Zur Gemeinde Michelbach an der Bilz gehören die Dörfer Michelbach an der Bilz, Gschlachtenbretzingen, Hirschfelden und Rauhenbretzingen, die Weiler Buchhorn, die Höfe Einkorn und Neumühle und die Häuser Bahnhof Wilhelmsglück, Burgbretzingen, Engelsburg, Hagenhof, Steinbrück und Ziegelhütte sowie die abgegangenen OrtschaftenAdelbacher Wirtshaus, Berwinkel, Kohlhäu, Kohlhofen, Lobingsforst und Sarlachen.[3][4]
Die Gemeinde grenzt im Norden an die Kreisstadt Schwäbisch Hall, im Osten an Obersontheim, im Süden an die Stadt Gaildorf und im Westen an Rosengarten.
Geschichte
1095 wurde das Dorf Michaelbach erstmals urkundlich erwähnt, welches wohl als fränkische Grenzsiedlung zur Sicherung des Königshofs in Vellberg entstanden war. Die Herrschaft am Ort war im Mittelalter als Kondominat sehr heterogen verteilt. Einigen Anteil an der Grundherrschaft hatte das Kloster Comburg. Es gelang den Schenken von Limpurg jedoch allmählich, die Herrschaftsrechte am Ort zu erwerben und in ihrer Hand zu bündeln. Schon seit 1433 besaßen sie dort die Hochgerichtsbarkeit. Von 1609 bis 1619 ließ Wilhelm Schenk von Limpurg in Michelbach das ursprünglich als Witwensitz für seine Gemahlin Dorothea vorgesehene Renaissanceschloss errichten. Da Dorothea jedoch 16 Monate vor ihrem Mann starb, wurde das Schloss niemals als Domizil genutzt, sondern fand zunächst lediglich eine Verwendung als Speichergebäude. 1746 erbten die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg sämtliche Rechte der Schenken von Limpurg für die Grafschaft Limpurg-Sontheim und übten bis 1806 die Landesherrschaft über Michelbach aus. 1806 fiel der Ort an das Königreich Württemberg. Seit 1809 war Michelbach Bestandteil des Oberamts Gaildorf. 1926 eröffnete Ludwig Wunder ein Landerziehungsheim im Schloss. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Michelbach 1938 zum Landkreis Schwäbisch Hall. 1945 bis 1952 gehörte die Gemeinde zum Nachkriegsland Württemberg-Baden, das 1945 in der Amerikanischen Besatzungszone gegründet worden war, ab 1952 zum neuen Bundesland Baden-Württemberg. In der Nachkriegszeit entstand im Schloss eine Aufbauschule und schließlich ein Gymnasium der evangelischen Kirche, aus dem das Evangelische Schulzentrum Michelbach hervorging.
Michelbach gehört der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Schwäbisch Hall an.
Gemeinderat
In Michelbach an der Bilz wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. 2024 umfasst der Gemeinderat 14 Personen. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Blasonierung: In Blau ein goldener Schenkenbecher.
Der Schenkenbecher erinnert an die Schenken von Limpurg und ihre jahrhundertelangen Beziehungen zur Gemeinde. Das Wappen wurde am 29. Juni 1957 vom Innenministerium Baden-Württemberg verliehen.
Bürgermeister
1948–1952: Alfred Hartmann
1952–1959: Erich Specht
1959–1971: Helmut Maaß
1972–2008: Volker Schneider
2008–2024: Werner Dörr
seit 2024: André Dörr
André Dörr wurde am 25. Februar 2024 mit 83,2 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.[7]
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Michelbach besaß früher einen Bahnhof (Wilhelmsglück) an der Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall-Hessental, der aber inzwischen für den Personenverkehr geschlossen und zur Ausweichanschlussstelle zurückgebaut wurde. Nächstgelegener Bahnhof ist nun Schwäbisch Hall-Hessental. Gegenwärtig befindet sich dort eine Umladestation von Erdaushub aus dem Bahnprojekt Stuttgart 21, der zur Verfüllung des Kalksteinbruchs Wilhelmsglück verwendet wird.[8]
Öffentliche Einrichtungen
Die Freiwillige Feuerwehr Michelbach an der Bilz besteht aus den Abteilungen Einsatzabteilung, Jugendfeuerwehr, Spielmannszug und Alters- und Ehrenabteilung. Die Einsatzabteilung ist gegliedert in die zwei Abteilungen Michelbach und Gschlachtenbretzingen.
Sportliche Aktivitäten gibt es in Michelbach vom Turn- und Sportverein[9] und Tennis Club Michelbach.[10]
Das Anfang des 17. Jahrhunderts erbaute Schloss beherbergte später Bildungseinrichtungen wie ein Landerziehungsheim und ein Aufbaugymnasium. Mittlerweile sind dort die Internats-Schüler des Ev. Schulzentrums Michelbach untergebracht.
Auf einem Ausläufer der Limpurger Berge bei Buchhorn befinden sich die Reste der Burg Buchhorn.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Die Gemeinde Michelbach an der Bilz ernannte zu Ehrenbürgern:[12]
Karl Sträb (1858–1939), Lehrer und Heimatkundler, Ehrenbürger seit 1924
Johann Schulthes (1897–1948), Gemeinderatsmitglied, Ehrenbürger seit 1933
Rudolf Then (1889–1982), Fabrikant, Ehrenbürger seit 1964
Volker Schneider (* 1944), langjähriger Bürgermeister, Ehrenbürger seit 2008
Söhne und Töchter der Gemeinde
Hans Jacob Spiegler (1570/1580 – vor 1658), Maler im Dienst der württembergischen Herzöge (in Buchhorn)
Albert Schwegler (1819–1857), Theologe, Philosoph und Historiker
Ludwig Wunder (1878–1949), Reformpädagoge, gründete das vegetarische Landerziehungsheim im Schloss Michelbach
Willi Lauk (1913–1965), Politiker (CDU), lebte in Michelbach
Ulrich Lang (1933–2018), Pädagoge und Politiker (SPD)
Tadesse Söhl (um 1970–1981), äthiopisches Adoptivkind, nahm sich mit etwa 11 Jahren das Leben
Literatur
Michelbach an der Bilz. In: Rudolf Moser (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Gaildorf (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band31). J. B. Müller, Stuttgart 1852, S.169–175 (Volltext [Wikisource]).
Michelbach an der Bilz, Beiträge zur Geschichte und Gegenwart, Michelbach an der Bilz 1980
„TK25“: Topographische Karte TK 1:25.000 Baden-Württemberg (Nord), im Einzelblattschnitt die Karte Nr. 6924 Gaildorf.
„TAKW50“: Topographischer Atlas des Königreichs Württemberg 1:50 000, Blatt 11. Reproduktion nach einem Original der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, Graphische Sammlungen. Herausgegeben vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Stuttgart 1983. (Original von 1841.)
↑Naturräume Baden-Württembergs. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Stuttgart 2009.
↑Auf der Hochfläche der Limpurger Berge südöstlich des Einkorns erstreckt sich der TK25 zufolge ein Waldgewann Sahrlachen. Es beginnt im Norden am Abzweig der Kohlenstraße von der K 2599 Hessental–Herlebach und erstreckt sich dann zwischen den beiden Straßen nach Süden bis zum einsetzenden Geländeabfall hinunter ins Lembachtal. In diesem Geländedreieck liegen heute einige forstlich genutzte Lichtungen, das ganze Gebiet gehört jedoch zumindest heute administrativ zu Schwäbisch Hall.
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. S. 550–552.