Eine Münzprägeanstalt oder Münzstätte (auch Prägestätte) ist eine staatliche Institution, die Kurs- und Gedenkmünzen im Auftrag eines Landes prägt. Eine synonyme Kurzbezeichnung für eine Prägeanstalt ist Münze, was sich im Namen vieler Münzbetriebe niederschlägt.
Nach der Deutschen Reichsgründung 1871 ging das Münzrecht von den einzelnen deutschen Staaten an das Reich über. Per Beschluss des Bundesrats vom 7. Dezember 1871 wurden Großbuchstaben des Alphabets als Münzzeichen (Münzbuchstaben) verwendet – und zwar in der Reihenfolge, wie die Bundesstaaten in Artikel 6 der Reichsverfassung rangmäßig aufgezählt waren. Dabei wurde I ausgelassen wegen Verwechselungsgefahr mit J (das nunmehr Hamburg repräsentierte), 1 (eins) und I (römisch eins). Diese Münzzeichen ersetzten die vorherigen Münzmeisterzeichen.
1923 (mit alten Stempeln), 1938 (mit alten Stempeln), 1939
für die Münzen des Generalgouvernements Polen, Ausgabe mit Bekanntmachung vom 23. April 1940
In den fetthervorgehobenen Orten sind die gegenwärtig aktiven 5 staatlichen deutschen Münzprägeanstalten. In Wien (A), Utrecht/Houten (NL) und Paris (F) werden auch heute noch Münzen geprägt.
Schweizer Münzen tragen das Münzzeichen B für die Swissmint in Bern. Die Fünfzigrappenstücke der Jahre 1968 und 1969 sowie die Ein- und Zweifrankenstücke des Jahres 1968 existieren sowohl mit als auch ohne Münzzeichen, letztere wurden in London geprägt. Die Kapazitäten der Eidgenössischen Münzstätte reichten damals nicht mehr aus, da nach dem starken Preisanstieg des Silbers die Silbermünzen gehortet wurden und durch Kupfernickel-Münzen ersetzt werden mussten. Ebenfalls ohne Münzzeichen sind die in London geprägten Zweirappenstücke des Jahrgangs 1969, ein Teil der Fünfzigrappenstücke des Jahres 1970 (nicht unterscheidbar von den Berner Prägungen, da beide ohne Münzzeichen) und ein Teil der Einfrankenstücke des Jahres 1969 (trotzdem mit „B“, d. h. nicht von den Berner Prägungen unterscheidbar).[2]
Christopher Maynard (Text), Bill Fallover (Bilder): Wunderwelt Geld („Amazing world of money“). Tessloff Verlag, Hamburg 1978, ISBN 3-7886-0158-2.
Renate Kingma (Text); Gerd Wener (Bilder): Münzen und Geld. Tessloff Verlag, Nürnberg 1991, ISBN 3-7886-0418-2 (Was ist was?; 78)
Klaus Jopp: Neue Taler braucht das Land. In: Die Zeit 42/Oktober 1998, S. 61.
Herbert Rittmann: Deutsche Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit bis 1914. Brockhaus, Solingen 2003, ISBN 3-930132-22-2 (Bibliothek für Familienforscher; 4).
Gerhard Schön: Deutscher Münzkatalog 18. Jahrhundert. Battenberg, München 2002, ISBN 3-89441-525-8
Gerhard Herinek: Austria Netto Katalog Münzen ab 1780 und Banknoten ab 1854. ANK-Verlages, Wien 2004, ISBN 3-901678-66-2
Rádóczy Gyula: Mária Terézia magyar pénzverése. Magyar Éremgyűjtők Egyesülete, Budapest 1982, ISBN 963-02-2249-3
↑Eduard Döring: Handbuch der Münz- und Wechselkunde: oder, Erklärung der Wechsel-, Geld- und Staatspapiere-Kurszettel.Johann Christoff Hermann’sche Buchhandlung, Frankfurt/Main 1837, S. 4.