Julius Anton Glaser, ausgezeichneter Kriminalist, Sohn jüdischer Eltern, trat später zum Christentum über.
Nach Absolvierung seiner Gymnasialstudien in Leitmeritz und am WienerSchottengymnasium studierte Glaser an der Universität Zürich, wo er 1849 zum Doktor der Philosophie promoviert wurde. Noch nicht 20 Jahre alt, machte er sich durch seine Monographie Das englisch-schottische Strafverfahren (Wien 1850) als kriminalistischer Schriftsteller bekannt und habilitierte sich nach Erlangung der juristischen Doktorwürde 1854 in Wien als Privatdozent für österreichisches Strafrecht, worauf er 1856 außerordentlicher, 1860 ordentlicher Professor wurde.
Ein eifriges Mitglied des deutschen Juristentags, war er zugleich für Reform der österreichischen Strafgesetzgebung, namentlich für das Zustandekommen der neuen Strafprozessordnung, tätig.
Am 25. November 1871 trat er als Justizminister in das Kabinett Adolf Fürst von Auersperg, dem er bis 1879 angehörte. Als Vertreter der inneren Stadt Wien im Abgeordnetenhaus gehörte er zu den begabtesten Anhängern der Partei der Linken. Seit 1879 Generalprokurator am höchsten Gerichtshof, starb er am 26. Dezember 1885 in Wien.
Im Arkadenhof der Wiener Universität – der Ruhmeshalle der Universität – steht seit 1888 eine Büste Glasers, geschaffen von Kaspar Clemens und Eduard Zumbusch. Im Rahmen von „Säuberungen“ durch die Nationalsozialisten Anfang November 1938 wurden zehn Skulpturen jüdischer oder vermeintlich jüdischer Professoren im Arkadenhof im Zusammenhang der „Langemarck-Feier“ umgestürzt oder mit Farbe beschmiert. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte der kommissarische Rektor Fritz Knoll eine Überprüfung der Arkadenhof-Plastiken veranlasst; auf seine Weisung hin wurden fünfzehn Monumente entfernt und in ein Depot gelagert, darunter diejenige von Julius Glaser.[2] Nach Kriegsende wurden im Jahr 1947 alle beschädigten und entfernten Denkmäler wieder im Arkadenhof aufgestellt.
Beiträge zur Lehre vom Beweis im Strafprozeß (Leipzig 1883).
In Karl BindingsHandbuch der deutschen Rechtswissenschaft bearbeitete er den Strafprozess (Leipzig 1883–85, 2 Bde.). Mit Joseph Unger und J. v. Walther gab er die Sammlung von zivilrechtlichen Entscheidungen des k. k. obersten Gerichtshof (Wien 1859 ff., 2. Aufl. 1873 ff.), mit Stubenrauch und Nowak die Allgemeine österreichische Gerichtszeitung (1864 ff.) heraus.
Wilhelmine von Glaser (von der Hand der treuen Gattin): Julius Glaser. Bibliographisches Verzeichniß seiner Werke, Abhandlungen, Gesetzentwürfe und Reden. (Vorr.: Josef Unger). Manz, Wien 1888, OBV.
↑ abEleonore und Henrica wurden im selben Jahr geboren, beide verstarben 1942: Eleonore in Terezín (Theresienstadt), Tschechoslowakei, Henrica in Velyka Volya, Oblast Lwiw, Ukraine.