Schönstädt bei RödentalLange Berge bei Bad RodachIm Wald südlich von Frohnlach
Der Landkreis Coburg liegt im Nordwesten Oberfrankens in Bayern. Die kreisfreie Stadt Coburg, in der sich auch die Kreisverwaltung befindet, ist ganz vom Landkreis Coburg umgeben. Der Landkreis ist Mitglied der Metropolregion Nürnberg.
Den Nordwesten des Kreisgebietes bildet eine flachwellige (300–500 m ü. NHN) Hochfläche, die überwiegend als Ackerland genutzt wird. Der nördliche Teil des Landkreises wird zum Vorland des Thüringer Waldes gezählt und besitzt bereits einen deutlichen Mittelgebirgscharakter; er ist bis auf Rodungsflächen von ausgedehnten Laubwäldern geprägt. Zwischen diesen beiden Landschaften liegt der Muschelkalkzug der Langen Berge, deren karger Boden von Nadelwäldern bedeckt ist. In den Langen Bergen liegt das Naturschutzgebiet Lauterberg. Der Buchberg bei Rottenbach ist mit 528 m ü. NHN die höchste Erhebung im Landkreis. Im Süden erstreckt sich das zum Fränkischen Keuper-Lias-Land gehörende Itz-Hügelland (250–300 m ü. NHN).
1858 führte das Herzogtum Sachsen-Coburg eine Trennung von Verwaltung und Justiz ein. So wurde das Landratsamt Coburg aus den Bezirken der 1802 bzw. 1807 gebildeten Justizämter Coburg II (Landbezirk), Neustadt und Rodach sowie dem 1826 hinzugekommenen Amt Sonnefeld eingerichtet. Das Justizamt Coburg I umfasste die Stadt Coburg. 1877 wurde auch der Amtsbezirk Königsberg dem Landratsamt Coburg zugeteilt. Die bisherigen Justizämter wurden dann als Amtsgerichte bezeichnet, wobei die Justizämter Coburg I und Coburg II zum Amtsgericht Coburg vereinigt wurden. Die Städte Coburg, Neustadt, Rodach und Königsberg unterstanden nicht dem Landratsamt Coburg. Sie hatten eine eigene magistrale Verfassung.[2]
Bezirksamt
Nach einer Volksabstimmung 1919 wurde der Freistaat Coburg (im Wesentlichen identisch mit der heutigen Stadt und dem Landkreis Coburg) am 1. Juli 1920 mit dem Freistaat Bayern vereinigt. Der Freistaat Bayern passte die Verwaltungsstruktur im ehemaligen Herzogtum Sachsen-Coburg seinem übrigen Staatsgebiet an. Aus dem Landratsamt Coburg wurde das Bezirksamt Coburg, das für die Amtsgerichtsbezirke Coburg, Neustadt bei Coburg, Rodach und Sonnefeld zuständig war. Die coburgischen Gemeinden Altershausen, Dörflis, Erlsdorf, Hellingen, Köslau, Kottenbrunn und Nassach, die mehrere Exklaven gebildet hatten, wurden dem Bezirksamt Hofheim in Unterfranken zugeteilt. Die Städte Coburg, Neustadt bei Coburg und Rodach wurden als kreisunmittelbare Städte in Oberfranken weitergeführt, während die Stadt Königsberg in das Bezirksamt Hofheim in Unterfranken eingegliedert wurde. 1921 wurden die Amtsgerichtsbezirke Coburg, Neustadt bei Coburg, Rodach, Sonnefeld und Königsberg zum Landgericht Coburg zusammengefasst, wobei 1925 bzw. 1929 die Amtsgerichte Königsberg und Sonnefeld aufgehoben wurden.
Am 7. Juni 1946 wurde Neustadt wieder aus dem Landkreis Coburg herausgelöst. Coburg blieb stets als kreisfreie Stadt erhalten.
Am 1. Januar 1972 trat der Landkreis die Gemeinden Lützelbuch, Rögen und Seidmannsdorf an die kreisfreie Stadt Coburg ab. Am selben Tag verlor er die Gemeinde Ketschenbach an die kreisfreie Stadt Neustadt bei Coburg.
