Das Kürassier-Regiment „Königin“ (Pommersches) Nr. 2 war ein Kavallerieverband der Preußischen Armee. Es wurde als Dragonerregiment errichtet und führte in der altpreußischen Armee zunächst nur den Namen des Regimentschefs (nachträgliche Nummerierung D V). Bekannt wurde es als „Bayreuth-Dragoner“. Das Regiment wurde im 19. Jahrhundert offiziell zur schweren Kavallerie gezählt, allerdings war diese Klassifizierung im Jahre 1914 bereits veraltet. Der Text zu dem bekannten Hohenfriedberger Marsch („Auf, Ansbach-Dragoner! Auf, Ansbach-Bayreuth! …“) besingt dieses Regiment.
Mit Allerhöchster Kabinettsorder vom 2. April 1717 wurden fünfzehn Regimenter zu Pferde angewiesen, Mannschaften und Unteroffiziere zur Errichtung eines neuen Dragonerregiments abzustellen. Am 1. Juni 1717 wurde das neue Regiment in Halberstadt in Dienst gestellt. Erster Regimentschef wurde Oberst Achaz von der Schulenburg. Im 18. Jahrhundert wurden Regimenter, die auch wirtschaftlich mit der Führung verbunden waren, nach ihren Inhabern benannt. Da das Regiment in Folge Chefs aus dem Adelshaus Bayreuth hatte, wurde es fast durchgängig „Bayreuth-Dragoner“ genannt.
Tatsächlich geführt wurde das Regiment von den Kommandeuren, diese waren:
1806 wurde Königin Luise von Preußen zur Regimentchefin. Das Regiment erhielt mit A.K.O. vom 5. März 1806 den Namen „Königin-Dragoner“. Nach dem Tode der Königin wurde mit A.K.O. vom 4. August 1810 bestimmt, dass das Regiment für immer den Namen „Regiment der Königin“ tragen sollte.
Es hieß daher bis zum 5. November 1816 „Regiment Königin-Dragoner“. Am 6. November 1816 wurde es umbenannt in „1. Dragoner Regiment (Königin)“, ab dem 28. Mai 1819 wurde es in ein Kürassier-Regiment umgegliedert und hieß „2. Kürassier Regiment Königin“ seinen bis zuletzt gültigen Namen erhielt es am 4. Juni 1860: „Kürassier Regiment Königin (Pommersches) Nr. 2“.
Mit kurzen Unterbrechungen befand sich das Regiment von 1721 bis 1919 in Pasewalk (Vorpommern) in Garnison. Im 18. Jahrhundert auch in Gartz, Gollnow (bis 1763/71), Bahn (ab 1763/71), Treptow/Tollense, Uckermünde. Das unter Friedrich Wilhelm I. eingeführte Kantonsystem wies dem Regiment den „Enrollierungskanton“ Pommern zu. Ämter waren im 18. Jahrhundert: Wollin, Daber, Naugard, Teile von Greifenhagen, Saarzig und Randow, Städte waren Pasewalk, Gollnow, Gartz, Treptow, Daber, Fiddichow, Teile von Uckermünde und Wollin. Die Preußische Heeresreform beendete das Kantonssystem durch die Wehrpflicht. Trotz seines Erfolges bei der Schlacht bei Hohenfriedberg 1745 musste das Regiment wegen Alkoholexzessen vom König verwarnt werden. Auch wurden Raubstraftaten im Kanton kurz vor dem Siebenjährigen Krieg bekannt.[1]
Im Ersten Koalitionskrieg gegen die französische Republik 1792 zog das Regiment nach Südwesten und kämpfte in Nordfrankreich, der Kurpfalz und in Baden. Bei der Schlacht bei Jena und Auerstedt gegen Kaiser Napoleon wurde es am 14. Oktober 1806 fast völlig aufgerieben. Wiederaufgefüllt kämpften die Königin-Dragoner in den Befreiungskriegen 1813/15 in den Schlachten von Ligny, La Belle Alliance, und bei Meaux.
Im Krieg gegen Dänemark 1864 wurde das Regiment mobilisiert und rückte aus, hatte aber nur geringe Feindberührung.
Im Feldzug gegen Frankreich 1870/71 kämpfte das Regiment am 14. August bei Colombey – Nouilly, und am 18. August bei Gravelotte – St. Privat. Zwischen dem 1. September und dem 29. Oktober 1870 gehörten die Kürassiere zur Belagerungsarmee vor Metz und Thionville. Danach folgten noch Kämpfe bei Beaume la Rolande, Monnaie, Danzé und am 6. und 7. Januar 1871 bei St. Amand und Villechauvre-Villeprocher.
