Der NumismatikerMax Bernhart definierte im zitierten Buch die Medaillen als „alle nicht dem Geldverkehr dienenden, münzähnlichen Stücke“. Plaketten sind für ihn Medaillen von „meist rechteckiger, auch sechs- und achteckiger Form“. Medaillen und Plaketten können für ihn ein- oder zweiseitig geprägt sein. Enge Wortverwandtschaft besteht zum Medaillon, bei dem es sich um eine in ein Schmuckstück eingearbeitete Medaille oder eingearbeitetes Bildnis handelt.
In der Renaissance wurden Medaillen erstmals als Kunstobjekte verwendet, dabei diente das römische Schwergeld als Vorbild. Ursprünglich wurden Medaillen aus Metall gegossen. Seit sich Münzprägeverfahren durchgesetzt haben, werden bis auf vereinzelte Ausnahmen auch Medaillen geprägt. Medaillen können in Positiv- oder Negativprägung hergestellt werden. Bei größerer Tiefe der Motive können sie den Charakter einer Kleinplastik annehmen.
Medaillen dürfen nicht mit Münzen verwechselt werden. Münzen werden als offizielles Zahlungsmittel geprägt und etwa ab dem 18. Jahrhundert (zum Teil auch schon viel früher) mit einem Nennwert versehen. Sie können nur von staatlicher bzw. offizieller Seite hergestellt und ausgegeben werden. Im Gegensatz dazu können Medaillen (unter Beachtung einiger weniger Einschränkungen) z. B. auch von Unternehmen, Vereinen oder Privatpersonen hergestellt werden.
Mitunter kann es auch vorkommen, dass Münzen für Medaillen gehalten werden. So wurden zunächst die besonders umfangreich gestalteten Prägungen, wie z. B. die Weidenbaumtaler von 1627 zunächst für Medaillen gehalten, die jedoch Reichstaler sind.
Bei Zwitterprägungen kann es vorkommen, dass zwei unterschiedliche Münzstempel so zusammengestellt werden, dass die damit erzeugte Prägung für eine Medaille (Zwittermedaille) Verwendung findet.
Die Medaille ähnelt der Plakette und wird gelegentlich mit dieser verwechselt. Plaketten zeigen in der Regel eine einseitige erhabene Darstellung, wohingegen Medaillen auf beiden Seiten Bildmotive oder Schrift aufweisen. Aus dem Umstand, dass die Vorder- und Rückseite (Avers und Revers) der Medaille normalerweise verschieden gestaltet sind, erklärt sich die Redensart von der „Kehrseite der Medaille“. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass der angesprochene Sachverhalt nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile aufweisen kann. (Der Ausdruck Kehrseite ist eine Verdeutschung von Revers, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufkam und sich trotz Opposition des Lexikographen Adelung durchsetzte.)[3]
Als Medaillon bezeichnet man eine besonders große Bildnismedaille, wie sie z. B. an Denkmälern zu finden ist, oder ein rundes oder ovales Ornament oder einen runden oder ovalen Schmuckanhänger.[4]
Die Unterschiede zwischen Münzen und Medaillen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Medaillen dienen nicht dem Geldverkehr und erfordern insoweit auch keinen Nennwert. Selbst wenn sie einen Nennwert besitzen, sind sie kein Geld, weil es an der staatlichen Denomination fehlt. Dessen ungeachtet besitzen sie über ihren Metallwert hinaus wegen ihrer künstlerischen Gestaltung und/oder ihrer Rarität und wegen ihres Alters einen Sammlerwert, der meist über dem Metallwert liegt.