Kreissitz blieb die kreisfreie Stadt Coburg, die durch Eingemeindung der Gemeinden Beiersdorf bei Coburg, Creidlitz und Scheuerfeld des Landkreises vergrößert wurde. Die Stadt Neustadt bei Coburg erhielt als Ersatz für den Verlust der Kreisfreiheit den Status einer Großen Kreisstadt.
Am 1. Januar 1975 trat der Landkreis Coburg die Gemeinde Freiberg an den Landkreis Lichtenfels ab. Dort wurde sie nach Eggenbach eingemeindet.
Am 1. Juli 1976 trat der Landkreis die Gemeinde Neu- und Neershof und am 1. Januar 1977 die Gemeinde Bertelsdorf an die kreisfreie Stadt Coburg ab.
Am 1. Mai 1978 wurde der Gemeindeteil Mödlitz der Gemeinde Weidhausen bei Coburg in die Gemeinde Schneckenlohe des Landkreises Kronach umgegliedert. Der Landkreis Coburg erreichte damit seine heutige Ausdehnung.
In den 1960er Jahren gab es im Kreisgebiet 129 und vor dem Stichtag der Gemeindegebietsreform am 10. Mai 1978 noch 51 Gemeinden. Heute sind davon noch 17 Städte und Gemeinden verblieben.
Einwohnerentwicklung
Bevölkerungspyramide für den Kreis Coburg (Datenquelle: Zensus 2011[4])
Im Zeitraum 1988 bis 2018 wuchs der Landkreis von 82.144 auf 86.906 um 4.762 Einwohner bzw. um 5,8 %. Am 31. Dezember 1999 hatte der Landkreis mit 92.304 die höchste Einwohnerzahl.
Die nachfolgenden Zahlen beziehen sich auf den Gebietsstand vom 25. Mai 1987.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
1840
1900
1939
1950
1961
1970
1987
1991
1995
2000
2005
2010
2015
Einwohner
33.487
45.169
53.336
79.307
80.676
85.161
82.033
86.958
91.098
92.243
91.325
88.193
86.599
Wirtschaft
Die Industrialisierung hat im Landkreis Coburg sehr früh begonnen. Coburg ist bayernweit eine der ältesten Industrieregionen. Heute gehört der Coburger Raum zu den am stärksten industrialisierten Regionen Deutschlands (ca. 280 Industriearbeitsplätze auf 1000 Einwohner), vorwiegend geprägt durch Klein- und Mittelbetriebe.
Strukturprägend sind vor allem die alten Industrien
Die fünf größten Arbeitgeber im Landkreis Coburg sind mit Stand 2011 die Habermaaß-Firmenfamilie in Bad Rodach (ca. 2000 Mitarbeiter), Valeo Klimasysteme in Bad Rodach (730 Mitarbeiter), Saint Gobain Industriekeramik in Rödental (650 Mitarbeiter), Schumacher Packaging in Ebersdorf bei Coburg (600 Mitarbeiter) sowie die Schillig Polstermöbelwerke in Ebersdorf bei Coburg (555 Mitarbeiter). Da nach der Deutschen Wiedervereinigung die Zonenrandförderung wegfiel, vollzieht sich derzeit – verstärkt durch die EU-Osterweiterung und die Wirtschaftskrise – ein Strukturwandel, dem viele Arbeitsplätze und Betriebe zum Opfer fallen. Als Folge dieser Entwicklung stieg die Arbeitslosenquote zwischenzeitlich von ca. 3 % in den 1980ern auf 10,5 % (November 2003). Im Jahr 2013 betrug sie 4,1 %. Als soziale Einrichtung ist das Jugendhaus Neukirchen zu erwähnen.
Politik
Landrat
Landrat ist seit dem 12. Februar 2019 Sebastian Straubel (CSU). Dieser setzte sich in der Stichwahl am 10. Februar 2019 mit 62,45 % gegen den SPD-Kandidaten Martin Stingl (37,55 %) durch.[5] Sein Vorgänger im Amt des Landrats war von 2008 bis 2018 Michael C. Busch (SPD), der sich in der Stichwahl am 16. März 2008 mit 52,52 % der Stimmen gegen Staatssekretär Jürgen W. Heike (CSU) durchsetzte und 2014 mit 62,95 % im Amt bestätigt wurde. Aufgrund des Einzugs Buschs in den Bayerischen Landtag wurden vorgezogene Neuwahlen erforderlich.
