Michael Paulwitz ist verheiratet und ist Vater von zwei Kindern. Er lebt in Stuttgart.[19] Nach eigenen Aussagen spricht er u. a. Englisch, Französisch und Russisch.[17] Sein Bruder Thomas Paulwitz (* 1973), ebenfalls Historiker, ist Mitgründer und Chefredakteur der Deutschen Sprachwelt, einer Zeitschrift für Sprachpflege.
Publizistisches Wirken und Referententätigkeit
Seit 2001 ist Paulwitz ständiger Autor und einer der maßgeblichen Leitartikler[20] der rechtskonservativen Wochenzeitung Junge Freiheit. In den 1980er Jahren gehörte er nach antifaschistischen Informationen zum Kreis derjenigen Mitglieder der Danubia (Frank Butschbacher, Thomas Clement und Hans-Ulrich Kopp), die die Zeitung mitaufbauten.[21] Bereits 1986 begründete er die der Burschenschaft nahe stehende Studentenzeitschrift Münchner Freiheit mit,[22] für die er bis zu deren Einstellung in den 1990er Jahren u. a. als Redaktionsleiter[15] tätig war.[23] Von 1990 bis 1993 arbeitete er bei der Jungen Freiheit als Redakteur.[24] Zur deutschen Asylpolitik schrieb Paulwitz in der Jungen Freiheit, während der „Rest Europas eher auf die Einwanderungsbremse“ trete, sei Helfen hierzulande eben ein „Höhere-Töchter-Vergnügen“, das zur Verhöhnung anderer betrieben werde.[25]
Außerdem ist er als Lektor und Referent tätig u. a. bei Vortragsreihen von deutschen (u. a. „Bogenhausener Gespräche“ (2014) der Burschenschaft Danubia München[31]) und österreichischen Burschenschaften, der rechtsextremen[32]Gesellschaft für freie Publizistik (GfP),[33] dem rechtsextremen Deutschen Seminar[15] und bei Lesungen der rechtsextremen[34]Bürgerbewegung pro NRW. Mit Götz Kubitschek, dem Leiter des rechtsextremen Instituts für Staatspolitik (IfS), legte Paulwitz 2011 den Band „Deutsche Opfer, fremde Täter. Ausländergewalt in Deutschland“ vor.[35] Einen anschließend auch im Internet veröffentlichten Vortrag hielt er 2011 bei der „Ideenwerkstatt“ der Burschenschaft Normannia-Nibelungen zu Bielefeld,[36] ebenso war er 2016 Vortragsredner bei der Karlsruher Burschenschaft Tuiskonia.[37]
Paulwitz sollte am 3. Oktober 2014 als Gastredner für den Bund der Vertriebenen (BdV) bei einem Empfang im Würzburger Rathaus auftreten. Nachdem die Stadt Würzburg dem BdV erfolglos nahegelegt hatte, Paulwitz als Redner wieder auszuladen, wurde der Empfang von Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) nach kurzer, aber heftiger öffentlicher Diskussion komplett abgesagt.[38][39][40] Der stellvertretende Reporterchef der Main-Post, Michael Czygan, bezeichnete Paulwitz in diesem Zusammenhang als „rechten Redner“ und warf ihm bezüglich Flüchtlingen „Bedrohungsszenarien“ vor.[41]
Schriftleitung der Burschenschaftlichen Blätter
Paulwitz übernahm auf dem außerordentlichen Burschentag in Stuttgart 2012, nach vorzeitiger Abwahl seines Vorgängers Norbert Weidner, der Dietrich Bonhoeffer als „Landesverräter“ bezeichnet hatte, die Schriftleitung der Burschenschaftlichen Blätter.[42] Paulwitz sprach diesbezüglich von einer „Pseudo-Affäre“ und einer „Diffamierungstrommel linker und linksliberaler Medien“.[43]
Zu einem in der Deutschen Burschenschaft (DB) 2011 entbrannten Richtungsstreit bezüglich des volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriffs äußerte sich Paulwitz folgendermaßen: „Man schaut sich den einzelnen Bewerber an. Das macht ja jeder Verein so“.[44] Einen chinesischstämmigen Burschenschafter akzeptierte er als jemanden, der „vollständig integriert und assimiliert“ sei, fand aber, dass unabhängig von der Person die Debatte um die Abstammung geführt werden müsste.[45]
Seit 2016 steht Paulwitz in Verbindung mit dem Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten, der laut Medienberichten von zwölf anonymen Millionären finanziert wird und bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2016 Wahlwerbung für die Alternative für Deutschland (AfD) betrieb.[60] Paulwitz betreibt auch die Website des Verlags Polifakt Media von AfD-Mitglied Josef Konrad aus Himmelkron, dem Initiator des Vereins.[61] Auch als Inhaber der Vereins-Website rechtundfreiheit.de fungiert Paulwitz. Als Telefonnummer wird dort wiederum Josef Konrads Anschluss angegeben.[62]