„Münzähnlich“ bedeutet, dass es sich um meist runde oder auch ovale, auf beiden Seiten (Vorderseite „Avers“ und Rückseite „Revers“) geprägte und aus Metall bestehende, handliche Gegenstände mit Münzcharakter handelt. Eine numismatische Definition des Begriffs der Medaille fällt schwer und kann nur durch den Unterschied zur Münze gelingen. Dem flachen Relief der Münze mit den konventionell festgehaltenen Reversdarstellungen steht das weit höhere Relief der Medaille und die Mannigfaltigkeit der Darstellungen gegenüber. Das Bild der Medaille ist meist durch einen erhöhten Rand abgeschlossen.[5] Da die Medaille keine Münze ist und nur wie sie aussieht, fehlt ihr auch das für Münzen typische Münznominal. Medaillen enthalten bildliche Darstellungen und anlassbedingte Aufschriften, sie dienen auch als Ehren- und Verdienstauszeichnungen. Sie vermitteln eine Fülle von Informationen und belegen anschaulich den Wandel der Stilrichtungen in der Kunst seit der Renaissance.[6]
In § 1 Nr. 2 MedaillenV ist der Rechtsbegriff „Medaillen“ (oder „Münzstücke“) negativ definiert als „Metallgegenstände, die das Aussehen oder die technischen Eigenschaften einer deutschen Euro-Gedenkmünze im Sinne des § 2 Abs. 1 Nr. 1 MünzG haben, keine Münzrohlinge sind und nicht aufgrund des Münzgesetzes, der währungsrechtlichen Vorschriften anderer Staaten oder der von den Europäischen Gemeinschaften erlassenen Rechtsvorschriften ausgeprägt und in den Verkehr gebracht werden“.
Geschichte
Die ersichtlich ersten Medaillen stammten aus den Niederlanden, wo zwei große und offensichtlich zusammengehörige Stücke Konstantin den Großen und Kaiser Heraklius darstellen, deren einheitliche Rückseiten auf die Legende von der Kreuzauffindung anspielen.[7]Jean de Valois, duc de Berry erwarb diese um 1400 entstandenen ältesten Medaillen im Jahre 1402.
Antonio Pisanello – Medaille mit der Büste von Filippo Maria Visconti (nach 1438)
Antonio Marescotti – Colonna rotta (um 1438)
Hans Schwarz – Albrecht Dürer (1520)
Friedrich Hagenauer – Porträt Konrad Peutinger (1527)
Jakob Stampfer – Bundestaler (ca. 1546)
Leone Leoni – Portrait Michelangelo (1563)
Italien brachte eine Vielzahl von Medailleuren hervor. Die frühen italienischen Medaillen des 15. Jahrhunderts waren noch im Gießverfahren hergestellt.[8] Als ihr Schöpfer gilt der Maler, Zeichner und Medailleur Antonio Pisanello, der nach 1438 eine Medaille mit dem Abbild von Filippo Maria Visconti schuf. Zur gleichen Zeit lebte Metteo de Pasti (um 1420 – um 1490), der 1446 Bronzemedaillen herstellte.[9]Antonio Marescotti schuf um 1448 die „kaputte Säule“ (italienischcolonna rotta) und weitere Medaillen. Der Maler Filippino Lippi fertigte um 1500 Medaillen mit dem Porträt von Lucrezia Borgia. Berühmt ist der Petersdom auf einer Medaille aus 1506 vom Medailleur und Goldschmied Caradosso. Die geprägte Medaille kam langsam erst im 16. Jahrhundert auf. Einige ihrer Vertreter waren Valerio Belli und Giovanni Cavino, letzterer schuf 1538 eine Medaille mit seinem Selbstbildnis. Anlässlich des 88. Geburtstags von Michelangelo brachte Leone Leoni 1563 ein Bildnis heraus; der porträtierte Michelangelo verstarb bereits im nächsten Jahr.
