Nicht mehr vorhanden. Die Kirche gibt es nicht mehr. An ihrer Stelle steht ein Kriegerdenkmal
Bei der (Stadt-)Kirche in Pillkallen (der Ort hieß zwischen 1938 und 1946 „Schloßberg“) handelte es sich um eine Mitte des 18. Jahrhunderts errichtetes Bauwerk. Bis 1945 war sie evangelisches Gotteshaus für die Bevölkerung im Kirchspiel des heute Dobrowolsk genannten einst ostpreußischen Ortes in der heute russischenOblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)).
Der einstige Standort der Pillkaller Kirche befindet sich in der Ortsmitte auf dem Marktplatz an der Stelle, an der sich heute ein russisches Denkmal befindet.
Kirchengebäude
Ein erstes Kirchengebäude gab es in Pillkallen wohl schon 1559. Aus dem Jahr stammte ein bis 1945 noch erhaltener Beichtstuhl mit Vergitterung, der als der früheste erhaltene protestantische Beichtstuhl Ostpreußens galt[1]. Er war eine Arbeit von Abraham Döring. Diese erste schlichte Fachwerkkirche wurde 1644 beim Durchzug von Schweden und Polen niedergebrannt, jedoch bis 1650 wieder aufgebaut.[2] An dieser Kirche traten in der Folgezeit immer mehr Bauschäden auf, so dass ein Abriss unumgänglich war.
In den Jahren 1756 bis 1758 entstand als Nachfolgebau ein verputzter Feldsteinbau mit Sakristei im Osten und einem Halbkreisfenster im Ostgiebel im oberen Chorraum[3]. Erst im Jahre 1910 erfolgte die Errichtung des eingesetzten Turms mit einem spitzen Dach[4].
Der Kircheninnenraum war dreischiffig, nur das Mittelschiff war gewölbt. An der Süd-, West- und Nordseite waren Emporen eingezogen. Zur Innenausstattung gehörten wertvolle Holzschnitzereien, die noch aus der Vorgängerkirche stammten. Der Altar von 1649 und die Kanzel aus dem 17. Jahrhundert wurden nach 1758 zum Kanzelaltar vereinigt. Die Taufkammer und ein (zweiter) Beichtstuhl entstanden um 1650. Unter den Altargeräten befanden sich vorwiegend Stücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Beim Umbau der Kirche anlässlich der Errichtung des Turms wurde 1910 eine Orgel erworben. Eine der Glocken, die 1706 von Jacob Hessing in Königsberg (Preußen) gegossen worden war, konnte den Zweiten Weltkrieg auf dem HamburgerGlockenfriedhof überleben[2]. Sie trägt die Inschrift Gloria in excelsis deo - Ehre sei Gott in der Höhe und läutet jetzt in der Martin-Luther-Kirche in Bad Orb im Spessart. Dort erklingt sie zusammen mit einer Glocke gleicher Entstehungszeit, die aus der Kirche in Reichenstein (heute polnisch: Złoty Stok) in Schlesien stammt.
Deutsche Pioniere sprengten 1944 den Kirchturm, um den herannahenden Truppen der Roten Armee die Orientierung zu erschweren[5]. Die von den Kriegshandlungen zudem stark in Mitleidenschaft gezogene Kirche wurde nach 1945 abgetragen. Erhalten blieb das Taufbecken von 1651, das seinen Platz am ehemaligen Standort der Kirche gefunden hat. In der einstigen Memeler Straße unweit des ehemaligen Bahnhofs gibt es noch eine Steinplatte aus der Kirche mit der Inschrift Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit[2]. Sonst erinnert nichts mehr an das altehrwürdige Gotteshaus, dessen Platz nun ein russisches Denkmal einnimmt.
Kirchengemeinde
Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Pillkallen (bis 1818 gab es hier auch eine evangelisch-reformierte Gemeinde) wurde kurz nach Einführung der Reformation in Ostpreußen gegründet[6]. Im Jahre 1559 wurde der Ort Kirchdorf, dem ein weitflächiges Kirchspiel angegliedert wurde. Gehörte die Kirche in Pillkallen um 1785 auch noch zum Kirchenkreis Ragnit, so war sie dann bis 1945 in den Kirchenkreis Pillkallen (Schloßberg) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union integriert. Der stetig wachsenden Gemeinde in dem 1726 zur Stadt erhobenen Ort waren zunächst ein Pfarrer, ab 1763 ein zweiter und ab 1884 noch ein Hilfsprediger zugewiesen[7]. Im Jahr 1925 zählte die Kirchengemeinde 10.012 Gemeindeglieder, die in 32 Kirchspielorten wohnten.
Die Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung sowie die nachfolgende restriktive Religionspolitik der Sowjetunion brachten das kirchliche Leben in dem inzwischen Dobrowolsk genannten Ort zum Erliegen.