Leubsdorf liegt mit seinen Ortsteilen Leubsdorf, Marbach, Schellenberg und Hohenfichte entlang des Flöhatales am Fuße des Erzgebirges. Bei allen Ortsteilen handelt es sich um Waldhufendörfer. Im Osten des Flöhatales liegt der Hauptort Leubsdorf. Westlich des Flusses liegen Schellenberg und Marbach. Direkt im Flöhatal im Norden des Gemeindegebietes liegt der Ortsteil Hohenfichte.
Die Ortsteile Hammerleubsdorf und Metzdorf (als Teil von Hohenfichte) liegen im Lößnitztal.
Der höchste Punkt der Gemeinde hat mit 514 Metern die gleiche Höhe wie die Augustusburg.
Schellenberg (bis zum 5. November 1919: Dorf Schellenberg)
Hammerleubsdorf
Geschichte
Die Orte Leubsdorf, Schellenberg, Marbach und der Ortsteil Metzdorf von Hohenfichte wurden im Zuge der Ostkolonisierung zwischen 1150 und 1200 als Waldhufendörfer angelegt. Alle Orte liegen im sogenannten Hersfelder Lehn. Lehnsherren des Klosters Hersfeld waren die Herren von Mildenstein, die ihren Sitz in der Nähe von Frankenberg gehabt haben sollen. Leubsdorf und Metzdorf waren nachweislich im Besitz derer von Luppelsdorf, da Schellenberg (Dorfschellenberg) im Lehnbuch Friedrich des Strengen von 1378 nicht aufgeführt ist und Marbach seit kurzem als von Wilhelm dem Einäugigen zugekauft eingetragen ist. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass auch diese Dörfer im Besitz der Luppelsdorfer waren. Hohenfichte ist erst um 1560 genannt, dürfte aber entsprechend den Unterlagen unmittelbar mit dem Sitz der Luppelsdorfer, der in der Lohe, einem Waldstück zwischen Schellenberg und Hohenfichte angegeben wird, im Zusammenhang stehen.
In Leubsdorf am Rhein wird ein Geschlecht derer von Luppisdorp oder Luppsdorf genannt. Als Vorname wird Heinrich erwähnt. Auch bei den Luppelsdorfern ist der Name Heinrich mehrfach zu finden. Weiterhin wird Luppelsdorf beim Kloster Mildenfurth genannt. Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um das gleiche Geschlecht handelt. 1505 verkauften die Luppelsdorfer das Dorf an Jyronimus Schütz, dieser verkaufte es 1523 an Herzog Georg. Seitdem war Leubsdorf Amtsdorf der Wettiner (Amt Augustusburg).
Zwischen 1832 und 1837 wurden in Leubsdorf, Hohenfichte, Dorfschellenberg und Hammerleubsdorf vier Baumwollspinnereien errichtet. Ab 1860 kamen Betriebe der Holzindustrie hinzu. 1875 wurde die Eisenbahn im Flöhatal gebaut. Bis 1994 bestand das Dorf Leubsdorf mit den Ortsteilen Kolonie Leubsdorf (seit 1875), Oberschaar und Leubsdorfer Hammer (auch Hammersleubsdorf) und wurde dann mit Hohenfichte, (Dorf) Schellenberg und Marbach als Gemeindeteil zur Landgemeinde Leubsdorf.[2] Markanter Teil in Leubsdorf ist auch die Siedlung, ein mit Eigenheimen bebauter Südhang, der ab der Jahrtausendwende um das Wohngebiet An der alten Dorfstraße ergänzt wurde.
In den Jahren 2004 und 2005 wurde das ehemalige Kaiserliche Postamt (erbaut 1897) in der unteren Hauptstraße umfassend saniert. Dabei wurde originale Deckenmalerei freigelegt und fachgerecht restauriert.
Einwohnerentwicklung ab 1551
Die folgende Zusammenstellung bezieht sich auf das Dorf Leubsdorf (also ohne die ab 1994 hinzugekommenen neuen Gemeindeteile).
Leubsdorf pflegt seit dem 30. November 2005 eine Partnerschaft mit der tschechischen MinderstadtPeruc und der umliegenden Mikroregion. Seit 27. Oktober 1990 besteht ein Partnerschaftsvertrag mit der Gemeinde Leubsdorf am Rhein.