Paulwitz veröffentlichte mit dem neurechten Verleger Götz Kubitschek in der Edition Antaios das Buch Deutsche Opfer, fremde Täter. Ausländergewalt in Deutschland, nach Ansicht des Rechtsextremismusexperten Martin Langebach eine Art „Kampagne“ zum „laufenden Diskurs“.[63] Eine gleichnamige Chronik wurde online geschaltet und dort von Felix Menzel betreut.[64]
Der Kommunikationswissenschaftler Christian Moser von der Politischen Akademie der ÖVP (PolAk) verfasste 2011 in der Zeitschrift Academia des Cartellverbandes der katholischen österreichischen Studentenverbindungen unter dem Titel „Tabuthema Ausländergewalt“ eine Rezension.[65] Darin führte er aus: „Ihre [der Autoren] Hauptthese lautet, dass die gestiegene Gewaltbereitschaft nicht auf die soziale Frage zurückgeführt werden dürfe, sondern, dass die Deutschenfeindlichkeit aufgrund einer Geringschätzung der Werte des Gastgeberlandes zurückzuführen sei.“[65] Weiterhin stellte Moser fest: „Wer einmal durch die Armutsviertel von London und Paris spaziert ist, weiß, dass die Thesen des Buches kein blinder Alarmismus sind, sondern vielmehr ein Weckruf gegen einen ideologisch verbrämten Multikulturalismus, der per se im Fremden immer nur das Gute, im Eigenen aber immer nur das Böse sehen will. Das Buch bietet keine angenehme Feierabendlektüre, sondern wühlt eher durch die Aufzählung unangenehmer Entwicklungen auf.“[65]
Michael Pechel, Bildungsreferent der Friedrich-Ebert-Stiftung, sieht bei Paulwitz eine Art mythologisches „Heldengedenken“ der soldatischen Opfer des Zweiten Weltkriegs.[69][70] Paulwitz vertritt, dass die „deutsche Geschichte [...] kein Verbrecheralbum“ ist.[71][72]
Nach Ansicht des Sozialwissenschaftlers Fabian Virchow bewegt sich Paulwitz im Kreis derjenigen Neurechten, die „distanzlos von der in Kroatien in den 1990er Jahren anzutreffenden Bewunderung für die Ustascha“ berichten und damit diese terroristische Bewegung des kroatischen Nationalismus guthießen.[73][74] Die Schuldfrage sieht Paulwitz im Balkankonflikt auf serbischer Seite.[75] Der Publizist Friedemann Schmidt zählt ihn deshalb zur „kroatischen Lobby“.[76]
Nach Michael Lausberg vom Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung sehe Paulwitz in den Wahlerfolgen des finnischen rechtspopulistischen Politikers Timo Soini, den er als Rechtskonservativen bezeichnet, eine Vorbildfunktion für Deutschland.[83] Paulwitz schrieb in einem Beitrag in der Jungen Freiheit: „Soini hat dem Zorn der finnischen Steuerzahler über Euro-Rettungspakete und griechisch-portugiesische Kreditbettelei eine Stimme gegeben und damit die etablierten Durchwinker aus ihrem beschaulichen Konsens-Kartell vertrieben.“[84]
In der Asylpolitik lehnt er laut Friedemann Schmidt einen „deutschen Sonderweg“ ab, der auf einer besonderen historischen Verantwortung beruhe.[85] Er erkläre Fremdenfeindlichkeit und xenophobe Gewalt „auch mit dem rücksichtslosen Benehmen der einquartierten Ausländer“.[86] Darüber hinaus forderte er in seinem Buch Deutsche Opfer, fremde Täter mehr „Assimilationsdruck auf Einwanderer“.[71]
Die Soziologin Tatiana Golova führte aus, dass Paulwitz Russlanddeutsche wegen ihrer Abstammung als Teil der deutschen Nation sehe.[87] In einem Artikel kritisierte er aber die eigentliche Illoyalität Deutschlands ihnen gegenüber und machte vor allem „Wirtschaftsinteressen“ für die angeblich gelenkte Einwanderung verantwortlich.[87] Außerdem sehe er durch Sprachtests eine Benachteiligung von Deutschstämmigen.[87] Derartige Argumentationsmuster seien Golova zufolge weitverbreitet unter der „extremen Rechten“, zu der sie auch die Junge Freiheit zählt.[87]
Paulwitz bedient nach Ansicht des Journalisten und Publizisten Tobias Jaecker klassische Stereotype, da er 2007 in einem Beitrag für die Junge Freiheitjüdische Interessen mit israelischen gleichgesetzt und ausgeführt habe: „drohend die Antisemitismus-Keule als wirksamste Waffe der Israel-Lobby, um jegliche Kritik im Keim zu ersticken.“[88][89]
