In Düsseldorf als Sohn des kurfürstlichen Kanzleibeamten Antonius Krahe (1676–~1724) geboren hielt sich Krahe seit 1737, anfänglich im Gefolge seines Gönners, des kaiserlichen Gesandten Ferdinand von Plettenberg, in Rom auf. In der „Ewigen Stadt“ bildete er sich zusammen mit Anton Raphael Mengs bei Marco Benefial zum Künstler aus, ferner bei Pierre Subleyras. In Rom gehörte er zum Freundeskreis um Johann Joachim Winckelmann. Er begann, sich als Kunstagent zu betätigen.[1] Zudem begann er mit dem Aufbau seiner umfangreichen Kunstsammlung. Ab 1749 wurde Krahe von dem KurfürstenCarl Theodor von der Pfalz gefördert, in dessen Auftrag er 1752 Altarbilder für die Jesuitenkirche in Mannheim malte.
Seit 1756 leitete er die Düsseldorfer Gemäldegalerie, als Nachfolger des Galeriedirektors Johann Wilhelm Karsch (1715/16–1755), Sohns des Malers und Galeriedirektors Gerhard Joseph Karsch.[2] Der kunstsinnige Kardinal Alessandro Albani hatte ihn hierzu dem Kurfürsten empfohlen;[3] nach anderen Angaben empfahl ihn der Kardinal Silvio Valenti Gonzaga. Später beauftragte ihn der Kurfürst auch damit, die Gemäldegalerien in Mannheim und München neu zu ordnen.
1761/62 erhielt er den Auftrag für ein Deckengemälde im Bibliothekssaal von Schloss Mannheim und für weitere Deckengemälde in Festsälen des Schlosses Benrath.[4] Im selben Jahr 1762 eröffnete er eine private Zeichenschule. Diese war seit 1766 im nicht genutzten Gießhaus des Bildhauers Gabriel de Grupello am Marktplatz untergebracht. Im Jahre 1769 musste Krahe auf Veranlassung des Statthalters Johann Ludwig Franz von Goltstein das Grupello-Haus verlassen und die Räume der ehemaligen Bongardschen Waffenwerkstatt über dem kurfürstlichenMarstall in der Mühlenstraße beziehen. Aus der Krahe’schen Zeichenschule ging 1773 die von dem Kurfürsten Carl Theodor gegründete Düsseldorfer Kunstakademie hervor, deren erster Direktor Krahe war. Fünf Jahre später verkaufte Krahe seine Kunstsammlung den bergischen Landständen. Sie diente nun als Studienmaterial der Akademiestudenten. 1782 überließ Kurfürst Carl Theodor der Akademie einen Teil des Hondheimschen Palais, dem vormaligen Kriegskommissariat, an der Ecke Hafenstraße zur Commissariatsstraße (später Akademiestraße).[5]
Nach dem Rücktransport der im Siebenjährigen Krieg nach Mannheim ausgelagerten Düsseldorfer Kunstsammlung durch seinen Stellvertreter, den späteren Galerieinspektor Anton Wisselinck, veranlasste er ab 1762 eine für seine Zeit fortschrittliche neue Hängung in der Gemäldegalerie Düsseldorf. Deren Bestand versuchte er durch die Herausgabe eines Galeriewerkes zu publizieren. Bei diesem kostspieligen und langwierigen Projekt kamen ihm der kurpfälzische Hofarchitekt Nicolas de Pigage und der Basler Kunstverleger Christian von Mechel 1778 durch die Veröffentlichung des Werks La Galerie Électorale de Dusseldorff zuvor. Diese Publikation, die bis 1805 mehrfach aufgelegt wurde, dokumentiert seine kuratorische Praxis und trug so zu seinem Nachruhm als Galeriedirektor bei.
In seinen letzten Lebensjahren war Lambert Krahe durch ein Augenleiden an der Ausübung seiner Kunst gehindert. Im Alter von 77 Jahren verstarb er am 11. Februar 1790 in Düsseldorf.
Durch die Gründung der Düsseldorfer Zeichenschule und die beachtliche Sammlung von Zeichnungen, Grafiken, Büchern und Gipsabdrücken gilt Krahe nicht nur als Begründer der Kunstakademie Düsseldorf, sondern auch – nach Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz – als „zweiter Gründer von Düsseldorfs Ruf als Kunststadt“.[8]
↑Ekkehard Mai: Die Düsseldorfer Kunstakademie im 19. Jahrhundert – Cornelius, Schadow und die Folgen. In: Gerhard Kurz (Hrsg.): Düsseldorf in der deutschen Geistesgeschichte. Verlag Schwann-Bagel, Düsseldorf 1984, ISBN 3-590-30244-5, S. 201.
↑Klaus Müller: Unter pfalz-neuburgischer und pfalz-bayerischer Herrschaft. In: Hugo Weidenhaupt (Hrsg.): Düsseldorf. Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert. Schwann im Patmos Verlag, Düsseldorf 1988, ISBN 3-491-34222-8, S. 267.
↑Johann Georg von Vierbahn, in: Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf, Erster Teil. 1836, S. 284.
↑Heinz Peters: Wilhelm Lambert Krahe und die Gründung der Kunstakademie in Düsseldorf, in Eduard Trier (Hrsg.): Zweihundert Jahre Kunstakademie, Schwann, Düsseldorf, 1973
↑Theodor Levin: Die Lehrer der Düsseldorfer Akademie im 18. Jahrhundert. Vortrag vom 12. Dezember 1894 im Düsseldorfer Geschichtsverein. In: Düsseldorfer Geschichtsverein: Jahresbericht für das Vereinsjahr 1894. S. 3 (Google Books)
↑Viktor Carl: Lexikon Pfälzer Persönlichkeiten. Hennig Verlag, Edenkoben 2004, ISBN 3-9804668-5-X, S. 376.
↑Ekkehard Mai: Die Düsseldorfer Kunstakademie im 19. Jahrhundert – Cornelius, Schadow und die Folgen. In: Gerhard Kurz (Hrsg.): Düsseldorf in der deutschen Geistesgeschichte. Verlag Schwann-Bagel, Düsseldorf 1984, ISBN 3-590-30244-5, S. 202 f.
Bibliothek Lambert Krahe: Kunstliteratur des Barock und des Klassizismus; eine Ausstellung der Universitätsbibliothek Düsseldorf, 14. November 1990 – 12. Januar 1991. Düsseldorf 1990 (Digitalisat).
Kunibert Bering (Hrsg.): Lambert Krahe (1712–1790). Maler – Sammler – Akademiegründer. (= Artificium – Schriften zur Kunst und Kunstvermittlung. Band 43). Athena-Verlag, Oberhausen 2013, ISBN 978-3-89896-531-6.
Heidrun Rosenberg: Lambert Krahe – eine biographische Skizze. In: Sonja Brink (Hrsg.): Akademie – Sammlung – Krahe. Eine Künstlersammlung für Künstler. Ausstellungskatalog, Düsseldorf 2013, S. 38–75 (PDF).
Steffi Roettgen: Die Düsseldorfer Kunstakademie unter Lambert Krahe (1773–1790): Vorbilder, Programm und Wirkung. In: Johannes Myssok (Hrsg.): Die Kunstakademie Düsseldorf 1773–2023. Kunstgeschichte einer Institution. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-422-80165-3, S. 15–25.