Der bereits im Mittelalter bekannte Dukat erlangte neue Bekanntheit, als der im Januar 1857 abgeschlossene Wiener Münzvertrag in der Habsburgermonarchie die bestehende Goldwährung durch eine Silberwährung ablöste. Die österreichischen Dukaten wurden weiterhin als Zahlungsmittel für den internationalen Handel geprägt. Darüber hinaus hatte Österreich die Möglichkeit, Dukaten für den inländischen Zahlungsverkehr ausprägen zu lassen. Ein staatlicher Annahmezwang für Dukaten beruhte auf einem jeweils auf maximal 6 Monate festgelegten Kassakurs, der nach dem marktgerechten Wertverhältnis zwischen Gold und Silber festgelegt wurde. Mit der variablen Festsetzung des Kassakurses wurden Arbitragegewinne durch den Umtausch von Gold- und Silbermünzen vermieden. Österreich trat aus dem Wiener Münzvertrag im Anschluss an den Prager Frieden von 1866 Ende 1867 wieder aus. Das änderte jedoch nichts an der Beliebtheit des Dukatens. Bis heute werden Dukaten in Österreich (wie auch die silbernen Maria-Theresien-Taler) für Geschenk- und Sammlerzwecke nachgeprägt. Es handelt sich um die offizielle Nachprägung der Dukaten von 1872–1914 mit dem Kopf von Kaiser Franz Joseph I., die Nachprägungen zeigen nahezu einheitlich die Jahreszahl 1915. Die seltene Jahreszahl 1951 war ein Fehler des Stempelschneiders.
Einsatzbereiche
Medaillen sind vor allem verbreitet
als Auszeichnungen für hervorragende sportliche, wissenschaftliche, berufliche oder kulturelle Leistungen
als Gedenkprägungen ohne Nennwert, z. B. aus Anlass eines Ereignisses oder Jubiläums oder zu Ehren einer Persönlichkeit
als religiöse Medaille, meist mit Henkel oder Öse, z. B. als Wallfahrts-, Pilger- oder Gnadenmedaille
Insbesondere im Sport ist eine Ehrung der drei besten Sportler bzw. Mannschaften durch eine Gold-, eine Silber- und eine Bronzemedaille alternativ oder zusätzlich zur Übergabe eines Pokals bekannt. Gemäß obiger Definition handelt es sich dabei allerdings nicht selten um Plaketten. Die numismatisch präzise Benennung spiegelt sich also nicht im allgemeinen Sprachgebrauch wider.
Vereinzelt werden Medaillen aus eingeschmolzenen Metallteilen spezieller Herkunft geprägt, z. B. Stücke aus einem abgestürzten Luftschiff oder einer Lokomotive, Kupferblech aus dem Dach eines Rathauses oder einer Kirche.
Medaillen bestehen meist aus Metallen (Kupfer, Nickel), Legierungen (Bronze) oder seltener aus Edelmetallen (Gold, Silber, Platin). Porzellanmedaillen und Plaketten aus braunen Böttgersteinzeug oder weißen Biskuitporzellan wurden bereits im 18. Jahrhundert in den unterschiedlichsten Größen und Formen in der Porzellanmanufaktur Meißen und in anderen keramischen Manufakturen entworfen, modelliert, gestaltet und hergestellt. Sie können dabei oft noch zusätzlich farblich dekoriert sein. Alle Stücke gelten in Fachkreisen als hohe Medaillenkunst und sind gleichzeitig zu begehrten Sammelobjekten der Numismatik geworden. In der Manufaktur Meißen werden solche Stücke vorwiegend für Souvenirzwecke, zu Jubiläen von Städten, Gemeinden und Organisationen geschaffen. Zudem dienen diese Stücke auch als Ehrengaben oder Auszeichnungen sowie dem Gedenken (Gedenkmedaille). Diese Produkte können auch von privaten Kunden in Auftrag gegeben werden. Auf allen ausgelieferten Produkten dieser Art befinden sich als Herkunftshinweis und Markenzeichen die gekreuzten Kurschwerter. Zu den bekanntesten Medailleuren der Manufaktur Meißen zählen stellvertretend Paul Scheurich, Emil Paul Börner, Max Esser, Manfred Wünsche und Silvia Klöde.[14]
Bekannte Medaillen
Sportmedaillen
Medaillen werden bei vielen wichtigen sportlichen Veranstaltungen verliehen. Bekannte Beispiele sind die Gold-, Silber- und Bronzemedaillen für den ersten, zweiten und dritten Platz bei
In Fällen, in denen mehrere Athleten dasselbe Ergebnis erzielen, kann die entsprechende Medaille auch mehrfach vergeben werden. Die mehrfach vergebenen Plätze werden bei der weiteren Platzierung ausgelassen, das heißt, es gibt dann beispielsweise keinen zweiten oder dritten Platz und damit keine Silber- oder Bronzemedaillengewinner. In manchen Sportarten ist mit dem Erreichen eines Halbfinals bereits eine Bronzemedaille garantiert. Dort wird das kleine Finale zwischen den Verlierern der Halbfinale nicht ausgetragen und beide erhalten die Bronzemedaille. Dies ist beispielsweise in den olympischen Boxwettbewerben der Fall.
