Die erste Urkunde der Abtei Fulda erwähnt den Ort im 8. Jahrhundert. Neuere Ausgrabungen auf dem Hügel des Oudehove stellen möglicherweise Reste von römerzeitlichen Behausungen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. dar. Mindestens seit dem 10. Jahrhundert wurde das Gebiet besiedelt.
Ursprünglich gab es hier drei terpen (Warften), worauf die drei Dörfer Oldehove, Nijehove und Hoek lagen. Im 14. und 15. Jahrhundert wuchsen sie zur neuen Stadt Leeuwarden zusammen. Das älteste Gebäude ist die Grote of Jacobijnerkerk. Die Stadt erhielt 1435 die Stadtrechte. Aufgrund ihrer Lage an der Middelzee, einer Bucht des Wattenmeeres, wurde Leeuwarden ein reges Handelszentrum, bis der Wasserweg im 15. Jahrhundert austrocknete. Danach blieb der Stadt nur eine regionale Bedeutung als Viehmarkt der umliegenden Wiesengebiete und, nachdem sie sich 1498 Albrecht von Sachsen unterworfen und ihn als Erbstatthalter von Friesland anerkannt hatte, als Verwaltungszentrum Frieslands.
Um 1600 war Leeuwarden mit 15.000 Einwohnern vorübergehend sogar nach damaligen Verhältnissen eine Großstadt und ab dem 16. Jahrhundert Residenzstadt des Statthalters der Provinz Friesland, einer der sieben Provinzen der Republik der Niederlande. Friesland hatte gemeinsam mit Groningen, anders als die fünf anderen Gaue, eigene Statthalter. Einer davon war Johann Wilhelm Friso von Nassau-Dietz, dem nach seinem frühen Unfalltod 1711 seine Witwe Marie Luise von Hessen-Kassel nachfolgte. Diese bei den Friesen sehr beliebte und Marijke Meu (Tante Maria) genannte Prinzessin erwarb 1731 ein großes Haus in der Stadt, das seitdem Princessehof heißt. Marijke Meu sammelte kostbares Porzellan; ihre Sammlung ist bis heute in Besitz des Keramikmuseums Princessehof, das sich im selben Gebäude befindet. Dort wuchs später nach einem Besitzwechsel auch der bekannte Grafiker Escher auf.
Im 18. und frühen 19. Jahrhundert kam Leeuwarden auch durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz (um 1868) zu neuer Blüte. Im Jahr 1901 hatte die Stadt 32.203 Einwohner.
Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt von 1940 bis zur Einnahme durch die Royal Canadian Dragoons am 15. April 1945 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Am 8. Dezember 1944 befreiten in einer spektakulären Aktion Männer des Friese Knokploeg 51 Gefangene, darunter viele aus dem Widerstand (Verzet), aus dem Blokhuis ohne einen einzigen Schuss.[5]
1-Deut-Münze aus Kupfer, 1702 in Leeuwarden geprägt. Auf der Vorderseite ist das Wappen der Provinz Friesland zu sehen.
Name
Der Name Leeuwarden wurde erstmals im frühen 9. Jahrhundert erwähnt. Doch herrscht eine große Ungewissheit über den Namen, von dem über 200 Schreibvarianten bekannt sind. Noch heute in Gebrauch sind Leeuwarden (niederländisch), Liwwadden (stadtfriesisch) und Ljouwert (westfriesisch).
Der zweite Bestandteil -warden ist der niederländisch-friesische Name für eine Warft. Die erste Silbe kann als leeu- oder leeuw-, niederländisch für „Löwe“, interpretiert werden. Diese Interpretation wird von einigen Gelehrten mit dem Verweis auf das Stadtwappen unterstützt. Doch dazu fehlt ein w im Namen. Andere Forscher sind der Meinung, dass der Name von der Vorsilbe leeu- stammt, einer Verfälschung von luw- mit der Bedeutung „Lee“, „vor Wasser geschützt“, oder von lee- mit der Bedeutung „Wasserkreislauf“. Auch ein verstümmelter Personenname wird als Herkunft für möglich gehalten.
Wirtschaft
Leeuwarden stellt das wirtschaftliche Zentrum der Provinz Friesland dar. Zahlreiche Arbeitsplätze in Friesland befinden sich hier. Außerdem ist Leeuwarden eine der größten Dienstleistungsstädte mit u. a. vielen Finanzdienstleistern, Behörden und Regierungsinstitutionen. Auch der Tourismus stellt ein wichtiges Standbein dar. Industrielle Produkte Leeuwardens sind Kleidung, Kunstseide, Leinenstoffe, Maschinen und Nahrungsmittel.
Studieren kann man an der Fachhochschule NHL Stenden und am Van Hall Instituut, die zurzeit ca. 15.000 Studenten unterrichten. Des Weiteren ist seit 2018 die Reichsuniversität Groningen, welche zu den ältesten Universitäten Europas gehört, durch einen Satellitencampus in Leeuwarden vertreten.
