Larmor studierte an der Royal Belfast Academical Institution und dem Queen’s College in Belfast und danach an der Universität Cambridge am St. Johns College.
Danach war er fünf Jahre lang Professor für theoretische Physik (Natural Philosophy genannt) am Queen’s College Galway.
Larmor, der schon die Sommerferien regelmäßig in seiner irischen Heimat verbrachte, zog im Ruhestand nach Holywood in Irland. Er heiratete nie. 1911 bis 1922 war er als Abgeordneter für die Universität Cambridge im britischen Parlament, wobei er sich für den Erhalt der Union zwischen Irland und Großbritannien aussprach.
Larmor veröffentlichte 1897[1] als Erster die Lorentz-Transformation, zwei Jahre vor Hendrik Antoon Lorentz und acht Jahre vor Albert Einstein. Er sagte dabei den Effekt der Zeitdilatation voraus und bestätigte die FitzGerald-Lorentzkontraktion, vorausgesetzt die Moleküle werden durch elektromagnetische Kräfte zusammengehalten. 1900[2] präsentierte er die Transformationen in etwas klarerer Gestalt, wobei er jedoch wie Lorentz, aber im Gegensatz zu Einstein, die damit verbundenen Effekte als dynamisch und nicht kinematisch verstand. Obwohl er die Relativitätstheorie für kurze Zeit befürwortete, lehnte er sie später ab, da er die Raumzeitkrümmung ablehnte und meinte, dass die absolute Zeit für die Astronomie unverzichtbar sei.
Larmor nahm an, dass man sich den Äther als ein homogenes, fluides Medium vorstellen kann, das inkompressibel und elastisch sei. Wie Lorentz glaubte er, dass die Bewegung von Äther und Materie streng voneinander zu trennen seien. Dabei vereinigte Larmor KelvinsVortex-Äthermodell mit seiner Theorie. Die Materie wurde von ihm wie Lorentz als Strom von Partikeln bzw. Elektronen geschildert. Dabei ging Larmor davon aus, dass Materie bzw. Elektronen keine eigene Substanz besitzen und nur eine besondere Form des Äthers seien.
Larmor ist heute noch bekannt durch die Larmor-Frequenz, den Larmor-Radius und eine Formel für die (nicht-relativistische) Rate der Energieabstrahlung eines beschleunigten Elektrons (Larmor-Formel).
1887, „On the direct applications of first principles in the theory of partial differential equations“, Proceedings of the Royal Society.
1891, „On the theory of electrodynamics“, Proceedings of the Royal Society.
1892, „On the theory of electrodynamics, as affected by the nature of the mechanical stresses in excited dielectrics“, Proceedings of the Royal Society.
1893–97, „Dynamical Theory of the Electric and Luminiferous Medium“, Proceedings of the Royal Society; Philosophical Transactions of the Royal Society. Reihe aus 3 Artikeln mit Larmors physikalischer Theorie des Alls.
1894, „Least action as the fundamental formulation in dynamics and physics“, Proceedings of the London Mathematical Society.
1896, „The influence of a magnetic field on radiation frequency“, Proceedings of the Royal Society.
1896, „On the absolute minimum of optical deviation by a prism“, Proceedings of the Cambridge Philosophical Society.
↑Andrew Warwick: The sturdy protestants of science: Larmor, Trouton and the earth's motion through the ether, in: Jed Z. Buchwald (Hrsg.), Scientific Practice, University of Chicago Press 1995, S. 300–344
M. N. Macrossan: A Note on Relativity Before Einstein. In: Brit. J. Phil. Sci. Band37, 1986, S.232–234 (englisch, edu.au).
Andrew Warwick: On the Role of the FitzGerald-Lorentz Contraction Hypothesis in the Development of Joseph Larmor's Electronic Theory of Matter. In: Archive for History of Exact Sciences. Band43, 1991, S.29–91 (englisch).
O. Darrigol: The Electron Theories of Larmor and Lorentz: A Comparative Study. In: Historical Studies in the Physical and Biological Sciences. Band24, 1994, S.265–336 (englisch).