Meist ist der Goldanteil vermeintlicher „Goldmedaillen“ nur in kleinem Anteil oder als Überzug vorhanden; z. B. besteht eine olympische Goldmedaille zu 92,5 % aus Silber und hat nur einen Goldüberzug von mindestens 6 g.[15]
Eine olympische Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2016 wiegt rund 500 Gramm und enthält ein Prozent Gold. Nach dem Goldpreis im Juli 2016 ist der Goldanteil der Medaille rund 191 Euro wert, der gesamte Materialwert beträgt 493 Euro.[16]
Daneben gibt es viele weitere Medaillen mit Abbildungen von Heiligen, wie z. B. die Benediktus-Medaille.[19] Wenn sie gesegnet bzw. geweiht sind, sind Medaillen dieser Art Sakramentalien, also heilige und heiligende Zeichen.[20]
Daneben verleihen auch andere öffentliche Körperschaften Auszeichnungen um besondere Verdienste in Wissenschaft, Kultur und Kunst, Wirtschaft und Landesverteidigung.
Im Unterschied zu allen anderen Anlagemünzen wird der mexikanischen Bullionmünze „Libertad“ sowie dem südafrikanischen „Krügerrand“ kein Nennwert eingeprägt. Daher gleichen die in Silber (nur Libertad) und Gold emittierten Anlagemünzen einer Medaille. Der Wert der Münzen wird börsentäglich aufgrund der Edelmetallkurse und bei der Libertad im mexikanischen Peso als Referenzwährung festgelegt. Dadurch kann die Libertad-Münze auch als offiziell anerkanntes Zahlungsmittel eingesetzt werden. Insofern vereinen Libertad und Krügerrand sowohl Eigenschaften einer Medaille als auch solche einer Münze.
Die historisch und künstlerisch bedeutenden Locumtenenstaler sind Guldengroschen (Taler) Friedrichs des Weisen, die auch als Medaillen mit höherem Relief, aber ebenfalls im Talergewicht hergestellt und an Günstlinge verschenkt wurden. In Katalogen werden oft beide Typen als Guldengroschen bezeichnet, obwohl nur die mit niedrigerem Relief Münzen sind. Ähnliches gilt auch für den Luftpumpentaler, der mit gleichem Münzbild als Medaille und Reichstaler geprägt wurde.
Eine Münze mit „Medaillencharakter“ ist das 1-Billion-Mark-Stück der Provinz Westfalen.[21] Die als Notgeld 1923 geprägte Münze der Landesbank der Provinz Westfalen wurde erst 1924 nach dem Ende der Inflation als Erinnerungsstück an die schwere Zeit ausgegeben.
