Kaiser oder Kaiserin von Indien (englisch Emperor of India bzw. Empress of India) war 1857 der Titel des letzten Großmoguls von Indien Bahadur Shah II. und von 1876 bis 1948 der Titel der britischen Monarchen als Herrscher von Britisch-Indien. Bis zur Unabhängigkeit Indiens und Pakistans nahmen Königin Victoria und die vier auf sie folgenden englischen Herrscher Eduard VII., Georg V., Eduard VIII. und Georg VI. die britische Königs- und die indische Kaiserwürde in Personalunion für sich in Anspruch.
Ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts dehnten die Britische Ostindien-Kompanie ihren Machtbereich über Indien immer weiter aus. Die bis dahin herrschenden Großmogul blieben aber formal weiterhin die Herrscher. Im Zuge des Indischen Aufstandes von 1857 wurde Bahadur Shah II., der letzte Großmogul, von den Aufständischen zum Kaiser von Indien proklamiert.[1] Nach der Niederschlagung des Aufstands wurde die Britische Ostindien-Kompanie im Jahr 1858 aufgelöst und Britisch-Indien zu einer formellen Kronkolonie. Bahadur Shah II. wurde im März desselben Jahres von einem Kriegsgericht der Mitschuld an der Revolte schuldig gesprochen und abgesetzt.
Britische Kaiser von Indien
Bereits ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es immer wieder Bestrebungen, Königin Victoria zur Kaiserin ausrufen zu lassen. Diese wurden nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs forciert, als die Königin befürchtete, von ihrer Tochter, der preußischen Kronprinzessin Victoria, als künftige deutsche Kaiserin im monarchischen Rang übertroffen zu werden. Der Titel des Kaisers von Indien wurde schließlich 1876 auf Betreiben des PremierministersBenjamin Disraeli eingeführt.[2] Der britischen Herrschaft in Indien sollte eine legale Basis verliehen werden, indem an die Mogulherrschaft angeknüpft wurde. Die Britische Ostindien-Kompanie hatte, zumindest formal, im Namen des Mogulkaisers geherrscht.
Da Persisch die Verwaltungssprache des Mogulreichs war, wurde der Titel oft auch in der persischen Form Kaisar-i Hind verwendet. Der Titel kam u. a. durch die Aufschrift Ind. Imp. (Indiae Imperatrix bzw. Indiae Imperator) oder RI (Regina Imperatrix bzw. Rex Imperator) auf britischen Münzen zum Ausdruck. Im übertragenen Sinn wird der Begriff auf Englisch und Deutsch für einheimische Kaiser gebraucht.
Anlässlich der Krönung des britischen Monarchen zum Kaiser von Indien wurde der Delhi Durbar abgehalten. Dieser fand insgesamt drei Mal, in den Jahren 1877, 1903 und 1911, statt. Der einzige Durbar, bei dem der britische Monarch persönlich anwesend war, war der im Jahr 1911, als Georg V. zum Kaiser von Indien ausgerufen wurde.[4]