Neuerburg liegt im Tal der Enz und an den waldreichen Hängen der aus Schieferfels bestehenden umliegenden Berge in der Westeifel. Über der Stadt auf einem Bergsporn befindet sich die namengebende Neuerburg.
Zu Neuerburg gehören auch die WeilerDaudistel, In der Enz und ein Teil von Görgenhof sowie die Wohnplätze Funkhaus, Hasenhof, Johanneshof, Kreuzdellhof und Latersbach.[3]
Die „Bierstadt“ Bitburg liegt 25 km südöstlich von Neuerburg, 54 km südlich liegt Trier. 17 km westlich beginnt das Großherzogtum Luxemburg.
Stadtbild und Geschichte
Kleinere Häuser und verwinkelte Gassen prägen das Stadtbild. Auf einem Felsen ragt die 500-jährige spätgotische Pfarrkirche St. Nikolaus hervor. Darüber befindet sich das einstige Vogtgebäude, heute Pfarrhaus, mit dem zur Stadtmauer gehörenden Rundturm, sowie die zum Teil restaurierte Burg, die als die größte noch erhaltene Burganlage des Kreises Bitburg-Prüm gilt.[4] Die Kleinstadt konnte Teile ihres mittelalterlichen Charakters bewahren.
Brunnen am Marktplatz
Pfarrhaus mit Turm der ehemaligen Stadtmauer
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Neuerburg im Jahre 1332 in einer Stadtrechtsurkunde. Friedrich, Herr zu Brandenburg (Luxemburg) und Neuerburg, besiegelte den Einwohnern des Ortes die Freiheitsrechte.[5] Die Burganlage selbst geht ins 12. Jahrhundert zurück, als die Lehnsherren der Grafschaft Vianden tributpflichtig waren.
Der Eingang zum Burgfried dient seit alters her als Glockenturm der Kirche.
Nach einem Stadtbrand im Jahr 1818 nutzten die Menschen Steine aus der Stadtmauer zum Häuserbau.
Im Mai 1902 stimmte der preußische Landtag einem Gesetzentwurf zu, auf Grund dessen der Bau der Bahnstrecke Pronsfeld–Neuerburg und der Bahnstrecke Pronsfeld–Waxweiler 1903 beginnen konnte. Mit dem Bau erfolgte der Anschluss über die Westeifelbahn an das deutsche Bahnnetz. Er war für die wirtschaftliche Entwicklung Neuerburgs und des Landes von großer Bedeutung, wurde aber auch aus militärstrategischen Gründen (Schlieffen-Plan) genehmigt. Beide Strecken wurden am 6. Juli 1907 feierlich eröffnet. Wegen der Wichtigkeit dieses Ereignisses waren Kaiser Wilhelm II. und ersatzweise der Kronprinz Wilhelm eingeladen, folgten der Einladung jedoch nicht.[6] Die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Bahnstrecke wurde 1950 wieder eröffnet.
Im Zweiten Weltkrieg kamen 80 Soldaten und 40 Einwohner bei einem Bombenangriff am 23. Dezember 1944 ums Leben. Die Kleinstadt wurde zu 40 % zerstört und 33 Häuser waren nur noch Ruinen.[7]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Neuerburg Teil der französischen Besatzungszone und kam 1946 zum damals neu gebildeten Bundesland Rheinland-Pfalz.
Statistik zur Einwohnerentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl der Stadt Neuerburg, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]
Lothar Fallis (parteilos) wurde am 19. März 2018 Stadtbürgermeister von Neuerburg,[10] nachdem er als bisheriger Erster Beigeordneter bereits seit November 2017 die Amtsgeschäfte geführt hatte.[11] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 86,03 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[12] Bei der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 wurde er bei einer Wahlbeteiligung von 55,0 % ohne Gegenkandidaten mit 61,1 % der Stimmen erneut wiedergewählt.[13]
Die Vorgängerin von Fallis, Anna Kling (CDU), hatte das Amt acht Jahre ausgeübt, es Ende Oktober 2017 aber aus persönlichen Gründen niedergelegt.[11]
Wappen
Blasonierung: „Silbern und gespalten, vorne schwarzes enges Schräggitter, belegt mit einem silbernen Schild, darüber ein schwarzer rechter Faden, hinten ein roter, schwarz gemauerter, zinnenbewehrter Turm mit offenem Eingang.“[14]
Wappenbegründung: Neuerburg erhielt erstmals im Jahr 1332 durch Friedrich von Brandenburg Stadtrechte. Die Stadt wählte damals als Siegel den zweigeteilten Schild. Auf der linken Seite befindet sich das Wappen des Verleihers der Stadtrechte, Friedrich von Brandenburg. Der Turm auf der rechten Seite ist redend für den Ortsnamen und erinnert an die sehr stark ausgeführte Stadtmauer. Das Wappen wurde am 16. Dezember 2021 genehmigt.[15]
Schwarzbildchen. Eine 46 cm große Holzfigur in einer 700-jährigen Eichenbaumruine, gestiftet vom Ritter Kuno von Falkenstein, wurde zum Wallfahrtbild. Sie ähnelt der Schwarzen Muttergottes von Altötting.