Jeder der vier Ortsteile hat sein individuelles Wahrzeichen. In Leubsdorf gilt die 1911 erbaute Schule als Wahrzeichen, sie wird heute als Grundschule genutzt. Die evangelische Kirche Leubsdorf ist ein harmonisches Barockbauwerk von 1789/90. In Marbach ist es die 1921 gebaute Kultur- und Sporthalle, in Schellenberg die 1777 erbaute Kirche und in Hohenfichte die erstmals 1602 erbaute Holzbrücke über die Flöha.
Evangelische Kirche Leubsdorf (Kulturdenkmal)
Südostseite
Nordostseite
Naturdenkmäler
Parallel zur Flöha führt über 3,5 Kilometer ein ausgebauter Rad- und Wanderweg von Hohenfichte über Schellenberg, Marbach, Leubsdorf und weiter nach Grünhainichen.
Museen
Zeitreise Hohenfichte[6] war ein Museum auf dem Gelände einer 2005 aufgelösten Baumwollspinnerei, das Modelleisenbahnen, Motorräder, Automobile und Spielzeug ausstellte. Nach eigenen Angaben ist es derzeit geschlossen.[7] Laut Internetarchiv steht diese Nachricht seit mindestens Juli 2017 auf deren Internetseite.[8]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaft in Leubsdorf ist klein- und mittelständisch strukturiert. Das Wirtschaftsleben bestimmen Handwerks- und Landwirtschaftsbetriebe (LPG). Leubsdorf entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts zum Gewerbestandort. Die entstehende holzbe- und verarbeitende Industrie verdrängte die handwerkliche Fertigung von Holzwaren, Kleinmöbeln, Haus- und Küchengeräten. Ab 1945 wurde mit der Fertigung von Aufwaschtischen und -schränken begonnen. Später wurden komplette Küchen produziert, heute von der Firma Ratiomat. Seit 1833 besteht die durch Max Hauschild erbaute Baumwollspinnerei und beschäftigte zeitweise bis zu Tausend Einwohner der Umgebung. Bis heute gehört die Herstellung kunstgewerbliche Erzeugnisse aus Holz zum Gemeindebild und wird in neuerer Zeit durch Betriebe und Gewerbe der Kunststoff- und Metallbearbeitung ergänzt. Es gibt am südlichen Dorfrand, Richtung Borstendorf, ein Gewerbegebiet Borstendorfer Straße mit einer Fläche von 11 Hektar.
Verkehr
Leubsdorf liegt an der S236 zwischen Augustusburg und Eppendorf. Sie führt als Hauptstraße in Ost-West-Richtung durch die Gemeinde und zweigt als K7702 (Hammerleubsdorfer Straße) Richtung Gahlenz nach Norden ab. Die nächsten Autobahnauffahrten sind im Nordwesten Frankenberg (A 4) bzw. Chemnitz-Süd (A 72) im Westen. Im unteren Teil von Leubsdorf befindet sich eine Station an der Strecke Chemnitz–Olbernhau, auf der die Erzgebirgsbahn verkehrt. In Hohenfichte gibt es noch eine weitere Station an der Strecke.
Zudem verlief durch das Lößnitztal von 1893 bis 1967 die Schmalspurbahn zwischen Hetzdorf und Eppendorf mit einem Bahnhof in Hammerleubsdorf.
Der Journalist Walter Barthel (1931–2003) lebte im Ruhestand, nach der Wende bis 2000, in Leubsdorf; sein Umzug von Bonn aus erfolgte auf dem Pferderücken (begleitet vom WDR).
Der Berliner Kabarettist Martin Buchholz hat hier einen Wohnsitz.
Literatur
Leubsdorf. In: Das mittlere Zschopaugebiet (= Werte unserer Heimat. Band 28). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1977, S. 120–122.
Richard Steche: Leubsdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 6. Heft: Amtshauptmannschaft Flöha. C. C. Meinhold, Dresden 1886, S. 70.
Leubsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 639.
↑Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, Band I, hrsg. von Ernst Eichler und Hans Walther, bearb. von Ernst Eichler, Volkmar Hellfritzsch, Hans Walther und Erika Weber (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 21), Berlin 2001, S. 586–587.