Der Philippstaler wurde mit größter Wahrscheinlichkeit vom Landgraf Philipp von Hessen gar nicht geprägt. Er wurde höchstwahrscheinlich von seinen Anhängern geprägt, die Philipp als Auftraggeber auf dem Gepräge vorgetäuscht haben. Der Philippstaler, auch Spruchtaler genannt, ist eine sogenannte Schaumünze aus Hessen mit der Jahreszahl 1552, dem Jahr der Entlassung Philipps des Großmütigen von Hessen (1504–1567) aus kaiserlicher Haft. Die Vorderseite zeigt sein Hüftbild. Auf der Rückseite befinden sich fünf Wappenschilde und der Spruch BESS(er) LAND V(nd) LVD V(er)LORN ALS EN FALSCH(en) AID GESCHWORN (Besser Land und Leut verloren als einen falschen Eid geschworen). Es wird angezweifelt, dass Landgraf Philipp den „Taler“ hat prägen lassen. Bei diesem Stück handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Medaille, die von Sympathisanten einen Talernamen erhalten hat.[22]
Der Taler auf die Verleihung des Hosenbandordens wird noch oft als Medaille bezeichnet, obwohl er sowohl als Reichstaler, als auch als Kuranttaler geprägt wurde. Ursachen sind u. a. ein ungewöhnliches Münzbild sowie eine Prägung nach den Vertrag von Zinna, nach dem ein ausgeprägter Taler eigentlich nicht vorkommt. Der Taler auf die Verleihung des Hosenbandordens und auf das St. Georgenfest, auch als Taler auf die Verleihung des Hosenbandordens und als Hosenbandtaler[23] bezeichnet, ist eine Gedenkmünze des sächsischen Kurfürsten Johann Georgs II. (1656–1680) mit den Jahreszahlen 1671 und 1678. Die Vorderseite zeigt St. Georg, den Drachen tötend, die Rückseite eine französische Inschrift. Der Taler von 1671 ist als Speciesreichstaler und der von 1678 als Kuranttaler geprägt worden. Die Vorder- und Rückseitenbilder sind trotz verschiedener Münzfüße identisch. Der Kuranttaler ist durch das deutlich geringere Gewicht erkennbar, wird aber dennoch teilweise ohne Unterschied genannt und wegen des geringeren Gewichts gelegentlich als Medaille bezeichnet.
Der Gluckhennentaler kommt als Medaille und als Guldentaler sowie als Goldabschlag im Mehrfachdukatengewicht, also auch umlauffähig vor.
Die Schautaler Friedrichs des Weisen (1522) sind nach der sächsischen Münzordnung von 1500 zu leicht. Die als Taler bezeichneten Gepräge könnten folglich Medaillen sein.
Ob der Taler auf den Bau von Schloss Moritzburg in Zeitz tatsächlich als Münze geprägt worden ist, wie u. a. in Münzkatalogen angegeben, kann trotz der Ausprägung im Reichstalergewicht fraglich sein. Wilhelm Ernst Tentzels Bezeichnung als Medaille ist wegen des hohen Reliefs und der Seltenheit der einzelnen Stücke sowie wegen fehlendem Münzmeisterzeichens jedenfalls naheliegend.
Der abgebildete sogenannte Steckenreiter ist ein von 1650 im Dukatengewicht geprägter Goldabschlag von den Stempeln der silbernen Klippe der Reichsstadt Nürnberg. Die als Silberklippe mit den gleichem Stempel ausgeprägten Steckenreiter sind in großen Stückzahlen geprägte Medaillen, präsentieren aber einen Wert von 10 Kreuzer, welcher jedoch als solcher nicht aufgeprägt und somit nicht erkennbar ist. Die silberne Klippe ist somit eine Medaille, die als Münze verwendet werden konnte.[24]
Die sogenannten Hoym-Münzen sind Privatausgaben, deren Herstellung zu privaten Zwecken erfolgte. Sie wurden wegen „Münzvergehen“ eingeschmolzen.[25] Da die noch vorhandenen Hoym-Münzen keine staatlichen Ausgaben sind, könnten sie auch den Medaillen zugeordnet werden. Gelegentlich werden sie auch als Gedenkmünzen bezeichnet. Auf den Geprägen ist das Geburtsdatum des Ministers v. Hoym • D • 20 • AUGUST • aufgeprägt, statt EIN REICHS THALER, wie bei der Umschrift auf den unveränderten Münzen des normalen Zahlungsverkehrs.
