Der Begriff ist nicht unbedingt deckungsgleich mit Nordeuropa, zu dem je nach Definition teilweise das gesamte Baltikum, der Norden des europäischen Teiles von Russland oder auch das Vereinigte Königreich, beziehungsweise dessen nördlicher Teil, Schottland, gezählt werden. Diese Staaten hängen jedoch sprachlich, kulturell, politisch und geschichtlich meist enger mit anderen Staaten zusammen, weshalb eine Begriffsabgrenzung der nordischen Staaten von Nordeuropa entsteht.
Die skandinavischen Staaten (Dänemark, Norwegen, Schweden) bildeten seit der Eisenzeit ein gemeinsames nordgermanisches Kulturgebiet und wurden am Ende der Wikingerzeit in drei größere Königreiche vereinigt. Finnland geriet im Mittelalter unter schwedischen Einfluss. Die fünf modernen Staaten sind spätestens seit der Zeit der Kalmarer Union (15. Jahrhundert) auch politisch und wirtschaftlich eng miteinander verbunden; seit 1952 ist ihre Zusammenarbeit im Nordischen Rat formalisiert.[3] Die nordischen Länder teilen sich heute in mehr oder weniger starker Ausprägung das nordische Gesellschaftsmodell und gehören allesamt zu den am höchsten entwickelten Staaten der Welt.[4]
Die fünf nordischen Staaten Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden haben ihre Botschaftskanzleien in Deutschland in einem gemeinsamen Komplex, den Nordischen Botschaften in Berlin. Er besteht aus fünf einzelnen Gebäuden mit einem gemeinsamen, öffentlichen Gebäude, verbunden durch ein umlaufendes Kupferband. Der Bau steht symbolisch für die enge Kooperation zwischen den nordischen Staaten.
Die nordischen Staaten weisen trotz ihrer geographischen Nähe und oftmals gemeinsamen Geschichte eine große politische und sprachliche Vielfalt auf. Auch auf internationaler Ebene sind sie teilweise sehr unterschiedlich vertreten, entgegen dem „Skandinavismus“ und Zielvorstellungen beispielsweise des Nordischen Rates.
Bernd Henningsen: Die Welt des Nordens. Zwischen Ragnarök und Wohlfahrtsutopie. Eine kulturhistorische Dekonstruktion. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-8305-5101-0.
Axel Sømme (Hrsg.): Die Nordischen Länder. Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden. Westermann, Braunschweig 1967 (englisch: A Geography of Norden. Denmark, Finnland, Iceland, Norway, Sweden. Oslo 1960. Übersetzt von Wolfgang Tietze).
vifanord Virtuelle Fachbibliothek für Literatur mit Bezug zu Nordeuropa und dem Ostseeraum (Projekt der Universitäten in Greifswald, Göttingen und Kiel)
Einzelnachweise
↑Das dänische / norwegische/schwedische Wort Norden entspricht wortwörtlich dem deutschen Ausdruck „der Norden“ (die Endung -en markiert die bestimmte Form des Substantivs nord). Neben der Bezeichnung für die Himmelsrichtung wird das Wort in diesen drei kontinentalskandinavischen Sprachen auch als Eigenname für die hier beschriebene Region verwendet. Deshalb ist die im Deutschen manchmal verwendete Übersetzung „der Norden“ ganz wortgerecht.
↑Axel Sømme (Hrsg.): Die Nordischen Länder. Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden. Westermann, Braunschweig 1967, S. 19.
↑Axel Sømme (Hrsg.): Die Nordischen Länder. Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden. Westermann, Braunschweig 1967, S. 19.
↑Ewald Gläßer, Rolf Lindemann, Jörg-Friedhelm Venzke: Nordeuropa. Geographie, Geschichte, Wirtschaft, Politik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-14782-0, S. 149.