Der sorbische Name des Ortes lautet *Łǫčnov- bzw. *Łǫčin- (dt. Siedlung eines Łǫk(a) oder Siedlung an einer Biegung, weil altsorbisch *łuk etwa Bogen bedeutet);[2] es handelt sich um die südlichste Sorbensiedlung des sorbischen Kleingaues Rochelinzi (Rochlitz). 1170 wurde von deutschen Kolonisten neben dem bereits bestehenden sorbischen Weiler ein Reihendorf angelegt. Fünf Jahre später wurde Lunzenau als Besitz des RittersGuntheros de Rohsberg (Gunther von Rochsburg) erwähnt. Im Jahr 1209 fand Hohenkirchen als für Lunzenau zuständige Pfarre Erwähnung. Lunzenau wurde im Jahr 1333 Stadtrecht verliehen. Sechs Jahre zuvor erfolgte die Ersterwähnung der Lunzenauer Muldenbrücke.
Aus der Stadtchronik
1390: erste Kirche wird erwähnt
1495: die Lunzenauer Fischerinnung wird gegründet
1500: erstes Pfarrgericht von Lunzenau
1523: die Bauern, die unter die Rochsburger Herrschaft fallen, legen gegen ihren Feudalherren Beschwerde beim Herzog von Sachsen ein
1572: das erste Lunzenauer Rathaus brennt ab
1574: die Schule wird erstmals urkundlich erwähnt
1633: die Pest wütet und halbiert die Bevölkerungszahl
1635: einem großen Stadtbrand fallen die Kirche, das Brauhaus und ca. die Hälfte aller Bürgerhäuser zum Opfer
1781: zweiter großer Stadtbrand – Kirche, Rathaus, das Diakonat mit der Schule, das Brau- und Malzhaus sowie ca. ⅔ der Häuser brennen nieder
1788: Weihe der 40 m hohen Kirche St. Jakobus
1790: Bauernaufstand gegen Rochsburger Herrschaft, Lunzenauer Bürger beteiligen sich daran, die Frondienste werden aufgekündigt
1831: Pfingsten – Großbrand in der „Gräflichen Schönburgschen Schäferei“, 300 Schafe sind mit verbrannt
1835: allgemeine Stadtordnung wird eingeführt
1839: Maihochwasser nach einem Wolkenbruch, 80 cm über der Straße, das Bachhaus und die Schneidemühle werden mit weggerissen
1927: großes Unwetter zerstört alle Brücken und Wege am Unterlauf des Brausetalbaches
1945: Bombenabwurf über Elsdorf am 16. Januar, schwere Schäden an Gebäuden, keine Toten oder Verletzten. Am 15. April marschierten die US-Truppen ein, die Stadt wurde daraufhin von Bürgermeister Arnold übergeben, im Juni wechseln die Besatzungstruppen und die Sowjetarmee zieht ein
1954: schweres Hochwasser mit Gefährdung für die Muldenbrücke in Lunzenau, deren Fahrbahn gerade erweitert wurde
2000: Sanierungsarbeiten an der Stadtkirche „Sankt Jakobus“ beginnen
2002: August – „Jahrhundertflut“, an der Zwickauer Mulde werden historische Höchststände gemessen, es gibt keine größeren Schäden in Lunzenau
2013: Juni – erneut Hochwasser an der Zwickauer Mulde, die Pegelstände von 2002 werden um 20 cm übertroffen, Papierfabrik und die Gaststätte „Zum Prellbock“ sind stark betroffen
Schreibweisen des Ortsnamens
Folgende Formen des Ortsnamens sind urkundlich belegt:[3]
Die Bundesautobahn 72 ist über die Anschlussstelle Penig ca. 4 km entfernt, die Bundesstraße 175 führt unmittelbar am Ortsteil Elsdorf entlang, von wo die Staatsstraße S 247 über Lunzenau nach Mittweida führt. Die Staatsstraße S 242 verbindet Lunzenau mit Burgstädt und Geithain, die Kreisstraße K 8260 mit Penig und Obergräfenhain. Der Ortsteil Rochsburg ist über die Kreisstraße K 8260 mit Penig verbunden.