Prämientaler, Prämienmünze, Preistaler oder Fleißtaler sind Bezeichnungen für eine Münze, die als Auszeichnung oder Anerkennung zu bestimmten Anlässen vergeben und besonders im 17. bis 19. Jahrhundert geprägt wurde. Die ersten Prämientaler waren die kursächsischen Prämientaler. Die Gestaltung der Stücke unterscheidet sich von Münzen des normalen Zahlungsverkehrs durch die oft medaillenförmige Gestaltung.[26] Die Prägung von Prämientalern, mit denen verdienstvolle Landeskinder auf wirtschaftlichem oder künstlerischem Gebiet in den deutschen Staaten ausgezeichnet wurden, war eine der Maßnahmen, die zu außergewöhnlichen Leistungen anspornen sollte. Die Auszeichnung mit der Vergabe von Prämientalern war eine von vielen Maßnahmen zur Überwindung ökonomischer und kultureller Nöte eines Landes. Die medaillenartigen Sonderprägungen wurden in der Regel als Konventionstaler geprägt. Allerdings muss beachtet werden, dass „Prämientaler“ mit der Bezeichnung Taler auch Medaillen sein können.
Die von Krohnemann hergestellten Münzen, die sogenannten Krohnemann-Taler, erfreuten sich schon im 18. Jahrhundert großer Beliebtheit und wurden in große Sammlungen aufgenommen. Es handelt sich jedoch nicht um Münzen, sondern um Medaillen.
Pesttaler sind oft Gedenkmedaillen mit Talernamen.
Der Interimstaler, mitunter auch als Spotttaler auf das Augsburger Interim bezeichnet, ist eine um 1549 in Magdeburg ausgegebene talerförmige Medaille. Das Stück wurde auf das von dem Geharnischten Reichstag in Augsburg 1549 verabschiedete Interim geprägt. Der sogenannte Interimstaler diente im Konfessionsstreit der Propaganda. Es gibt eine große Menge von Verschiedenheiten dieser Gepräge.[27] Die erheblichen Gewichtsunterschiede der sogenannten 1-Taler-Stücke des Münzkabinetts (7 Stück) liegen zwischen 17,89 g und 36,40 g. Diese Unterschiede und anderes, wie z. B. die fehlende Angabe zum Münzherrn bedeuteten, dass die Gepräge keine Münzen sind, wie das z. B. schon Johann David Köhler in seiner Münzbelustigung festgestellt hat. Die Gegner Karls V. demonstrierten mit dem schon damals beliebten und wirksamen Propagandamittel der Münze, hier mit dem sogenannten Interimstaler, gegen das Interim. Der Interimstaler mit der Umschrift: PACKE DI SATHAN DV INTERIM (Packe dich Satan, du Interim) zeigt ein dreiköpfiges Ungeheuer als versinnbildliches und verspottetes Interim.[28]
Medaillen aus Biskuitporzellan, Böttgersteinzeug und Keramik
Porzellanmedaillen und Plaketten aus braunen Böttgersteinzeug oder weißen Biskuitporzellan wurden bereits im 18. Jahrhundert in den unterschiedlichsten Größen und Formen in der Porzellanmanufaktur Meißen und in anderen keramischen Manufakturen entworfen, modelliert, gestaltet und hergestellt. Sie können dabei oft noch zusätzlich farblich dekoriert sein. Alle Stücke gelten in Fachkreisen als Beispiele der Medaillenkunst und sind zeitgleich zu begehrten Sammelobjekten der Numismatik geworden. In der Manufaktur Meißen werden solche Stücke vorwiegend für Souvenirzwecke, zu Jubiläen von Städten, Gemeinden und Organisationen geschaffen. Zudem dienen diese Stücke auch