Ben Barka war der Sohn eines marokkanischen Gerichtsdieners. Er wurde Gymnasiallehrer für Mathematik und Privatlehrer am Hofe Mohammeds V. Dort unterrichtete er dessen Sohn und Thronnachfolger Hassan II. in Mathematik.
Seit 1944 Mitglied in der Partei Istiqlal, organisierte Ben Barka nach der Verbannung von Mohammed V. durch die französischeProtektoratsmacht (1953–1955) den bewaffneten Widerstand. Nach der UnabhängigkeitMarokkos war er bis 1958 Präsident der parlamentarischen Beratenden Versammlung und gründete 1959 die Linkspartei „Nationale Union der Volkskräfte/Vereinigte Nationale Volksfront“ (UNFP).
Er musste wegen seiner Kritik an der Entlassung des Ministerpräsidenten Abdallah Ibrahim durch Mohammed V. vor einem Hochverratsprozess 1960 ins Ausland fliehen (in die Schweiz, nach Ägypten, zuletzt nach Frankreich). Daraufhin wurde er in Marokko zum Tode verurteilt. Während des marokkanisch-algerischen Konflikts nahm er Partei für Algerien. Am 29. Oktober 1965 wurde er in Paris vor der Brasserie Lipp am Boulevard Saint-Germain von zwei Agenten des SDECE, Souchon und Voitot, entführt und ermordet. Die Tat wurde nie vollständig aufgeklärt. Der marokkanische Innenminister General Oufkir und der Chef der marokkanischen Sicherheitspolizei Ahmed Dlimi wurden in Frankreich angeklagt, die Drahtzieher der Entführung und anschließenden Ermordung Ben Barkas gewesen zu sein. Dlimi, der sich der französischen Justiz stellte, wurde im Juni 1967 freigesprochen. General Oufkir wurde wegen dieser Tat in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt.
Nach anderen Angaben wurde er aus Genf von Mossad-Agenten nach Paris gelockt (man täuschte ein Treffen mit einem Filmproduzenten vor), wo ihn französische Sicherheitskräfte unter Mithilfe des Pariser Barbesitzers und Kriminellen Jo Attia[1] (1916–1972) festnahmen und an Marokko übergaben. Ben-Barka wurde dann am 30. Oktober von Muhammad Oufkir, Leiter des marokkanischen Sicherheitsdienstes, oder einem seiner Agenten erschossen. Der Historiker François Broche nennt als ausführenden Täter den Kriminellen Georges Boucheseiche.[1] Die Israelis hatten sich schon im Herbst mit Oufkir getroffen, um über die Suche nach Ben Barka und die Entführung zu verhandeln. Grund der Zusammenarbeit waren Sicherheiten für marokkanische Juden.[2]
In der Komödie Die Abenteuer des Rabbi Jacob aus dem Jahr 1973 mit Louis de Funes wird der Revolutionsführer Slimane im gleichen Café vom Geheimdienst seines Landes entführt.
Im Roman Deckname Otto von Lisa Saint Aubin de Terán werden die Figur Mehdi Ben Barkas und sein ungeklärter Tod dargestellt.[4]
Der französische Kriminalschriftsteller Jean-Patrick Manchette verwendet den authentischen Fall als Grundlage seines Série noire-Romans Die Affäre N’Gustro.[5]
Der Roman 1965 – Rue de Grenelle von J. R. Bechtle erzählt die fiktive Geschichte eines Münchner Studenten, der ungewollt in die Entführung Ben Barkas verwickelt wird.[7]
Schriften
Revolutionäre Alternative. Herausgegeben und eingeleitet von Bassam Tibi. Trikont-Verlag, München 1969, DNB730352617.
Literatur
Zakya Daoud; Maâti Monjib: Ben Barka. Ed. Michalon, Paris 1996. ISBN 2-84186-020-5.