Seit seinem vierten Lebensjahr bereits Inhaber eines kaiserlichen Infanterieregimentes, verblieb der in Ingenieurskunst, Fremdsprachen, Leibesübungen und Staatswissenschaften ausgebildete Prinz, der am 5. April 1729 in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen worden war, bis 1736 in seiner Heimat. Als sein Bruder Franz Stephan 1736 Maria Theresia heiratete, folgte er diesem nach Wien. Im Türkenkrieg, 1737 bis 1739, war er Generalwachtmeister und wurde am 22. November 1740 zum österreichischen Feldmarschall ernannt, als welcher er in den folgenden Jahren stets im Einsatz war.
Im Schlesischen Krieg
Im Österreichischen Erbfolgekrieg verlor er 1742 die Schlacht bei Chotusitz in Böhmen gegen Friedrich II. von Preußen, was kurz darauf zum für Preußen vorteilhaften Vorfrieden von Breslau führte. Nach dem Breslauer Frieden focht er mit Glück gegen die Bayern und Franzosen. Im Winter 1742 blieb die gegnerische Armee verteilt zwischen Inn und Isar und in der Oberpfalz in Winterquartieren. Prinz Karl sammelte eine etwa 70.000 Mann starke Armee und überschritt am 6. Mai 1743 den Inn, um in Bayern einzubrechen. Am 9. Mai schlug er den bayerischen General Minuzzi im Gefecht bei Simbach und drängte den Feind langsam bis an den Rhein zurück.
Im Frühjahr 1744 brach eine starke französische Armee in Flandern ein. Prinz Karl brach darauf zur Entlastung über den Rhein vor und bemächtigte sich eines großen Teils des Elsass’. Zu einer Schlacht mit den Franzosen kam es nicht, denn Prinz Karl musste im August nach Böhmen zurückeilen, nachdem die preußischen Truppen erneut in den Krieg eingegriffen hatten. Er vertrieb, von Feldmarschall Traun als Adlatus beraten, die Preußen bis zum Jahresende alleine durch defensive Maßnahmen aus Böhmen. Im folgenden Jahr 1745 wurde er aber durch Friedrich II. bei Hohenfriedeberg (4. Juni) und bei Soor (30. September) schwer geschlagen. Die Schlacht bei Kesselsdorf (15. Dezember) sollte zum militärischen Tiefpunkt werden, als seine Truppen nicht rechtzeitig auf der Walstatt erschienen. Der Friede von Dresden (25. Dezember 1745) besiegelte den Verlust der Provinz Schlesien.
Generalgouverneur der Niederlande
Mit päpstlicher Dispens vom kanonischen Hindernis der Verwandtschaft dritten Grades heiratete er am 7. Januar 1744 in der Wiener Augustinerkirche (Hofkirche) Erzherzogin Maria Anna von Österreich, die jüngere Schwester Maria Theresias. Bereits am 26. März 1744 zog er in Brüssel als Generalgouverneur der österreichischen Niederlande ein, wo seine Frau bereits am 16. Dezember 1744 bei der Geburt eines Kindes verstarb. Nicht mehr wieder verheiratet, blieb er Generalgouverneur bis zu seinem Tod im Jahre 1780.
Wegen des Jakobiteraufstandes musste Großbritannien Truppen vom Kontinent abziehen, daher konnte die französische Armee des Marschalls von Sachsen fast ungehindert Brüssel, Mechelen, Antwerpen, Charleroi und Mons einnehmen. Während der Belagerung von Namur wurde das österreichische Entsatzheer in der Schlacht bei Huy geschlagen. Der Marschall von Sachsen nahm die Festung und besiegte die Österreicher unter Prinz Karl nochmals am 11. Oktober 1746 in der Schlacht bei Roucoux.
Zum Ende des Jahres waren die österreichischen Niederlande bis zur Maas in französischem Besitz. Von 1747 bis 1749 war Prinz Karl mit der Reform der österreichischen Armee befasst, im April 1749 kehrte er nach Brüssel zurück. Da der alte Statthalterpalast, das Palais du Coudenberg, 1731 abgebrannt war, residierten die Statthalter seither in dem gotischen Palais Nassau, welches sie vom Haus Nassau gemietet hatten. Karl-Alexander erwarb dieses Gebäude und ließ es im Rokokostil umbauen und erweitern.
Im Siebenjährigen Krieg
Nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges kämpfte er erneut gegen Friedrich II. Im Frühjahr 1757 führte er fast 60.000 Mann zum Entsatz der in Prag eingeschlossenen Armee unter Browne heran, wurde aber am 5. Mai in der Schlacht von Prag geschlagen. Der Sieg der zu Hilfe eilenden Armee unter General Daunbei Kolin (18. Juni) gab seinen Truppen die Handlungsfreiheit zurück. Am 5. Dezember 1757 erlitt er aber gegen Friedrich II. eine vernichtende Niederlage in der Schlacht bei Leuthen, was seine Abberufung vom Oberkommando der österreichischen Armee zur Folge hatte. Versüßt wurde ihm dies jedoch durch die Verleihung des Großkreuzes des Militär-Maria-Theresia-Ordens am 7. März 1758, wobei er damit der Erste war, der diese Auszeichnung erhielt. Als Generalgouverneur wieder nach Brüssel zurückkehrend, lenkte er mit Feingefühl die Brabantischen Stände. Seine Organisation brachte neuen Wohlstand ins Land, er baute die Industrie aus und förderte Künste und Handel.