Wappenbegründung: Die vordere Hälfte des Wappens betont die nach dem Anschluss des Freistaates Coburg an Bayern bestehende staatliche Zugehörigkeit und die Eigenschaft des Wappeninhabers als bayerischer Landkreis.
Die hintere Hälfte des Wappens dagegen weist durch das Hauptwappen der Wettiner mit dem Rautenkranz auf die jahrhundertelange Verbindung mit Sachsen hin.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich viele Flüchtlinge aus den Ostgebieten in Coburg nieder. 1946 zählte der Landkreis mehr als 61.000 Einwohner gegenüber 40.000 im Jahre 1939.
Das Gesamtnetz von 105 Kilometer Länge (davon 18 im Stadtkreis Coburg) wird heute nur noch knapp zur Hälfte (50 km) vom Personenverkehr bedient. Stilllegungen (55 km) fanden statt:
1945: Fürth am Berg–Heubisch-Mupperg–Neustadt (4 km)
1945/50: Eisfeld–Görsdorf–Tiefenlauter–Coburg (15 km)
1975: Breitengüßbach–Kaltenbrunn-Untermerzbach–Memmelsdorf–Dietersdorf (15 km)
Der Schienenverkehr hat derzeit nur eine geringe Bedeutung, insbesondere weil die Werrabahn als West-Ost-Verbindung nicht mehr existiert. Die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt für den ICE von München nach Berlin wurde im Dezember 2017 eröffnet.
Straße
Coburg war auch im Straßenverkehr schlecht angebunden, da es in der Region bis zur Deutschen Einheit 1990 kaum Durchgangsverkehr gab. Der Straßenverkehr war geprägt von der Bundesstraße 4, die als Nord-Süd-Achse den Nürnberger Raum mit Thüringen und der B 303, die als West-Ost-Achse Schweinfurt mit Tschechien verbindet. Im Rahmen des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit wurde die Bundesautobahn 73 (Nürnberg–Lichtenfels) über Coburg nach Suhl verlängert und ist seit dem 5. September 2008 durchgehend befahrbar.
Der Coburger Kreistag hat 2012 mehrheitlich einen Grundsatzbeschluss gefasst, mit einer Region in der Türkei eine regionale Partnerschaft einzugehen. Der Kreis- und Strategieausschuss hat sich nach der Vorstellung zweier türkischer Regionen im Dezember 2014 für die Intensivierung der Beziehungen mit Manisa im Westen der Türkei entschieden. Der türkische Partner lud eine Delegation aus dem Landkreis Coburg zur Unterzeichnung eines Kulturabkommens nach Manisa ein. Dieses wurde im April 2016 unterzeichnet und beinhaltet die Vereinbarung einer vertieften Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Jugend und Verwaltung. Der Landkreis Coburg ist damit der vierte Landkreis in Bayern (von 71 Landkreisen), der eine solche partnerschaftliche Verbindung in die Türkei pflegt.
Sport
2021 bewarb sich der Kreis zusammen mit Coburg als Host Town für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation der Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin. 2022 wurde er als Gastgeber für Special Olympics Togo ausgewählt.[8] Damit wurde er Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.[9]
Die Gemeinden des Landkreises Coburg zwischen 1921 und der Gemeindereform 1971/78:[11][12] (Die Gemeinden, die es heute noch gibt, sind fett geschrieben.)
Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen CO zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben. Seit dem 10. Juli 2013 ist durch die Kennzeichenliberalisierung auch das Unterscheidungszeichen NEC (Neustadt bei Coburg) erhältlich. Die Kraftfahrzeugzulassung erfolgt seit 1. Dezember 2014 gemeinsam mit der kreisfreien Stadt Coburg im Zweckverband Zulassungsstelle Coburg.
Literatur
Landratsamt Coburg: Das Coburger Land – ganz persönlich. neomediaVerlag, Coburg 2012, ISBN 978-3-931334-69-7.