Dieser Artikel handelt von der Gemeinde Kreßberg im Landkreis Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg. Zum gleichnamigen Berg in der Brückenauer Kuppenrhön in Bayern siehe Brückenauer Kuppenrhön#Berge.
Kreßberg ist eine der Gemeinden, in der keine Ortschaft gleichen Namens liegt. Die Gemeinde Kreßberg besteht aus 33 Dörfern, Weilern, Höfen und Häusern.
In der Gemeinde Kreßberg liegen zudem die abgegangenen Ortschaften (Burg) Eichelberg, Hungertal, Runzenberg, Cleonrode, Däschen, Bartsweiler, Hertenberg, Heubach, Klingenbach, Köllhäusle, Rampoldshausen und Ruppas.[3]
Die ersten Siedlungen im Bereich des heutigen Kreßbergs entstanden zwischen dem 7. und dem 9. Jahrhundert.
Die zwischen 1252 und 1378 fassbaren Herren von Kreßberg, bzw. auch Krebsberg, waren vermutlich zunächst Ministeriale der Edlen von Lohr und später der Grafen von Oettingen.[5] Die Herren von Kreßberg besaßen die Burg Hohenkressberg oberhalb von Marktlustenau, deren Herrschaft sich auch auf die Wälderdörfer Asbach, Halden, Stelzhausen und Tempelhof erstreckte. Ab dem 14. Jahrhundert wechselte die Herrschaft häufig den Besitzer. Seit 1446 lassen sich die Herren von Seckendorff als Herren von Kreßberg belegen.[6] 1502 erwarben sie auch die Blutgerichtsbarkeit. Die Grundherrschaft in den Ortschaften gestaltete sich sehr differenziert. Neben der Herrschaft Kreßberg gab es zahlreiche andere Herren, darunter zum Beispiel Bürger der Reichsstadt Dinkelsbühl, aber auch geistliche Herren verschiedener Spitäler und Klöster.
Die Gemeinde Kreßberg in der heutigen Ausdehnung entstand anlässlich der Gemeindereform am 1. Januar 1973 aus den vorher selbstständigen Gemeinden Waldtann, Marktlustenau, Mariäkappel und Leukershausen.[7] Durch die Kreisreform von 1973 war die neue Gemeinde noch am Gründungstag ein Bestandteil des Landkreises Schwäbisch Hall.
Ökosiedlung Tempelhof
Im 17. Jahrhundert war im Gehöft Tempelhof der erwähnte neue Adelssitz der Herrschaft Kreßberg entstanden, in dessen Zentrum ein Lustschloss stand. Ab 1843 wurde es als kirchliche Kinderrettungs- und Erziehungsanstalt genutzt. Von 1845 bis 1922 befand sich außerdem auch eine Lehrerbildungsanstalt im Schloss Tempelhof. In den 1920er Jahren wurde das Schloss zudem von der Inneren Mission genutzt und ab 1922 fanden auch schwer erziehbare Fürsorgezöglinge Aufnahme im Schloss. Das Kinder- und Erziehungsheim des Diakonischen Werks der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wurde 1981 aufgelöst. Zwischen 1983 und 2006 diente das Schloss als Behinderteneinrichtung. 2010 wurde es nach mehrjährigem Leerstand von einer Interessengemeinschaft erworben, die ein ökologisches Dorf auf dem Gelände aufbaute, die Gemeinschaft Schloss Tempelhof.[8][9]
Religion
Vor der Reformation gehörte das Gebiet in den Zuständigkeitsbereich des Bistums Würzburg. In Leukershausen lässt sich erstmals 1285 die Pfarrei St. Johannes Baptist nachweisen. Nach Einführung der Reformation in Dinkelsbühl 1534 wurde Leukershausen evangelisch. Die Pfarrei wurde 1939 mit der in Mariäkappel vereinigt. Die im 15. Jahrhundert in Mariäkappel entstandene Pfarrei zu Unserer Lieben Frau wurde mit der Reformation zu Beginn des 16. Jahrhunderts ebenfalls evangelisch. Auch die im 15. Jahrhundert nachweisbare Pfarrei St. Ägidius in Waldtann wurde 1525 von den Herren von Seckendorff der Reformation unterworfen und ist dadurch seither evangelisch.
Auch in der Pfarrei St. Georg in Marktlustenau führten die Herren von Seckendorff 1530 die Reformation durch, aber im 17. Jahrhundert versuchten die katholisch gewordenen Herren von Knöringen die Rekatholisierung der Herrschaft Kreßberg. Dies stieß auf den Widerstand der örtlichen Bevölkerung und des Landesherrn, des evangelischen Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Der Konfessionsstreit führte nach dem Dreißigjährigen Krieg dazu, dass in Marktlustenau etwa ein Drittel der Bevölkerung katholisch und etwa zwei Drittel evangelisch war. Deshalb waren in Marktlustenau alle wichtigen Institutionen doppelt vorhanden, zum einen evangelisch und zum anderen katholisch. Es gab einen paritätisch besetzten Gemeinderat, zwei Bürgermeister, zwei Schulen und sogar ein evangelisches und ein katholisches Wirtshaus. Die Georgskirche wurde zu einer Simultankirche für beide Konfessionen. Erst 1896 errichtete die katholische Kirche ein eigenes Kirchengebäude zum heiligen Georg.
Der Gemeinderat in Kreßberg hat 17 Mitglieder (Kommunalwahl am 25. Mai 2014).
Bürgermeisterin
Annemarie Mürter-Mayer wurde am 31. Januar 2021 im ersten Wahlgang als Nachfolgerin von Robert Fischer gewählt.[10][11] Sie trat ihr Amt am 1. April 2021 an.
Die Firma KE Elektronik, ein Zulieferer auf den Märkten Automotive und Luftfahrt mit weltweit rund 3000 Mitarbeitern, hat ihren Hauptsitz in Kreßberg-Marktlustenau.
↑Naturräume Baden-Württembergs. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Stuttgart 2009
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1, S.462–467.
↑Max Miller, Gerhard Taddey (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands (= Kröners Taschenausgabe. Band276). 2. verbesserte und erweiterte Auflage. Band6: Baden-Württemberg. Alfred Kröner, Stuttgart 1980, ISBN 3-520-27602-X, S.431.
↑ abMax Miller, Gerhard Taddey (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands (= Kröners Taschenausgabe. Band276). 2. verbesserte und erweiterte Auflage. Band6: Baden-Württemberg. Alfred Kröner, Stuttgart 1980, ISBN 3-520-27602-X, S.432.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.448.