Der Mini Countryman ist die SUV-Modellreihe der Automobilmarke Mini von BMW. Die erste Generation des Fahrzeugs wurde im September 2010 in den Markt eingeführt; die zweite Generation kam im Februar 2017 in den Handel. Die dritte Generation folgte Anfang 2024.
Das Konzeptfahrzeug des Countryman, das Mini Crossover Concept, wurde auf dem Pariser Autosalon im Oktober 2008 der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Design entstand unter Gert Volker Hildebrand.[2] Vor dem Serienstart war auf der Auto Show in Detroit 2010 eine SUV-Buggy-Studie (Beachcomber) gezeigt worden.[3][4] Der Countryman wurde am 18. September 2010 im Markt eingeführt. Hergestellt wird der Countryman der ersten Generation (interne Bezeichnung: R60) von Magna Steyr in Graz. Die Bezeichnung geht auf Austin zurück: Die Kombimodelle dieser Marke hießen „Countryman“. Im März 2013 kam das vom Countryman abgeleitete SUV-Coupé Paceman auf den Markt.[5][6] Im Jahr 2014 wurden über 106.990, im Jahr 2015 über 80.200 Countryman verkauft;[7] insgesamt wurden etwa 550.000 Fahrzeuge vom Viertürer hergestellt.[8]
Technik
Das fünftürige Fahrzeug ist etwa 4,10 Meter lang und bietet Platz für vier oder fünf Personen. Der Kofferraum des Mini Countryman fasst 350 Liter, dieser kann durch Verschieben der hinteren Sitze auf 450 Liter erweitert werden und durch Umlegen der Sitze auf 1170 Liter.
Wahlweise ist für die Modelle Cooper S, Cooper D und Cooper SD ein ALL4 genannter Allradantrieb erhältlich.[9] Bei diesem verteilt ein elektromagnetisch betätigtes Mittendifferenzial die Kraft gleichmäßig auf Vorder- und Hinterachse, es kann aber auch die Kraft bis zu 100 Prozent auf die Hinterachse geben.[10] Das Fahrwerk hat eine MacPherson-Vorderachse und eine Fünflenker-Hinterachse in Aluminium-Bauweise.[11][12] Gelenkt wird mit einer Zahnstangenlenkung.[13]
Nach dem Dreitürer war der Countryman die meistverkaufte Mini-Version (⅓ Anteil im Jahr 2014). Im Sommer 2014 wurde eine Modellpflege vorgestellt. Dabei gab es eine überarbeitete Aerodynamik, optische Modifikationen und Motoren, die den Euro-6-Standard erfüllen.[14]
Werte in eckigen Klammern gelten für Modelle mit 6-Gang-Automatikgetriebe Steptronic. [1]geänderte Daten bis 07/2014 160 kW(218 PS)/6100 und 280 Nm/2000–5600. [2]mit Overboost kurzzeitig mehr Drehmoment.
