Martin Kruse wurde als zweites von sieben Kindern (fünf Brüder, eine Schwester) eines lutherischen Pfarrers geboren und wuchs von 1931 bis 1938 in Sülzhayn (Thüringen), von 1938 bis 1947 in Lingen im Emsland auf. Einer seiner Brüder war der Kirchenmusiker Helmut Kruse.
Nachdem im September 1981 im Rahmen einer Großaktion der Polizei der Hausbesetzer Klaus-Jürgen Rattay ums Leben kam, eskalierten die Unruhen. Doch neben den emotionalen Reaktionen wirkte das Geschehen auch als Schock auf allen Seiten und die sich verbreitende Besonnenheit führte auch zur Initiative des Regierenden Bürgermeisters Richard von Weizsäcker mit dem Ziel einer dauerhaften „friedlichen Lösung“ der Konflikte.
Bereits kurz nach dem tödlichen Vorfall hatte der Bischof am 8. Oktober 1981 einen Brief „an die evangelischen Christen in Berlin“ verfasst – mit der Einleitung:[2]
„Wir stehen in diesen Wochen in einer harten Bewährungsprobe, als Stadt, als Kirche, als Christen. Keiner kann sich einfach heraushalten und so tun, als gingen ihn die Entwicklungen und Auseinandersetzungen in unsrer Stadt nichts an. Stärker als in irgendeiner Stadt der Bundesrepublik ist uns bewußt: wir sitzen in einem Boot, es geht um unsere gemeinsame Zukunft.“
– Martin Kruse: An die evangelischen Christen (1981), Stattbau 1984, S. 17.
Der Bischof beauftragte noch im Oktober 1981 den Synodalen und Rechtsanwalt Rainer Papenfuß „als glaubwürdiger Vermittler ein Gespräch mit den Konfliktparteien in Gang zu bringen.“ Die Initiative des Bischofs wurde von der Synode der Evangelischen Kirche in Berlin am 14. November 1981 unterstützt.
Einem breiten Publikum wurde er als regelmäßiger Sprecher der ARD-Sendung Das Wort zum Sonntag bekannt,[3] u. a. der ersten Sendung nach dem „Mauerfall“.
Ab 1994 lebte Kruse im Ruhestand in Berlin. Sein Nachfolger im Bischofsamt wurde Wolfgang Huber.
Kruse war seit 1959 mit Marianne Kittel verheiratet. Sie waren Eltern von zwei Töchtern und zwei Söhnen.
Er starb in der Nacht zum 29. April 2022 im Alter von 93 Jahren.[4]
Speners Kritik am landesherrlichen Kirchenregiment und ihre Vorgeschichte. Luther-Verlag, Witten 1971 (= Arbeiten zur Geschichte des Pietismus, 10).
Hochwürden, 10 %. Hannover 1984.
Vancouver für Berlin Versuch einer Bilanz, Wichern-Verlag GmbH, Berlin 1984.
Wie geht es weiter mit der Kirche? Wetzlar 1985.
Verführung zur Güte. 5. Auflage. Hannover 1i986.
Blumen am Dienstag. Berlin 1989.
Aufmerksamkeiten. 2. Auflage. Berlin 1991.
Die Evangelische Kirche in Deutschland und ihre Vereinigung. Wetzlar 1991.
Das Ganze im Blick behalten. Wetzlar 1991.
Die Stalingrad-Madonna. Das Werk Kurt Reubers als Dokument der Versöhnung. Hannover 1996.
Es kam immer anders. Erinnerungen eines Bischofs. Freiburg 2009, ISBN 978-3-7831-3411-7.
Literatur
Thomas Krüger, Carola Wolf, Udo Hahn (Hrsg.): Wer ist wo in der evangelischen Kirche? Personen und Funktionen. Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-932194-29-2.
Karl-Heinrich Lütcke (Hrsg.): Sanfte Geistesgegenwart. Bischof Martin Kruse zum 90. Geburtstag. Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Berlin 2019 (pdf)