Parteien, die zwar an der Wahl teilgenommen hatten, aber keinen Ratssitz erlangen konnten, werden nicht berücksichtigt.
b
Aufgrund der Eingemeindung eines Teils von Boarnsterhim zum 1. Januar 2014 fand eine außerplanmäßige Kommunalwahl am 13. November 2013 statt.
c
Aufgrund der Eingemeindung von Leeuwarderadeel und einem Teil von Littenseradiel zum 1. Januar 2018 fand eine außerplanmäßige Kommunalwahl am 22. November 2017 statt.
d
Bis 2015 trug die Lokalpartei Gemeentebelangen Leeuwarden den Namen Nieuwe Leeuwarder Partij.
Bürgermeister
Seit dem 26. August 2019 ist Sybrand van Haersma Buma (CDA) amtierender Bürgermeister der Gemeinde.[1] Zu seinem Kollegium zählen die Beigeordneten Sjoerd Feitsma (PvdA), Henk Deinum (PvdA), Friso Douwstra (CDA), Hilde Tjeerdema (D66), Herwil van Gelder (Progressieve Aktie Leeuwarden/GroenLinks) sowie der Gemeindesekretär Reindert Hoek.[7]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Architektur
In der Altstadt sind viele typisch schmalbrüstige Bürgerhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten. Bekannte weitere Bauwerke sind beispielsweise
Das in der Nähe des Bahnhofes gelegene dunkle Gebäude der Achmea-Versicherung ist mit rund 114 Metern Höhe das höchste Gebäude der Stadt.
Museen
der Princessehof: 1693 erbaut, beinhaltet ein Museum für Keramik von nationaler Bedeutung
Das Fries Museum besitzt rund 170.000 Objekte aus Kunst, Kultur und Geschichte Frieslands, darunter eine beachtliche Sammlung von Gegenständen aus Silber: Friesland war im 17.–19. Jahrhundert bekannt für seine Silberschmiedekunst.
das Verzetsmuseum ist ein 'Museum für den Widerstand gegen die Nazis im Zweiten Weltkrieg'
im Prinsentuin im nördlichen Stadtpark befindet sich ein dem Bildhauer Pier Pander (1864–1919) gewidmetes Museum
Domino Day: fand von 2002 bis 2009 jährlich in den Friesland-Hallen statt.
Auf der Luftwaffenbasis in Leeuwarden findet im Wechsel mit der Basis Volkel (Uden) der jährliche Tag der offenen Tür der Luftwaffe statt. Die niederländische Bezeichnung für diese Airshow ist Open Dagen.
Im Januar findet in Leeuwarden die alljährliche zentrale Körung der Friesen-Deckhengste statt, welche vom KFPS (Koninklijke Vereniging „Het Friesch Paarden-Stamboek“) organisiert und durchgeführt wird.
Seit 2013 findet im Naherholungsgebiet „De Groene Ster“ unweit der Stadt im August mit dem „Psy-Fi“ ein großes Psytrance-Festival statt, dass sich inzwischen zu einem Anziehungspunkt der Hippie- und Goa-Szene Europas entwickelt hat.
Kulturhauptstadt Europas
Für das Jahr 2018 wurde turnusgemäß einer der beiden auf ein Jahr befristeten Titel einer Kulturhauptstadt Europas an die Niederlande vergeben. Am 6. September 2013 wurde bekannt, dass sich Leeuwarden in der niederländischen Auswahlkommission vor den verbliebenen Mitbewerbern Eindhoven und Maastricht mit der Euregio Maas-Rhein durchsetzen konnte.[8]
Das Programm und die kulturellen Aktionen wurden von Leeuwarden gemeinsam mit der Provinz Friesland unter dem Kürzel LF2018 ausgerichtet und erstreckten sich über die ganze Provinz.[9] In den elf friesischen Städten wurden elf Brunnen errichtet, in Harlingen und weiteren Orten Großveranstaltungen durchgeführt und in Sloten eine über 400 Malereien umfassende Freiluftgalerie aufgestellt. Leeuwarden selbst fokussierte unter dem Titel „Lân fan taal“ (Land der Sprache) auf das Thema Sprache: Ein Pavillon gegenüber dem Oldehove demonstrierte die Vielzahl der gesprochenen Sprachen, ein weiterer „Livingroom of languages“ war Aufführungsort für wöchentlich wechselnde Sprachen und Kulturen. Hinweise im Stadtbild auf das Thema stellten Denkanstöße dar.[10]
Sport
Leeuwarden veranstaltet die Elfstedentocht, ein 200 km langes Rennen im Eisschnelllauf entlang der elf friesischen Städte, sobald die Grachten zugefroren sind. Das letzte Mal konnte es im Januar 1997 stattfinden, davor vierzehn Mal seit 1909.