Die nächstgelegene Bahnstation ist Burgstädt an der Bahnstrecke von Chemnitz nach Leipzig, nachdem 2005 der Halt in Cossen aufgegeben und der Betrieb auf der durch die Stadt führenden Muldentalbahn 2002 eingestellt worden war. Der Personenverkehr auf letzterer ist durch eine täglich verkehrende Buslinie des VMS ersetzt. Weitere regelmäßige Busverbindungen bestehen werktags nach Burgstädt, Narsdorf, Wiederau und Mittweida.
Die Lunzenauer Papier- und Pappenfabrik wurde 1885 durch Wilhelm Vogel gegründet und 1965 in den VEB Patentpapierfabrik Penig eingegliedert. 1990 privatisierte die Treuhandanstalt den Lunzenauer Betriebsteil. In Lunzenau werden Rohfilzpappe und Sonderpappen hergestellt, die Produktion von Raufasertapeten wurde jedoch eingestellt.[16]
Vogel gründete in Lunzenau zuerst eine Weberei für Möbelstoffe und ließ von 1873 bis 1877 einen Privatpark gestalten, der 1952 Heinrich-Heine-Park benannt wurde.
Bildung
Evangelische Oberschule
Grundschule „An den Linden“
Freizeit- und Sportanlagen
Fußballplatz
Reitanlage Pferdehof Meinig
Dichtung und Wahrheit
Einer alten Überlieferung nach hat Lunzenau seinen Namen aus folgender Begebenheit:
Einst soll ein Ritter entlang das Muldentales gereist sein und als er des Nachts eine Ruhestätte suchte, fiel sein Blick hinab in das bewaldete Tal und er sah wie sich der volle Mond im Wasser des Flusses spiegelte und sprach: „Das ist Luna's Aue.“
Daraus soll nach der Überlieferung im Laufe der Zeit Lunzenau geworden sein.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
1933: Martin Mutschmann (1879–1947), Reichsstatthalter, Verleihung anlässlich der 600-Jahr-Feier
2002: Werner Goldammer, Leiter des Lunzenauer Blasorchesters
Theodor Salzmann (1854–1928), Musikpädagoge, Sänger, Komponist und Herausgeber von Musiksammlungen
Max Vogler (1854–1889), Lyriker, Belletrist und Literaturhistoriker
Paul Keller (1895–1969), in Rochsburg geborener Politiker (GB/BHE, GDP)
Willi Herold (1925–1946), deutscher Kriegsverbrecher
Rolf Sieber (1929–2020), Hochschulrektor und Diplomat
Literatur
Zur Stadt
Hermann Löscher, Johannes Strehle: Geschichte der Stadt Lunzenau., Druck und Verlag Reinh. Schmidt Burgstädt, 1933.
Lunzenau – Überblick über die geschichtliche Entwicklung. 1983.
Richard Steche: Lunzenau. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 14. Heft: Amtshauptmannschaft Rochlitz. C. C. Meinhold, Dresden 1890, S. 20.
Sonstige
Max Vogler: Der Herr Kommerzienrat. Eine Anklage gegen den Lunzenauer Fabrikanten Vogel. 1883.
Lothar Krügel: Dr. Max Vogler – Dichter, Schriftsteller und Wissenschaftler. herausgegeben zum 65. Todestag des Heimatdichters. 1954.
↑ abcdStatistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 1. Januar 1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
↑ abcMinisterium des Innern des Landes Sachsen (Hrsg.): Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere. 1952.
↑Statistische Bureau des königlichen Ministeriums des Inneren (Hrsg.): Gemeinde- und Ortsverzeichnis für das Königreich Sachsen. 1904.