Der Sozialwissenschaftler Thomas Gesterkamp greift in der Fachzeitschrift Aus Politik und Zeitgeschichte Paulwitz' Zitat „Eine totalitäre Ideologie“ werde „durch eine auserwählte Truppe Linientreuer von oben nach unten durchgesetzt“ exemplarisch für antifeministische Positionen auf.[91][92] Paulwitz verstehe Antifeminismus als eine Art „Kampf gegen eine herrschaftliche Unterdrückungsstrategie“, wie die Politologin Regina Wamper (DISS) ausführte. Außerdem gehe er von einer „gesellschaftlichen Vorherrschaft der Schwulenbewegung“ aus, die er als „Homosexuellen-Lobby“ tituliert.[93] Weitere kritische Rezeption erfuhr seine Aussage, „Gender Mainstreaming‘ versucht planmäßig, den Neuen Menschen zu schaffen“, durch die Frauenforscherin Elke Stolze.[94][95] Wamper wies ferner darauf hin, dass auch Paulwitz als Vertreter der extremen Rechten Feminismus als „marxistisches Projekt zur Durchsetzung der Kulturrevolution“ wahrnehme und in einem seiner JF-Beiträge entsprechend von „Gender-Marxisten“ rede.[96]
In Paulwitz’ Stellungnahme zu den Rassistischen Ausschreitungen in Mügeln 2007 wird laut der Politikwissenschaftlerin Britta Schellenberg, die unter der Überschrift „Medien erfinden Rechtsextremismus – Mügeln wird zum Opfer“ Beiträge in der Jungen Freiheit untersuchte, ein „Kausalzusammenhang zwischen der Einschätzung des Vorfalls als ‚rechtsextrem‘ und einer Kollektivschuld der Stadt Mügeln hergestellt“. Paulwitz versuche zudem das „Argument, Fälle wie Mügeln schaden Deutschlands Ansehen, zu entkräften.“[97]
Krieg gegen Mitteleuropa. Analysen und Reportagen aus Bosnien und Kroatien 1991–1994 (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für deutsch-kroatischen Kulturaustausch e. V., Band 1). Most, München 1994.
mit Ulrich Fröschle, Markus Josef Klein: Der andere Mohler. Lesebuch für einen Selbstdenker. Armin Mohler zum 75 Geburtstag. San Casciano Verlag, Limburg an der Lahn 1995, ISBN 3-928906-08-9.
Beiträge in Sammelbänden
Eine Brücke über die Drina? Serben, Kroaten und Bosnier – historisch betrachtet. In: Pax Christi – Deutsches Sekretariat (Hrsg.): Jenseits der Gewalt. Arbeit für den Frieden in Ex-Jugoslawien. Komzi Verlag, Idstein 1996, ISBN 3-929522-32-2, S. 57–71.[100]
Nation und Religion in ‚Preporod‘. In: Thomas Bremer (Hrsg.): Religion und Nation im Krieg auf dem Balkan. Beiträge des Treffens deutscher, kroatischer und serbischer Wissenschaftler vom 05. – 09. April 1995 in Freising. Zentralstelle Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 1996, ISBN 3-928214-80-2, S. 151–161.
↑Gesine Frunder-Overkamp, Hermann Beyer-Thoma: In Vorbereitung befindliche Universitätsschriften aus der Geschichte Osteuropas und Südosteuropas (= Mitteilungen des Osteuropa-Instituts München. Band 49). München 2003, ISBN 3-921396-83-2, S. 11 (dokumente.ios-regensburg.de PDF).
↑Rainer Benthin: Angriff aus der Nische. Die Bedeutung von «1968» für den Kulturkampf der Neuen Rechten in Deutschland. In: Damir Skenderovic, Christina Späti (Hrsg.): 1968 – Revolution und Gegenrevolution. Neue Linke und neue Rechte in Frankreich, der BRD und der Schweiz (= Itinera. Fasc. 27). Schwabe, Basel 2008, ISBN 978-3-7965-2518-6, S. 81–92, hier: S. 87.
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↑ abcdTatiana Golova: Akteure der (extremen) Rechten als Sprecher der Russlanddeutschen? Eine explorative Analyse. In: Sabine Ipsen-Peitzmeier, Markus Kaiser (Hrsg.): Zuhause fremd: Russlanddeutsche zwischen Russland und Deutschland (= Bibliotheca Eurasica, Band 3). transcript, Bielefeld 2005, ISBN 3-89942-308-9, S. 241–273, hier: 261.
↑Tobias Jaecker: Von „Petronazis“ und der „Kosher Nostra“. Verschwörungstheorien zum 11. September. In: Thomas Jäger (Hrsg.): Die Welt nach 9/11. Auswirkungen des Terrorismus auf Staatenwelt und Gesellschaft (= Sonderheft der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik. 2). VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-18420-3, S. 927–945, hier: S. 941.
↑Ulli Jentsch, Eike Sanders (apabiz): „Deutschland treibt sich ab.“ Christlicher Antifeminismus und „Lebensschutz“-Organisationen in Berlin. In: Familienplanungszentrum – BALANCE (Hrsg.): Die neue Radikalität der Abtreibungsgegner_innen im (inter-)nationalen Raum. Ist die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen heute in Gefahr?. AG SPAK Bücher, Neu-Ulm 2012, ISBN 978-3-940865-32-8, S. 38–45, hier: S. 43.
↑Michael Paulwitz: Freiheit statt Feminismus. In: Junge Freiheit 07/08, 8. Februar 2008, S. 1.