Aktive Reaktoren (Brutto)
Das Kernkraftwerk Krško [ˈkərʃkɔ] (slowenisch Jedrska elektrarna Krško (JEK), auch Nuklearna elektrarna Krško (NEK), kroatisch Nuklearna elektrana Krško) wurde in den 1970er Jahren im damaligen Jugoslawien erbaut und gehört jeweils zur Hälfte Kroatien und Slowenien. Offiziell wird das AKW vom Unternehmen GEN energija d. o. o. in Krško betrieben. Das Kraftwerk hat eine elektrische Nettoleistung von 696 MW.
Krško liegt in Slowenien, Luftlinie etwa 20 km von der kroatischen Grenze, 40 km westlich von Zagreb und 260 km südlich von Wien.[1]
Der Druckwasserreaktor der US-amerikanischen Firma Westinghouse wurde in den 1970er Jahren als 50:50-Projekt der beiden jugoslawischen Teilrepubliken Kroatien und Slowenien errichtet und 1981 in Betrieb genommen. Die Planung des Kraftwerks wurde von der amerikanischen Gilbert Associates Inc. geleistet. Die Bauausführung wurde von den jugoslawischen Unternehmen Gradis und Hidroelektra erbracht. Die Montage führten die ebenfalls jugoslawischen Unternehmen Hidromotaža und Đuro Đaković durch.
Das Kernkraftwerk Krško war das einzige Kernkraftwerk Jugoslawiens; es lieferte Ende der 1980er Jahre 20 % des Stromverbrauchs der SR Slowenien und 18 % des Stromverbrauchs der SR Kroatien, insgesamt entsprach dies 5 % des Gesamtverbrauchs von Jugoslawien.
Zwischen 1981 und 1989 wurde der Reaktorbetrieb mehr als 70 Mal unterbrochen. Eine Betriebserlaubnis soll 1989 noch nicht vorgelegen haben.[2]
Im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens ab 1991 kam es mehrmals zu Streitigkeiten zwischen den nun selbstständigen Republiken über das Kraftwerk. Dabei ging es um ausstehende Stromzahlungen und Teilübernahme der Betriebskosten von Kroatien. Im Jahre 2001 wurden rechtliche und betriebstechnische Fragen von den Regierungen geklärt.[3] Seit 2003 beliefert das Kraftwerk wieder beide Eigentümer.
Das Kraftwerk deckt ca. 40 % des slowenischen[4] und ca. 15 % des kroatischen[5] Strombedarfs.
Der Kernreaktor wurde bei Planung und Bau für 40 Jahre Betriebszeit ausgelegt.[6]
Der Eigentümer des Kernkraftwerks wollte (Stand 2009) einen zweiten Reaktor am Standort errichten. Es wurde dabei von Investitionen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro ausgegangen. Der Reaktor sollte eine Leistung zwischen 1200 MW und 1500 MW haben und östlich des bestehenden gebaut werden. Im August 2009 wurde für den Bau des Blockes eine italienische Partnerschaft ins Gespräch gebracht; über das Projekt sollte frühestens 2013 oder 2014 entschieden werden.[7] Für den bestehenden Block wurde vom Kraftwerksbetreiber eine Verlängerung der Betriebserlaubnis bis zum Jahr 2043 beantragt.[8]
Am 21. Juli 2015 wurde bekannt, dass sich der slowenische Infrastrukturminister Peter Gašperič und sein kroatischer Kollege Ivan Vrdoljak bei einem Treffen in Krško geeinigt haben, das Kraftwerk noch bis 2043 zu betreiben; das AKW sei „sicher und wirtschaftlich“.[9]
Stand 2023 ist eine Erweiterung um einen Block vorgesehen, wobei sich Slowenien und Kroatien die Kosten teilen. Im Gegenzug überlässt Kroatien Slowenien einen Teil des LNG-Terminals auf der Insel Krk zur Nutzung für slowenische Bedürfnisse.[10]
Das Kernkraftwerk ist besonders deshalb umstritten, weil es in einem erdbebengefährdeten Gebiet steht. Nach dem PHARE-Abschlussbericht über die geophysikalische Untersuchung des Gebiets von Krško sind jedoch am „Standort des Kernkraftwerks keine größeren seismogenen Risikofaktoren festzustellen“.[11] Nach der IAEO entsprach die Sicherheit des Kernkraftwerks 2007 allen internationalen Standards und höchsten Sicherheitsforderungen.[12]
Unter anderem von der Wiener Umweltanwaltschaft wurden 2008 schwere Bedenken zur seismischen Stabilität des Standortes geäußert. Insbesondere die zu erwartenden größten Magnituden überstiegen demnach die bei der Planung verwendeten Werte.[13][14]
Greenpeace Slowenien gab eine Untersuchung in Auftrag. Diese bestätigt, dass das AKW Krško einem starken Erdbeben, welches in Slowenien durchschnittlich ca. alle 200 Jahre auftritt, nicht standhalten würde. Nach dem Beginn der Nuklearkatastrophe von Fukushima (2011 in Japan) plädierte Greenpeace in einem offenen Brief an den slowenischen Ministerpräsidenten Borut Pahor gegen einen zweiten Reaktorblock (NEK 2).[15]
Im Jahre 2013 wurde bekannt, dass sich das französische Institut für Nuklear- und Strahlensicherheit IRSN angesichts der aktiven tektonischen Verwerfung Libna gegen den Bau eines zweiten Reaktorblockes ausgesprochen hat. Das IRSN hat auf Veranlassung von GEN energija mehrere Jahre lang geomechanische, geologische und seismische Untersuchungen für mögliche Standorte eines zweiten AKWs durchgeführt. Der slowenische (Geološki zavod Slovenije) und der französische geologische Dienst (Bureau de recherches géologiques et minières), die auch Mitglied des Konsortiums sind, stimmen dieser Beurteilung nicht zu.[16] Mittlerweile hat GEN energija die Zusammenarbeit mit dem IRSN aufgekündigt.
Gegenwärtig (Stand Anfang 2010) werden die verbrauchten Brennelemente noch auf dem Kraftwerksgelände gelagert. Der Bau und die Sicherheit eines atomaren Zwischenlagers (slow. NSRO = Lager für niedrig- und mittel-strahlende radioaktive Abfälle) für abgebrannte Brennstäbe auf dem Gelände des KKW Krško ist auch in Slowenien umstritten.[17]
Es war geplant, ein Zwischenlager in Vrbina zu errichten und 2013 in Betrieb zu nehmen. Bis Ende 2013 wurde mit dem Bau nicht begonnen. Die Kosten für ein solches Lager werden auf 146 Mio. Euro nur für den slowenischen Anteil geschätzt.[18]
Das Kernkraftwerk Krško verfügt über einen Block: