folge Erzählungen von den HörbuchverlagenDAV und edelkids veröffentlicht. Anschließend erschienen Geschichten bei JUMBO und cbj Audio.[11]
Im Ellermann Verlag erschien 2008 das Vorlesebuch „Ohrenbär – Die schönsten Geschichten zum Vorlesen“ und 2010 „Ohrenbär – Die schönsten Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen“. Vielfach veröffentlichen Autorinnen und Autoren ihre Ohrenbär-Geschichten nach der Erstausstrahlung auch in Buchform.[12]
Geschichte
Die erste Ohrenbär-Sendung wurde am 1. Oktober 1987 vom Sender Freies Berlin (SFB) ausgestrahlt. Die Reihe startete unter dem Namen „Ohrenbär - Radiogeschichten für kleine Leute“ und wurde als allabendliche Gutenachtgeschichte für Kinder gesendet. Die erste Geschichte der Reihe trug ebenfalls den Namen „Ohrenbär?“. Sie wurde von Ludwig Harig geschrieben und von Peter Matič gelesen.[13] Am Ende der Sendung sagte eine Kinderstimme: „Der Ohrenbär, der geht jetzt schlafen. Aber morgen ist er wieder da, mit neuen Radiogeschichten für kleine Leute. Gute Nacht für heute.“
1997 erhielt die Redaktion den „AusLese“-Jahrespreis sowie den Monatspreis Oktober von der Stiftung Lesen.[13]
2002 erhielt die Sendung eine eigene Webseite und ein neues Logo. Das Logo entstand im Rahmen eines Malwettbewerbs „Ohrenbär bekommt ein Gesicht!“ und zeigte erstmals den Ohrenbär mit Radio in der Hängematte in Form einer Mondsichel.[13]
Ab 2005 war das Begleitspiel „Ohrenbär & Krähe“ mit Sprüchen, Witzen, Rätseln und Reimen mit den Stimmen von Klaus-Peter Grap und Ilka Teichmüller vor jeder Geschichte zu hören.[14] Im April 2020 wurde es wieder eingestellt.[13] In dieser Zeit zeigte das Logo neben dem Ohrenbär auch die Krähe in der Hängematte.
Seit April 2014 gibt es die Sendung als Podcast im Feed und auf der Webseite und ist somit jederzeit und nicht nur abends zu hören. 2017 startete die ARD Audiothek und nahm die Sendung in ihr Repertoire auf.
Im Zuge des ersten Lockdowns der Covid-19-Pandemie im März 2020 kam zu den zehnminütigen Folgen auch eine Langspielversion mit den „Kompletten Hörgeschichten“ der Woche.[13]
2020 erhielt die Sendung ein überarbeitetes Logo und wurde in „Ohrenbär – Hörgeschichten für Kinder“ umbenannt, um auch die digitalen Angebote darzustellen.[13] Neben dem Radio sind im Logo auch ein Tablet, eine Bluetooth-Box und Kopfhörer zu sehen. Auch der Verabschiedungssatz wurde geändert. Darüber hinaus erhielt die Sendung erstmals neben der klassischen Ausstrahlung als zehnminütige Folge im Abendprogramm auch einen einstündigen Sendeplatz im Morgenprogramm von rbbKultur mit den „Kompletten Hörgeschichten“.
Koproduzierende Sender
Produzierender Sender war von Beginn bis 2003 der SFB. Seit dem Verbund von SFB und dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) am 1. Mai 2003 ist der rbb der produzierende Sender. Zur Erhöhung der Reichweite und Senkung der Produktionskosten werden seit 1989 Kooperationen mit anderen ARD-Hörfunksendern angestrebt. Die Anzahl der Partner schwankt.
Die langjährigsten Kooperationspartner sind der Westdeutsche Rundfunk Köln (WDR) und der NDR. Der WDR koproduzierte 30 Jahre lang von 1989 bis 2019. Der NDR koproduziert seit 1993. Das später im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) aufgehende Sachsen Radio koproduzierte im Jahr 1991. Der MDR beteiligte sich anschließend noch bis 1996.
Die nachfolgend noch einmal tabellarisch aufgeführten Sender strahlten die jeweiligen Ohrenbär-Folgen meist nur um wenige Minuten versetzt aus.
1987–1988: SFB
1989–1990: SFB, WDR
1991–1992: SFB, WDR, Sachsen Radio (ab 1992 MDR)
1993–1996: SFB, WDR, MDR, NDR
1997–2019 SFB (ab 2003 RBB), WDR, NDR
ab 2019: RBB, NDR
Ausstrahlung
Der SFB bzw. rbb strahlte die Sendung bis 2020 auf der seit Sendebeginn angestammten Berliner UKW-Hörfunkfrequenz 88,8 aus (zuerst auf SFB 1, danach auf Radio Berlin 88,8 bzw. rbb 88.8). Am 3. Januar 2021 bekam Ohrenbär einen Sendeplatz auf rbbKultur.
Der WDR strahlte Ohrenbär von 1989 bis 2003 im Musikprogramm des Schlagerradios WDR 4 aus, von 2004 bis 2019 im Rahmen der Sendung „Bärenbude“ auf WDR 5. Am 30. November 2019 beendete der WDR die Ausstrahlung.
Der NDR sendete die Reihe seit 1993 auf NDR 4 bzw. NDR Info. Am 1. Januar 2021 verschob der NDR die Ausstrahlung vom über UKW empfangbaren Sender NDR Info zu dem über Satellit empfangbaren Sender bzw. der DAB-Welle NDR Info Spezial.
Medienerziehung und Veranstaltungen
Unter dem Motto „OHRENBÄR unterwegs“ werden regelmäßig an verschiedenen Orten Lesungen von Ohrenbär-Geschichten veranstaltet. Eingeladen sind dabei Autoren und Autorinnen, die die Geschichten geschrieben, oder Schauspieler und Schauspielerinnen, die sie eingesprochen haben. Die etwa einstündigen Lesungen werden von Livemusik musikalisch untermalt.[4]
„OHRENBÄR und mehr“ ist eine Veranstaltungsreihe zur kreativen Medienerziehung von Kindern im Grundschulalter. In 90-minütigen Workshops hören die Kinder eine Geschichte, tauschen sich darüber aus und setzen sie gestalterisch um. Die Themen sind analog zum Programm vielfältig. Die Workshopreihe ist ein Kooperationsprojekt mit wechselnden kulturellen Einrichtungen, die als Gastgeber auftreten. Die Kosten werden vom Sender und dem Partner geteilt.[6]
Seit 2003 veranstaltet die Redaktion einen Schreibwettbewerb für Kinder aus deutschsprachigen Grundschulen. Auch internationale deutschsprachige Schulklassen reichen ihre gemeinsam geschriebenen Geschichten beim Wettbewerb ein.[15]
2001 rief die Redaktion zum ersten Mal zur Teilnahme an einem Malwettbewerb auf. Der erste Wettbewerb hatte das Thema „OHRENBÄR bekommt ein Gesicht“ und prägte das Logo mit Ohrenbär in einer Hängematte.[13] Die Malwettbewerbe wurden bis zur Covid-19-Pandemie 2020 jährlich veranstaltet.
Das 20. und 25. Jubiläum wurden jeweils mit einem Kinderfest in Berlin gefeiert.[13]
Das große Ohrenbär-Fest wird seit 2014 gefeiert. Dabei handelt es sich um ein Bühnenfest mit Programm. Unter anderem lesen prominente Gäste Geschichten, Wettbewerbsgewinner werden gekürt und Livebands treten auf. Der 30. Geburtstag der Sendung wurde im Rahmen dieser Reihe gefeiert.[5]
Rezeption
Das Ziel der Sendung Ohrenbär war, für die Kinder „mal mit heiterem, mal mit nachdenklichem Grundton“ verlässlich den Tagesausklang zu markieren.[16] So wird der Ohrenbär von vielen Hörern als Freund angesehen, auch über die Kindheit hinaus. Über ihn sagte Simon Lenartz vom Webradio „eldoradio“: „Der Ohrenbär war ein guter Freund von mir. Er hat mich mit seiner Stimme getröstet, mich mit seiner Musik sanft zugedeckt und mit seinen Geschichten ins Bett gebracht.“[17]
Im Handbuch Medienerziehung im Kindergarten von 1994 wird die Mehrheit der Beiträge jedoch als „banal unterhaltend“ kritisiert. Sie seien „manchmal erkennbar belehrend, anstatt produktiv zu irritieren“.[18]
Autoren
Weit mehr als 100 Autoren haben im Lauf der Jahre einzelne oder mehrere Folgen für den Ohrenbär geschrieben – darunter auch einige, die nicht ausschließlich mit Kinder- und Jugendliteratur hervorgetreten sind.[19]
↑Sonja Gähler: Ohrenbär – Radiogeschichten für kleine Leute. In: Wolfgang Schill, Jürgen Linke, Dieter Wiedemann (Hrsg.): Kinder und Radio. kopaed, München 2004, ISBN 3-935686-78-1, S. 94.