Karwno liegt in Hinterpommern, etwa 40 Kilometer südöstlich der früheren Kreisstadt Słupsk (Stolp) und 32 Kilometer nördlich der jetzigen Kreismetropole Bytów (Bütow) in einer Hügellandschaft und ist von Äckern, Wäldern und Seen umgeben. Das Ortsgebiet mit dem Kleinen und dem Jezioro Karwieńskie Dużo (Kleiner und Großer See) reicht im Südwesten bis an die Łupawa (Lupow).
Eine schmale Landstraße verbindet das Dorf mit der Woiwodschaftsstraße 211 bei Podkomorzyce (Niemietzke). Bis 1945 bestand Bahnanschluss über die sechs Kilometer entfernte Station Schwarz Damerkow an der nach dem Krieg stillgelegten und weitgehend demontierten Bahnstrecke Lauenburg–Bütow (Lębork–Bytów).
Ortsname
Die deutsche Ortsbezeichnung Karwen (früher Carwen) kam jeweils noch einmal in Ost- und in Westpreußen vor.
Geschichte
Der historischen Dorfform nach ist Karwno ein Winkelzeilendorf. Im Jahre 1523 wird Jürgen pirchen tho karuen als Besitzer genannt. Der eine Teil des Gutes bestand aus zwei Rittersitzen, vier Bauern und zwei Kossäten und war ein altes Pirchsches Lehen. Der andere Teil mit dem VorwerkNeuhof (heute polnisch: Drążkowo), dem Schmiedehof und dem Heidekrug kam an Hans von Wobeser. Kaspar Friedrich von Massow gelang es, beide Teile wieder in einer Hand zu vereinigen.
Um 1784 hatte Karwen zwei Vorwerke, acht Bauern, vier Kossäten, einen Schulmeister, eine Wassermühle an der Lupow, das Vorwerk Neuhof (heute polnisch Drążkowo), die Kolonie Neu Karwen (Nowe Karwno), den Schmiedehof und zwei Katen – bei insgesamt 44 Feuerstellen (Haushalten).[2]
In der Folgezeit wechselten die Besitzer von Karwen sehr häufig. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich das Gut im Besitz der Familie Gerhardt.[3] Letzter Besitzer war von 1938 bis 1945 Werner Gast. Zu der Zeit hatte das Rittergut eine Betriebsfläche von 507 Hektar, davon alleine 461 Hektar Ackerland.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs floh ein Großteil der Dorfbewohner am 8. März 1945 vor den herannahenden sowjetischen Truppen in einem Treck. Der Treck zog über Neu Karwen (Nowe Karwno), Eichenfelde (Grzężnik), Groß Massow (Maszewo Lęborskie), Lauenburg in Pommern (Lębork) und Goddentow (Godętowo) nach Lanz (Łęczyce), wo er jedoch den Rotarmisten in die Hände fiel. Die Dorfbewohner mussten zurückkehren, nur wenigen gelang die Flucht per Schiff. Karwen selbst wurde am 9. März 1945 von sowjetischen Truppen besetzt. Anschließend wurde der Ort zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Im August 1946 zog die Rote Armee ab, während gleichzeitig Polen in das Dorf eindrangen, es besetzten und die Häuser und Gehöfte übernahmen. Karwen wurde in Karwno umbenannt. Am 30. August 1946 wurden auf der Grundlage der sogenannten Bierut-Dekrete in einer groß angelegten Aktion etwa 100 Dorfbewohner vertrieben, 1947 die übrigen.
Bereits um 1784 gab es in Karwen einen Schulmeister. In der im Jahre 1932 dreistufigen Volksschule unterrichteten zwei Lehrer in drei Klassen 101 Schulkinder.
Bis 1881 besuchte die Karwener Volksschule der spätere Glasmacher und Glashüttenmeister Germanus Theiß (1867–1945).
Glashütte Karwen
Von 1845 bis 1887 hatte Karwen eine Glashütte. Sie befand sich unmittelbar an der Lupow östlich der Niemietzker Mühle. Besitzer der Glashütte waren die jeweiligen Besitzer des Gutes Karwen, die sie aber immer an Fachleute verpachteten. Der erste Pächter war die Firma Scheffler & Cohn, der zweite die Firma Denke & Piwonke. Es waren zwei Öfen in Betrieb, die jährlich etwa 3600 Raummeter Holz verbrauchten.
Hergestellt wurden zuerst Bierflaschen, dann aber auch, wegen der Güte des an der Lupow vorhandenen Sandes, Tafelglas und Hohlglas. Neben der Glashütte befand sich eine Hohlglasschleiferei, deren Produkte ebenfalls glänzenden Absatz fanden.
In der Karwener Glashütte arbeiteten sieben Glasbläser (ohne Schmelzer, Arbeitsleute usw.), die aus Böhmen stammten. Sie waren meistens Katholiken und lebten im Ort in gewisser Zurückgezogenheit. Ihre Kinder besuchten die Schule in Karwen, ein Geistlicher aus dem westpreußischenGowidlino hielt Heilige Messen in der Glashütte.
Aus wirtschaftlichen Gründen konnte der Betrieb 1887 nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Karwener Glashütte und auch die Tochterhütte in Kosemühl (Kozin) mussten geschlossen werden.
↑Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 948–949, Nr. 16.
↑Alexander August Mützell, Hrsg.: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preußischen Staats. Band 2, Halle 1821, S. 309, Nr. 1277-1279.
↑Kraatz, Hrsg.: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 281.