Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnächst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst.
Als Sohn eines Schuhmachers und Bohrmaschinisten und einer Textilarbeiterin wurde er in der Vorstadt Wöhrd in Nürnberg geboren. Er war sehr begabt, wurde gefördert, verließ aber vorzeitig die Realschule und absolvierte eine Kaufmannslehre. Seinen Lebensunterhalt verdiente er anfangs als Bauarbeiter. Wegen kleinerer Delikte kam er mit dem Gesetz in Konflikt. Offen schildert er seine Jugendjahre in dem autobiographischen Roman Der Held im Schatten. Ab Herbst 1906 leistete er seine zwei Jahre Militärdienst beim 21. bayerischen Infanterieregiment.[1]
Erste literarische Arbeiten veröffentlichte er 1910 in den Süddeutschen Monatsheften. 1912 erschien Brögers erster Lyrikband Gedichte, gefördert von Franz Muncker. Nach frühen Publikationen wurde er in die Redaktion der sozialdemokratischen Fränkischen Tagespost berufen, für die er bis 1933 arbeitete. Ab 1924 schrieb er auch für die Zeitung Der Reichsbanner des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, das er in Franken mitgegründet hatte[2]. Bröger schrieb auch für andere sozialdemokratische Periodika und war zeitweise Redakteur der Jungsozialistischen Blätter. Er engagierte sich in der Jugendbewegung. Nebenher war er von 1921 bis 1929 Dozent für Literatur an der Volkshochschule Nürnberg und leitete Literaturkurse.
Er wurde im März 1933 in Nürnberg zum SPD-Stadtrat gewählt, daraufhin von Juni bis September 1933 im KZ Dachau inhaftiert. Danach musste er sich umorientieren und arbeitete als freier Schriftsteller. Einige seiner Gedichte wurden von den Nationalsozialisten, die versuchten, ihn auf ihre Seite zu ziehen, aufgegriffen und gedruckt.
Sein Frühwerk war geprägt von der Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucksmitteln, die sich der rasch sich verändernden zeitgenössischen Industrie- und Stadtwelt zu nähern versuchten (Die singende Stadt, 1914).
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges zum Kriegsdienst eingezogen, wurde er bereits im Dezember 1914 aufgrund seiner zwei Monate zuvor in Nordfrankreich erlittenen Verwundung[3] als dienstuntauglich entlassen. Das Erlebnis des Ersten Weltkriegs war für seine Kriegslyrik entscheidend. Dabei stand für ihn die Legitimation des militärischen Auftrags außer Frage; denn der sozialdemokratische Teil der Arbeiterschaft stand loyal zur SPD-Zustimmung und zum Kriegseintritt. So formulierte er in seinem Gedicht Bekenntnis programmatisch – diese Zeilen wurden mehrmals aufgegriffen –:
Herrlich zeigte es aber deine größte Gefahr, / daß dein ärmster Sohn auch dein getreuester war. / Denk es, o Deutschland.
Seine weiteren Kriegsgedichte haben zunehmend unpolitischen und später pazifistischen Charakter (besonders in Soldaten der Erde, 1918 und später Flamme, 1920); sie stellen die Realität des Kampfes, die Details moderner Kriegstechnik in den Vordergrund. Bis zum Ende des Krieges betonte er das Leiden und die Kameradschaft der einfachen Soldaten, so auch in seiner weitverbreiteten Erzählung Bunker 17 (1929). In seinem Spiel Kreuzabnahme (in Flamme, 1920) thematisierte er den Krieg als Produkt ökonomischer Interessen.