als Ehrengaben oder Auszeichnungen sowie dem Gedenken. Diese Produkte können auch von privaten Kunden in Auftrag gegeben werden. Auf allen ausgelieferten Produkten dieser Art befinden sich als Herkunftshinweis und Markenzeichen die gekreuzten Kurschwerter. Im Laufe der Jahrhunderte mussten auch vom gestalterischen Standpunkt aus Konzessionen gemacht werden um dabei dem jeweiligen Anliegen des Auftraggebers gerecht zu werden. Zu den bekanntesten Medailleuren der Manufaktur Meißen zählen stellvertretend Paul Scheurich, Emil Paul Börner, Max Esser, Manfred Wünsche und Silvia Klöde.[29]
Porzellanmedaille zum 80. Geburtstag von Paul von Hindenburg am 2. Oktober 1927
Medaille (1935) aus Böttgersteinzeug zur 225-Jahrfeier der Porzellanmanufaktur Meißen, Porträt von Johann Friedrich Böttger
Leonard Forrer: Biographical dictionary of medallists: coin-, gem-, and seal-engravers, mint masters, & c., ancient and modern; with references to theirs works; B.C. 500 – A.D. 1900. London 1904–1930. (6 Bände).
Supplement: Biographical notices of medallists.... London 1924. (2 Bände). Reprint aller 8 Bände: London 1979–1981, ISBN 90-70296-02-0, ISBN 90-70296-03-9
Michael Kunzel: Geschichtsmedaillen und Plaketten aus der Sammlung des Deutschen Historischen Museums, Heft 17, 6. Jahrgang, Berlin: Deutsches Historisches Museum, Frühjahr 1996
Axel Hinrich Murken, Bernhard Bösing (Hrsg.): Medicina in nummis = Die Heilkunde im Spiegel der Medaillen (= Studien zur Medizin-, Kunst- und Literaturgeschichte, Bd. 35), zugleich Katalog zur gleichnamigen Ausstellung anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Institutes für Geschichte der Medizin und des Krankenhauswesens der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen in der Sparkasse Aachen vom 7. bis 23. Februar 1996, Herzogenrath: Murken-Altrogge, 1996, ISBN 3-921801-83-4
Anneliese Stemper: Die Medaillen der Pfalzgrafen und Kurfürsten bei Rhein. Pfälzische Geschichte im Spiegel der Medaille. Band 1: Die Kurlinien; Band 2: Die Nebenlinien. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1997, ISBN 978-3-88462-133-2
↑Manfred Miller: Kirche und Religion - Medaillen aus Deutschland und angrenzenden Gebieten. 1. Januar 2022, S.7 (academia.edu [abgerufen am 29. Juni 2023]).
↑Peter Menzel: Deutsche Notmünzen und sonstige Geldersatzmarken 1873–1932, Berlin 1982, S. 482
↑Heinz Fengler, …: transpress Lexikon Numismatik …, S. 238
↑Friedrich von Schrötter (Hrsg.), mit N. Bauer, K. Regling, A. Suhle, R. Vasmer, J. Wilcke: Wörterbuch der Münzkunde, de Gruyter, Berlin 1970 (Nachdruck der Originalausgabe von 1930), S. 276: Hosenbandtaler, allerdings hier als Medaille bezeichnet und den Unterschied nicht beachtet.
↑Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik (1976), S. 152: „Dieses Münzvergehen war durch die Münzunternehmer Simon und Itzig veranlasst worden“
↑Benjamin Fritzsch, Lena Bokenhans: Medaillen aus Deutschland; in: TuWas-Magazin, hrsg. vom SuS Phönix Bielefeld 09 e. V., Ausgabe Juni – Oktober 2014, S. 28f.
↑Autorenkollektiv, Medaillen aus Meissener Porzellan, Katalog, transpress-verlag, Berlin 1984