Auf der LA Auto Show im November 2016 wurde die zweite Generation des Countryman (interne Bezeichnung: F60) präsentiert. Das Fahrzeug basiert auf der BMW UKL-Plattform und wurde bei VDL NedCar in Born hergestellt.[16][17] Die Länge nahm im Vergleich zum Vorgängermodell um etwa 20 Zentimeter, der Radstand um 7,5 und die Breite und 3,5 Zentimeter zu.[8]
Zum Marktstart am 11. Februar 2017 wurde die zweite Generation zunächst mit zwei Otto- und zwei Dieselmotoren angeboten. Diese waren alle wahlweise mit Vorderradantrieb oder Allradantrieb erhältlich, wobei letzterer erst bei mangelnder Traktion an der Vorderachse die Kraft auf die Hinterachse leitet.[8] Das Automatikgetriebe der S-Versionen hat acht Gänge.[18] Bei der Sonderausstattung Wired-Paket (Navigation und Online-Anbindung) kann das Navigationsgerät mit Touchscreen bedient und ein Handy kabellos geladen werden. Dazu gehört ein Country Timer, der den Fahrer nach Art und Dauer des Fahrprofils vom „Street Cruiser“ bis zum „Cliff Champ“ in sieben Stufen bewertet.[8][19]
Cooper SE Countryman
Mit dem Cooper SE Countryman bot Mini erstmals auch einen Plug-in-Hybriden an. Dieser übernahm den Antrieb vom BMW 225xe Active Tourer. Dabei treibt der aus dem Cooper bekannte Ottomotor die Vorderräder an, ein 65 kW (88 PS) starker Elektromotor übernimmt den Antrieb an der Hinterachse. Nach dem NEFZ-Fahrzyklus kommt der SE auf eine elektrische Reichweite von 40 Kilometer und eine elektrische Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h. Der 7,6 kWh (brutto) große Lithium-Ionen-Akkumulator kann in 3,25 Stunden an einer Haushaltssteckdose voll aufgeladen werden. Mitte 2019 wurde die Batteriekapazität auf 10 kWh erhöht. Die elektrische Reichweite stieg auf bis zu 57 km.[20]
Heckansicht
Innenraum
Mini Countryman (2020–2023)
Heckansicht
Plug-in-Hybrid: Cooper SE Countryman (2017–2020)
Heckansicht (2020–2023)
Mini Countryman JCW (2020–2023)
Plug-in-Hybrid, E-Emblem am Heck
Modellpflege
Ende Mai 2020 stellte Mini eine überarbeitete Version des Countryman vor. Marktstart war im Juli 2020. Seitdem waren LED-Scheinwerfer Bestandteil der Serienausstattung, auf Wunsch waren sie mit Matrix-Funktion erhältlich. Die Connected-Versionen haben einen 8,8 Zoll großen Touch-Bildschirm in der Mittelkonsole.[21]
Ab Februar 2022 wurde der Countryman auch in einem speziellen grauen Farbton (Momentum Grey metallic) als Untamed Edition angeboten, die keine Chromverzierungen und eigene, 18 Zoll große Leichtmetallräder mit glanzgedrehten Oberflächen hat.[22]
Zum Abschluss der Modellgeneration präsentierte Mini im Mai 2023 das Sondermodell Uncharted Edition mit einer Zweifarblackierung.[23]
Absatz
Im Jahr 2018 wurden 99.750 Countryman verkauft. Das entspricht 27,6 % am Mini-Programm.[24]
Die dritte Generation der Baureihe wurde am 1. September 2023 vorgestellt und hatte wenige Tage später ihre Öffentlichkeitspremiere auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in München. Die Serienproduktion startete am 10. November 2023. Der Marktstart erfolgte am 17. Februar 2024.[25][26]
Erstmals gibt es den Countryman mit der dritten Generation als rein elektrisch angetriebenes Modell Electric; dies sind die beiden Versionen E und SE.[27] Zudem gibt es Benziner und Diesel; der Plug-in-Hybrid entfällt. Die technische Basis teilt sich der Countryman mit dem BMW X1. Der X1 wird jedoch im BMW-Werk Regensburg gebaut, während der Countryman im BMW-Werk Leipzig gefertigt wird.[28] Es gibt die vier Ausstattungslinien (Trim-Level) Essential, Classic, Favoured und JCW;[27] sie werden durch ein Zeichen an der C-Säule sichtbar.[29]
Gegenüber dem Vorgänger nahmen alle Abmessungen zu, die Länge um 13 cm.[27] Die Elektroversion und die John Cooper Works-Variante haben einen cW-Wert von 0,26; da in den Luftwiderstand auch die (vergrößerte) Querschnittsfläche eingeht, steht diese dem recht guten cW-Wert entgegen.[30][31] Ohne Umklappen der Rückbank fasst der Kofferraum 460 Liter.[27] Die Basisversion hat einen 1,5-l-Dreizylinder-Turbomotor mit 125 kW (170 PS) Leistung und ein maximales Drehmoment von 280 Nm.[28] Beim Beschleunigungen unterstützen durch das 48-Volt-Bordnetz 14 kW elektrische Antriebsleistung.[32] Der Vierzylindermotor der John-Cooper-Works-Version hat verbesserte Kolben und Pleuel und leistet damit 221 kW (300 PS) und 400 Nm Drehmoment. In dieser Version beträgt die Höchstgeschwindigkeit 250 km/h.[33] Die elektrischen Versionen haben einen Akku mit etwa 64 kWh Kapazität, die E-Version hat einen Motor hat etwa 150 kW (204 PS) und 250 Nm Drehmoment. Beim Allradantrieb (SE) sind es zwei Motoren, die zusammen 494 Nm Drehmoment erbringen.