Die Tradition übernahm in der Reichswehr die 1. Eskadron des 6. (Preußisches) Reiter-Regiment in Pasewalk, später das Panzerbataillon 153 sowie die Panzergrenadierbataillone 411 und 412 (n. a.) der Bundeswehr. Das Panzergrenadierbataillon 411, das sich in der Tradition des Kürassierregimentes sieht, begeht den „Hohenfriedberg-Tag“ am Jahrestag der Hohenfriedberg-Schlacht, mit einer Sportfest-Veranstaltung. Die Kaserne, in der das PzGrenBtl 411 untergebracht ist, trägt zu Ehren des preußischen Regimentes den Namen „Kürassier-Kaserne“.
Weißer Koller bzw. dunkelblauer Dienst-Waffenrock, karmesinrote Abzeichenfarbe, schwedische Aufschläge, Ringkragen, silberne Knöpfe Borten und Tressen
Parade Küraß (Front und Rückenteil)
Kürassierhelm aus Tombak mit Bandeau „Hohenfriedberg 4. Juni 1745“
Schulterklappen bzw. Epauletten mit Namenszug „L“ unter Krone
Besonderheiten: Neben dem Bandeau auf dem Helmadler, hatte das Regiment als Auszeichnung und Erinnerungszeichen an seine herausragenden Erfolge bei Hohenfriedberg auf den Kartuschen zwei flammende messingne Granaten, die ihm von Friedrich II. verliehen worden waren.
Bereits mit A.K.O. vom 14. Februar 1907 befohlen und ab 1909/1910 schrittweise eingeführt, wurde anlässlich des Kaisermanövers 1913 die bunte Uniform erstmals durch die feldgraue Felddienstuniform (M 1910) ersetzt. Diese glich vollkommen der Friedensuniform. Das Lederzeug und die Stiefel waren naturbraun, der Helm wurde durch einen schilffarbig genannten Stoffüberzug bedeckt. Das Bandelier und die Kartusche wurden zu dieser Uniform nicht mehr angelegt.
H. Ravenstein (Berb.): Historische Darstellung der wichtigsten Ereignisse des Königlich-Preußischen Zweiten Kürassier Regiments (genannt Königin) von dessen Stiftung im Jahre 1717 bis zum Jahre 1820. Ernst Siegfried Mittler, Berlin 1827. Digitalisat
Heinrich Ravenstein, Geschichte des Königlich Preußischen zweiten Kürassier-Regiments Königin, 1842, urn:nbn:de:hbz:6:1-55685.
Alt: Geschichte der Königlich Preuß. Kürassiere und Dragoner seit 1619, resp. 1631–1870, Band 2 (II. Theil), Simon Schropp`sche Hof-Landkarten-Handlung (L. Heringier & Ad. Berg), Berlin 1870, S. 84.
Uniformierung des Kürassier-Regiments Königin (Pommersches) Nr. 2 seit seiner Errichtung 1717. Ernst Siegfried Mittler & Sohn, Berlin 1906, urn:nbn:de:gbv:9-g-5270049.
Georg von Albedyll: Geschichte des Kürassier-Regiments Königin (Pommersches) Nr. 2. Teil 1: Schulenburg-, Bayreuth-, Anspach-Bayreuth-Dragoner: 1717-1806. F. Hessenland, Stettin 1896.
Georg von Albedyll: Geschichte des Kürassier-Regiments Königin (Pommersches) Nr. 2. Teil 2: Königin-Dragoner. Königin-Kürassiere: 1806-1903. F. Hessenland, Stettin 1904.
Krister von Albedyll: Gedenkblätter der Königin-Kürassiere mit Nachträgen und Fortsetzung der Personalien aus der Regimentsgeschichte bis 1919. Buchdruckerei von Julius Scheidling, Pasewalk 1919, urn:nbn:de:gbv:9-g-5270038. (Umfangreiche biographische Darstellung der Offiziere des Regiments, weiterhin Verlustlisten des Regiments im Ersten Weltkrieg)
Krister von Albedyll, Friedrich von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf: Geschichte des Kürassier-Regiments Königin (Pommersches) Nr. 2. Teil 3: 1904–1919. F. Hessenland, Stettin 1931.
↑Hans Bleckwenn: Die friderizianischen Uniformen: 1753–1786 (= Die bibliophilen Taschenbücher. BandIII, Nr.444). Hardenberg, Dortmund 1984, ISBN 3-88379-444-9, S.107 (Lizenz d. Biblio-Verlag Osnabrück als: Das altpreussische Heer; Teil 3, Band 3, 4 u. 5).