Pestkreuz. Das am Schaft reich verzierte Pestkreuz, ein Nischenkreuz, erinnert an die Seuchen der Stadt, zuletzt im Jahre 1636.
Eligiuskapelle. Die Kapelle aus dem Jahr 1437 und der Eligiusbrunnen erinnern an den Hl. Eligius.
Marktbrunnen. Die neuere Arbeit des Aachener Künstlers Bonifatius Stirnberg aus Bronze zeigt Vereinsleben und traditionelle Handwerkskünste der Stadt.
St. Nikolaus, die spätgotische Pfarrkirche aus dem Jahre 1492.
Tuchwebereien und Gerbereien an der Enz waren noch um 1900 wichtige Wirtschaftsbetriebe. Auch andere Handwerker sowie Fuhrleute prägten die Wirtschaft. Heute lebt ein Großteil der Einwohner vom wachsenden Fremdenverkehr.
Das Staatliche Eifel-Gymnasium (kurz SEG) mit angegliederten Internaten hat etwa 400 Schüler, die hier seit 1976 ihr Abitur ablegen. Dieses Gymnasium besuchen auch deutsch lernende Aussiedler aus Russland, Polen oder den GUS-Staaten, um hier ihr Abitur zu machen. In den Internaten wird sehr viel Wert auf Toleranz und Akzeptanz gelegt. Es gibt diverse Freizeitmöglichkeiten.
Auf dem Internatsgelände stehen drei Gebäude:
das Jungeninternat,
das Verwaltungsgebäude mit Kantine und Küche
das Mädcheninternat.
Die Aussiedler verbringen ihre Zeit hauptsächlich in den Internaten. Dort wohnen zeitweise etwa die Hälfte der Schüler. Die Aussiedler absolvieren einen halbjährigen Sprachkurs und nach Bestehen treten sie in die halb- bis einjährige Aufbauklasse ein. Dort werden sie mit dem Stoff der Oberstufe vertraut gemacht und der notwendige Wissensstand vermittelt.
Im Atrium oder in der Schulbibliothek wird die Reihe Vorlesungen in der Bibliothek mit Vorträgen von Lehrern, Professoren oder bekannten Autoren veranstaltet.
Hans Theis (1921–1975), Autor, Dichter, Heimatkundler und Kommunalpolitiker, lebte und starb in Neuerburg
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
Ernst Wackenroder (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, herausgegeben von Paul Clemen, Band 12/I). Schwann, Düsseldorf 1927, S. 126 und 193–222; Nachdruck: Verlag der Akademischen Buchhandlung Interbook, Trier 1983, ISBN 3-88915-006-3.
Hans Theis: Die Stadtbefestigung des mittelalterlichen Neuerburg. In: Heimatkalender für den Kreis Bitburg, Jg. 1955, S. 79–82.
Neuerburg, 650 Jahre Stadt. Herausgegeben von der Stadt Neuerburg. Neuerburg 1983.
Leonhard Palzkill: Wanderungen im deutsch-luxemburgischen Grenzraum. Neuerburg 2006.
Geschichte der Stadt und Herrschaft Neuerburg. Eine Sammlung von Beiträgen zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Neuerburg. Neuerburg 2017.
↑Martin Brunker: Die Burg Neuerburg. In: ders. (Hrsg.): Geschichte der Stadt und Herrschaft Neuerburg. Eine Sammlung von Beiträgen zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Neuerburg. Neuerburg 2017, S. 48–58.
↑Bernard Graf: Beitrag zur Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Brandenburg. Schroell, Diekirch 1861, S. 8.
↑Hermann Elenz Schienen, Dampf und Kohlenstaub Zur Geschichte des Eisenbahnbaus in der Eifel, S. 51 ff, Helios Verlags- und Buchvertriebsgesellschaft, Aachen 1969, ISBN 3-925087-73-7
↑Martin Brunker: Chronik der Stadt. In: Internetpräsenz. Stadt Neuerburg, Neuerburg (Eifel), abgerufen am 3. September 2022.