Das Fahrwerk wird auch in einer sportlichen Abstimmung angeboten, darüber hinaus gibt auf Wunsch Dämpfer, die sich mechanik-basiert an den Straßenzustand anpassen.[27]
Das runde Touchscreen-Display in der Mitte der Armaturentafel arbeitet mit OLEDs. Mit dem Driving Assistant Professional-Paket fährt der Countryman autonom auf Stufe 2.[28] Innenraummaterialien wie die Oberflächen der Armaturen, das Lenkrad, Fahrzeughimmel und Fußmatten bestehen aus recyceltem Polyester; es wird aus PET-Flaschen und Teppichresten gewonnen.[28] Die Rückbank lässt sich in Längsrichtung um 13 cm verschieben.[34]
Als Sonderausstattungen gibt es verschiedene „funktionale Pakete“, die ähnlich Kleidergrößen mit XS, S, M, M+, L, XL bezeichnet wurden. Beim XL-Paket sind drei unterschiedliche Lichtsignaturen wählbar.[35][27]
In der Saison 2011 nahm Mini mit einer in Zusammenarbeit mit Prodrive entwickelten World-Rally-Car-Version (1600 cm³ mit Turboaufladung) des Countryman an ausgewählten Läufen der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) teil.[37] Mit den Werksfahrern Dani Sordo und Kris Meeke nahm das Mini WRC Team in der Saison 2011 an sechs Rallyes teil: Italien, Finnland, Deutschland, Frankreich, Katalonien und Wales. Der in Genf vorgestellte John Cooper Works S2000 des Prodrive-Teams startete bereits vom 24. bis 27. März bei der Rallye Portugal.[38] Bei der Rallye Deutschland 2011 erzielte Dani Sordo den dritten Gesamtrang. Bei der Rallye Frankreich wurde er Gesamtzweiter. Bei der Rallye Dakar 2011 setzte das deutsche Privat-Team X-Raid erstmals einen Mini Countryman (Mini All4 Racing) als Wettbewerbsfahrzeug ein. Anders als in der Rallye-Weltmeisterschaft handelte es sich dabei um einen Geländewagen der Prototypen-Klasse, der technisch keine Verwandtschaft zu dem Serienfahrzeug haben muss, allerdings wurde die Silhouette dem Serienmodell des Countrymans nachempfunden. Am Ruhetag der Rallye Dakar schied Guerlain Chicherit nach einem Überschlag bei einer Testfahrt auf Gesamtrang 9 liegend aus. Bei der Abu Dhabi Desert Challenge 2011 holte Stéphane Peterhansel den ersten Sieg im MINI All4 Racing. Bei der Rallye Dakar 2012 trat das Team X-Raid mit fünf MINI All4 Racing an und konnte den Gesamtsieg sowie die Plätze 2, 4, 8 und 10 im Gesamtklassement „Auto“ erreichen.[39] Ein erneuter Gesamtsieg sowie die Platzierungen 3 und 4 gelangen bei der Rallye Dakar 2013.
Schon im November 2016 wurde die Rallye-Version der nächsten Modellgeneration vorgestellt.[40]