In seinen (teils späteren) Gedichten zur industriellen Arbeitswelt thematisierte er zwar die inhumanen Züge der Arbeit im Kapitalismus, vermied jedoch direkte politische Aussagen; eher ästhetisierte er das harte Leben, da er in der Weimarer Republik die Möglichkeit demokratischer Wirtschaftspolitik sah (siehe Vom neuen Sinn der Arbeit, 1919). Bröger bemühte sich, von explizit parteilicher Literatur (die er gleichwohl ständig in der Fränkischen Tagespost veröffentlichte) Abstand zu halten und eher literarische Werke im traditionellen Sinne zu schaffen. Charakteristisch für seine Werke der 1920er Jahre sind sein Bekenntnis zu Deutschland, zu deutschem Land und deutschem Volk (vor allem Deutschland, 1923) und seine patriotische Einstellung. Er wandte sich explizit gegen den revolutionären Internationalismus des anderen Teiles der deutschen Arbeiterbewegung, aus dem nach 1914 die USPD und später die KPD entstanden waren und dessen Schriftsteller sich seit 1928 im Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (BPRS) organisierten. Viele seiner journalistischen Arbeiten sind erst relativ spät gesichtet und ausgewertet worden, vor allem aus der Fränkischen Tagespost (Nürnberg), dem Reichsbanner und den Jungsozialistischen Blättern. Deren Analyse hat zuerst Gerhard Müller in seiner Dissertation vorgenommen.
Etliche seiner Gedichte und Lieder wurden von der Hitlerjugend vereinnahmt, wie beispielsweise von Heinrich Spitta in seiner Kantate Land mein Land, die im Kallmeyer Verlag erschien und bei den Reichsmusiktagen der HJ in Stuttgart 1937 uraufgeführt wurde,[4] und einige wurden auch – gegen seinen Willen – im Völkischen Beobachter gedruckt. Seit 1943 – in diesem Jahr wurde sein Siedlungshäuschen in Nürnberg durch einen Fliegerangriff zerstört, und die Familie musste evakuiert werden – litt er an einer schweren Krankheit. Nach seinem Tod im Mai 1944 wurde er von der NSDAP sogar zum Anhänger des Regimes erklärt und erhielt ein sogenanntes Parteibegräbnis, an dem auch der Vertreter des regionalen Propagandaamtes, der NSDAP-Oberbereichsleiter, Landeskulturverwalter des Gaues Franken und Nürnberger Stadtrat Hans Bäselsöder (1900–1983), der sich jedoch auch für Verfolgte wie etwa Karl Bröger eingesetzt haben soll,[5] sprach; die Hinterbliebenen hatten keine Möglichkeit, das zu verhindern. Verbürgt ist aber (wie in der Dissertation Gerhard Müllers nachzulesen ist), dass Bröger sich bis zuletzt mit Gleichgesinnten getroffen hatte, in einem Gasthof in der Nähe von Nürnberg. Auch seine Briefe, die ausgewertet werden konnten, zeigen, dass er keinerlei Sympathien für die NSDAP hegte, sondern immer Anhänger der SPD blieb. Dies wurde auch schon bei einem Besuch Fritz Heines für die SoPaDe 1936 bestätigt.
Hans Hermann Schulz: Das Volkstumserlebnis des Arbeiters in der Dichtung von Gerrit Engelke, Heinrich Lersch und Karl Bröger. Ein Beitrag zur Morphologie des Problems, Bd. 5 der Reihe: Stadion, Arbeiten aus dem Germanistischen Seminar der Universität Berlin, hrsg. von Franz Koch, Würzburg (Triltsch) 1940.
Christoph Rülcker: Ideologie der Arbeiterdichtung 1914–1933 – Eine wissenssoziologische Untersuchung, Metzler, Stuttgart 1970.
Alfred Klein: Im Auftrag ihrer Klasse. Weg und Leistung der deutschen Arbeiterschriftsteller 1918–1933, Aufbau, Berlin und Weimar 1972.
Arbeiterdichtung. Analysen – Bekenntnisse – Dokumentationen, hrsg. von der Österr. Gesellschaft für Kulturpolitik, Hammer, Wuppertal 1973, ISBN 3-87294-041-4.