Hochmeister des Deutschen Ordens
Als der Hochmeister des Deutschen OrdensClemens August von Bayern 1761 verstarb, war er der einzige Hochmeisterkandidat mit Chancen, wozu auch noch Rückendeckung aus Wien kam. So wurde er vom Großkapitel zu Mergentheim am 4. Mai 1761 einstimmig zum 52. Hochmeister gewählt.[1] Da er noch nicht dem Orden angehörte, wurde er vom Probejahr dispensiert, zum Ritter geschlagen und am folgenden Tag in der Mergentheimer Schlosskirche inthronisiert. Seine übrigen Orden musste er nun, wie es die Ordensregel verlangte, zurückgeben.
Um die Angelegenheiten des Ordens, besonders die Sanierung der Ordensfinanzen, kümmerte er sich persönlich und berief dazu wöchentlich die Geheime Konferenz ein. Auf dem Grosskapitel von 1769 ließ er seinen Neffen Maximilian Franz von Österreich zum Koadjutor wählen und erteilte ihm am 9. Juli 1770 in der Wiener Augustinerkirche den Ritterschlag. Der kinderlos gebliebene Fürst setzte seinen Nachfolger testamentarisch zum Alleinerben ein und hinterließ ihm 580.000 Gulden.
Das Amt des Hochmeisters war für den Lebenskünstler und erlesenen Kunstkenner keineswegs ein Hauptanliegen, sondern eine ihm, mit Wiener Hilfe, zusätzlich verschaffte Versorgung als Reichsfürst mit Einflussmöglichkeiten. Seine Politik war voll in die Intentionen des Erzhauses eingebunden und diente gleichzeitig den Stabilisierungsmaßnahmen und Rekuperationsbemühungen des Ordens als Adelskorporation und mindermächtigen Reichs- und Kreisstandes. Während seiner Amtszeit besuchte er lediglich 1761, 1764 und 1765 die Ordenszentrale, so dass er die Amtsgeschäfte stets aus Brüssel führte. Er war sich seiner Verpflichtungen gegenüber dem Orden durchaus bewusst, galt als streng und auch versöhnlich. Er blieb Hochmeister bis zu seinem Ableben im Jahre 1780.
Sein Grab befindet sich in Brüssel.
Karl Alexander von Lothringen als Bauherr und Kunstförderer
Die Bestrebungen Karl von Lothringens, seine Brüsseler Residenz im alten Palais Nassau zu einem repräsentativen, dem Zeitgeschmack entsprechenden Regierungssitz umzubauen, gewannen mit der Wahl zum Hochmeister des Deutschen Ordens an finanziellem Rückhalt und Dynamik.[2] Ihm zur Seite standen die Architekten Jean Faulte (1726–66) und Laurent-Benoît Dewez (1731–1812). Kunstagenten und Kunsthändler, darunter Johann Karl Philipp Graf Cobenzl (1712–1770), verkehrten regelmäßig an seinem kosmopolitischen Hof. Bisweilen pflegte er persönlichen Austausch mit Künstlern, etwa mit David Roentgen (1743–1807). Auch beteiligte er sich selbst an innovativer Ideenentwicklung. Dabei war er – über seine dynastischen Verbindungen nach Wien und Paris – bestens über aktuelle Vorlieben an europäischen Höfen informiert. Seine Leidenschaft galt insbesondere den dekorativen Künsten, wie der Kunsttischlerei, der Herstellung von Porzellan oder von Teppichen.[2] Aus verschiedenen Quellen konnte Reinier Baarsen sein ambitioniertestes Projekt rekonstruieren, das Brüsseler Audienzzimmer.[3] Zwischen dem Grand Salon für große Empfänge und dem privaten Schreibzimmer des Prinzen gelegen, war es mehr der persönlichen Repräsentationssphäre zu zurechnen. Niemals ganz vollendet, entstand seit den 1770er Jahren hier ein Vorzeigestück aus virtuoser Kunsttischlerei, Holzmosaikarbeit und in Bronze gefasster Holz-Dekorationen. Einzelne Teile daraus, wie die einzigartigen Marketerietafeln (1778/1779) von Daniel Roentgen, gingen nach dem unerwarteten Tod des Prinzen im Erbgang an den Habsburger Hof in Wien und finden sich heute in den Sammlungen des Museums für angewandte Kunst Wien, wie des Kunsthistorischen Museums Wien.
Jaromir Hirtenfeld: Der Militär-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder; nach authentischen Quellen; zur ersten Säcularfeier. Band 1, Wien 1857, S. 32 f.
Reinier Baarsen, Leo de Ren: ´Ebénisterie` at the court of Charles Lorraine. In: The Burlington Magazine. BandCXLVII, Februar 2005, S.91–99.
Reinier Baarsen: Charles of Lorraine´s Audience Chamber in Brussels,. In: The Burlington Magazine. BandCXLVII, Juli 2005, S.464–474.