Im Jahre 1889 ließ sich die Familie in Venedig im Palazzo Martinengo nieder. Dort stellte Fortuny in der großen Galerie Werke seines Vaters und auch seine eigenen aus. Seine Mutter hatte dort zudem eine umfangreiche Stoffsammlung von Samt, Brokat, Seide, Taft und Satin aus Venedig, Gent und aus dem Orient zusammengetragen. Die besonderen Farbtöne und -kombinationen der mit Blattwerk oder floralen Dessins überzogenen gold- und silberdurchwirkten Stoffe und deren Herstellung reizten Fortunys Neugier. Im Jahre 1892 kaufte er den Palazzo Pesaro degli Orfei (heute: Palazzo Fortuny) am Campo San Beneto, den er zum Zentrum seines Schaffens machte. Er richtete ein Mal- und Fotoatelier, eine Tischlerei, Stoffdruckerei und -färberei sowie eine Schneiderei ein, wo er ein Dutzend Arbeiterinnen beschäftigte.
In Zusammenarbeit mit seiner französischen Frau Henriette Negrin (1877–1965), einer Expertin für natürliche Farbstoffe, erfand Fortuny neue Methoden der Textilfärbung des Drucks auf Stoffe sowie Wandteppiche. In seinen Entwürfen für Damenkleider nahm er unter anderem Formen der Antike auf. Typisch für das Delphos-Kleid und den Knossos-Schal ist der hauchdünne, im Licht changierende dauerhaft plissierte Seidensatin, dessen Herstellung sich Fortuny 1909 in Paris patentieren ließ. Er entwarf diesen Typus Kleid bereits 1905 erfolgreich. Neben seiner Werkstatt in San Marco entstand 1919 die Firma Società Anonima Fortuny, eine Seidenstoffdruckerei auf der Insel Giudecca.
Fortuny meldete als Erfinder mehr als fünfzig Patente an, beschäftigte sich seit der Jahrhundertwende mit den indirekten Beleuchtungseffekten am Theater (Fortuny GmbH AEG Berlin), entwarf Theaterkulissen und -kostüme und war bis 1942 auf allen Biennalen in Venedig zudem noch als Maler vertreten.
Mariano Fortuny y Madrazo starb an den Folgen eines Herzinfarkts und wurde auf dem Friedhof Campo Verano in Rom beigesetzt.
Auszeichnungen
1915 stellvertretender Honorarkonsul Spaniens in Venedig
Literatur
Jean Autret: L’influence de Ruskin sur la vie, les idées et l´œuvre de Marcel Proust, Librairie Droz, Genève/Lille (1955).
Anne-Marie Descholdt und Doretta Davanzo Poli: Mariano Fortuny – Un magicien de Vinise, Paris; Editions du Regard (1979).