Christoph Rülcker: Proletarische Dichtung ohne Klassenbewußtsein – Zu Anspruch und Struktur sozialdemokratischer Arbeiterliteratur 1918–1933. In: Wolfgang Rothe (Hrsg.): Die deutsche Literatur in der Weimarer Republik, Reclam, Stuttgart 1974.
Gudrun Heinsen-Becker: Karl Bröger und die Arbeiterdichtung seiner Zeit. Nürnberg 1977, ISBN 3-87191-030-9.
Gerhard Müller: Er war kein Kollaborateur. Vor 100 Jahren wurde der Nürnberger Arbeiterdichter Karl Bröger geboren. In: Nürnberger Zeitung, 8. März 1986, Beilage (NZ am Wochenende, Nr. 56).
Hans Bertram Bock: Der völkische Psalmist. Zum hundertsten Geburtstag des „Arbeiterdichters“ Karl Bröger. In: Nürnberger Nachrichten, 8./9. März 1986, S. 25.
Gerhard Müller: Für Vaterland und Republik. Monographie des Nürnberger Schriftstellers Karl Bröger (zugleich: Dissertation, Universität Frankfurt (Main), 1985). Centaurus-Verlagsgesellschaft, Pfaffenweiler 1986, ISBN 3-89085-108-8, XII, 523 S.
Ute Möller: Karl-Bröger-Haus in neuem Licht. Fränkische Verlagsanstalt gestaltete Fassade nach historischem Vorbild – SPD-Chef: «Wir stehen zu Bröger». In: Nürnberger Stadtanzeiger Nord vom 14. November 2007, S. 7.
Klaus Schamberger: „Karl Bröger war ein Nazi-Gegner“. Ein großer Sohn der Stadt – und der Umgang mit seiner Vergangenheit. In: Abendzeitung (Nürnberg), 12. Dezember 2006.
Ernst Klee: Karl Bröger. Eintrag in ders.: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5.
Gerhard Müller: Kleine Biographie Karl Brögers, als PDF unter www.muellers-lesezelt.de (2008, Aufsätze).
Siegfried Kett, Manfred Scholz, Harald Zintl (Hrsg.): Karl Bröger. Arbeiterdichter, Journalist und Politiker, Dokumentation zum Symposium am 4. Oktober 2008. Nürnberg 2009, ISBN 978-3-86872-037-2. (Digitalisat in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung).
Gerhard Jochem: Mit nervigem Griff und mächtigem Schwung – wum – bung – bung: Karl Bröger und Adam Scharrer – Zwei fränkische „Arbeiterdichter“ und der Erste Weltkrieg. In: Der Sprung ins Dunkle. Die Region Nürnberg im Ersten Weltkrieg 1914–1918. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2014 (Ausstellungskataloge des Stadtarchivs Nürnberg; 22), ISBN 978-3-925002-52-6, S. 784–795
↑auszugsweiser Abdruck in: Musik in Jugend und Volk. 1937, S. 96.
↑Wolfgang Mück: NS-Hochburg in Mittelfranken. Das völkische Erwachen in Neustadt a. d. Aisch 1922–1933. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2016 (= Streiflichter aus der Heimatgeschichte. Hrsg. vom Geschichts- und Heimatverein Neustadt a. d. Aisch e. V., Sonderband 4), 3., erweiterte Auflage ebenda 2016, S. 82, 167 f., 201 f. (positive Stellungnahme bei den Spruchkammerverfahren etwa durch Professor Max Körner) und 270.
↑Normdateneintrag für Friedrich Bröger (GND116560797), abgerufen am 2. Februar 2022.
↑ Ute Möller: Karl-Bröger-Haus in neuem Licht. Fränkische Verlagsanstalt gestaltete Fassade nach historischem Vorbild – SPD-Chef: «Wir stehen zu Bröger». In: Nürnberger Stadtanzeiger Nord vom 14. November 2007, S. 7.