Johann Ludwig kam als unehelicher Sohn des britischen Königs Georg II. (1683–1760) und dessen MätresseAmalie Sophie von Wallmoden, geb. von Wendt (1704–1765), spätere Countess of Yarmouth, zur Welt. Zwar war seine Mutter mit Graf Adam Gottlieb von Wallmoden (1704–1752) verheiratet, aber gegen eine Zahlung von 1000 Dukaten war dieser bereit, seine Ansprüche zurückzustellen. Der 1736 geborene Sohn wurde offiziell als ehelich anerkannt und erhielt den Namen Graf von Wallmoden-Gimborn. Die Ehe wurde 1740 geschieden.
Nach dem Tod der Königin Caroline (1683–1737) plädierte der damalige PremierministerRobert Walpole dafür, Amalie Sophie von Wallmoden von Hannover nach England zu holen. Sie sollte die Stelle als offizielle Mätresse (französisch: maîtresse en titre) bei König Georg II. einnehmen. Dadurch wuchs Johann Ludwig im St James’s Palace und Kensington Palace auf. Als illegitimer Sohn des Königs bekam der junge von Wallmoden eine umfassende Erziehung, und nach seiner Ausbildung ging er auf Kavalierreise nach Italien. Im Zuge dieser Unternehmung legte er sich unter sachkundiger Anleitung des Altertumsforschers Johann Joachim Winckelmann als Cicerone eine umfangreiche Sammlung antiker Marmorstatuen, Büsten und Reliefs zu. Nach seiner Reise trat er in den kurhannoverschen Militärdienst ein und stieg bis zum Generalmajor auf. 1751 wurde er Domherr in Lübeck.
Im Jahr 1768 erwarb von Wallmoden einige Gärten bei Hannover und fasste sie zum Wallmodengarten zusammen, woraus der Georgengarten entstand. 1782 ließ dort das Wallmoden-Palais errichten, das später seine berühmte antike Kunstsammlung beherbergte.
Obwohl er ohne nennenswerte militärische Erfahrung war,[2] wurde Wallmoden im Ersten Koalitionskrieg der Befehl über ein im Dezember 1794 und Januar 1795 am Waal aufgestelltes hannoversches Korps übertragen. Als die von General Jean-Charles Pichegru geführten französischen Truppen vorrückten, zog Wallmoden sich zurück.[3]
Am 5. Juli 1803 unterzeichnete Wallmoden als Oberbefehlshaber der kurhannoverschen Armee die Konvention von Artlenburg und kapitulierte damit vor den einmarschierten napoleonischen Truppen. Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 wurde die souveräne Herrschaft Gimborn durch die Rheinbund-Akte dem Großherzogtum Berg zugeschlagen, das Napoleon seinem Schwager Joachim Murat übertrug. Wallmodens Erben verkauften 1813 das entlegene Schloss Gimborn und den zugehörigen Landbesitz.
Die seit 1764 entstandene private Sammlung von Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn umfasste wenigstens 849 Gemälde, zumeist Historienbilder und niederländische und italienische Landschaftsgemälde, über 8000 Bücher und 80 Skulpturen, davon 44 antike Originale des 1. bis 3. Jahrhunderts. Letztere befanden sich als Sammlung Wallmoden von 1979 bis 2023 als Leihgabe der Welfen im Archäologischen Institut der Universität Göttingen.[12]
Familie
In erster Ehe heiratete Johann Ludwig von Wallmoden am 18. April 1766 in Hannover Charlotte Christiane Auguste Wilhelmine von Wangenheim (1740–1783). Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor:
Ernst Georg August (1767–1792) – ohne Nachkommen
Ludwig Georg Thedel (1769–1862), österreichischer General der Kavallerie – ohne Nachkommen
Georgine Charlotte Auguste (1770–1859)
⚭ 1791 Freiherr Karl August von Lichtenstein (geschieden 1795)
⚭ 1796 Friedrich Abraham Wilhelm Graf von Arnim-Zichow (1767–1812) (geschieden 1806)
⚭ 1824 le Marchant de Charmont, Marquis le Marchant de Charmont
Wilhelmine Magdalene Friederike (1772–1819) ⚭ 1793 Freiherr Heinrich Friedrich Karl vom Stein (1757–1831), preußischer Staatsminister und Reformer
In zweiter Ehe heiratete von Wallmoden-Gimborn am 3. August 1788 in Bückeburg Freiin Luise Christiane von Lichtenstein (1763–1809), Tochter von Freiherr Friedrich Karl von Lichtenstein und Charlotte Ernestine von Berckefeld. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor:
Karl August Ludwig (1792–1883), österreichischer Geheimrat und Feldmarschallleutnant ⚭ 1833 Zoe Gräfin von Grünne (Tochter von Philipp Ferdinand); mit ihm erlosch die gräfliche Linie Oberhaus Wallmoden.
Adolf Franz James Wilhelm (1794–1825)
Luise Henriette (1796–1851) ⚭ 1816 Karl Julius Heinrich Graf von Rottenhan (1791–1847)
Ralf Bormann: Die Kunstsammlung des Reichsgrafen Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn. In: Katja Lembke (Hrsg.), Als die Royals aus Hannover kamen. Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714–1837. Katalog zur Niedersächsischen Landesausstellung im Landesmuseum Hannover und im Herrenhäuser Schloss vom 17. Mai bis zum 5. Oktober 2014, Dresden 2014, S. 238–261.
Ralf Bormann: Das verschleierte Bild. Zur Logik der Kopie in der Sammlung des Grafen Wallmoden (1736–1811), in: Antonia Putzger, Marion Heisterberg, Susanne Müller-Bechtel (Hrsg.), Nichts Neues Schaffen. Perspektiven auf die treue Kopie 1300–1900, Berlin 2018, S. 231–250.
Ralf Bormann: Wallmoden’s Collections at Hanover-Herrenhausen Depicted: Towards the Reconstruction of a Baroque aemulatio of the Uffizi. In: Andrea M. Gáldy, Sylvia Heudecker, Collecting Prints and Drawings, Newcastle 2018, S. 172–189.
Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biografie, Band 3: Hannover unter dem Kurhut 1646–1815; Hannover: Sponholtz, 1914 (in Frakturschrift), S. 589ß
W. Gresky: Der Reichsgraf Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn und sein Schlößchen im Georgengarten. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 36 (1982), S. 251–279.
Stefan Amt: Zur Planungsgeschichte des Wallmoden-Schlosses. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 50 (1996), S. 71–83.
Klaus Mlynek: Wallmoden-Gimborn, Johann Ludwig Graf von. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 654–655.
↑Gerhard von Scharnhorst: Private und dienstliche Schriften, Band 1: Schüler, Lehrer, Kriegsteilnehmer (Kurhannover bis 1795). Herausgegeben von Johannes Kunisch. Böhlau, Köln 2002, S. 790.
↑Adolphe Thiers: Geschichte der französischen Revolution. Otto Wigand, Leipzig 1848, Band 11, S. 12–17.
↑Ralf Bormann: Die Kunstsammlung des Reichsgrafen Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn. In: Katja Lembke (Hrsg.), Als die Royals aus Hannover kamen. Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714–1837. Katalog zur Niedersächsischen Landesausstellung im Landesmuseum Hannover und im Herrenhäuser Schloss vom 17. Mai bis zum 5. Oktober 2014, Dresden 2014, S. 238–261.
↑Die Skulpturen der Sammlung Wallmoden. Göttingen 1979; Christof Boehringer: Zur Skulpturensammlung des Grafen Wallmoden. In: „Zurück zur Natur“. Idee und Geschichte des Georgengartens in Hannover-Herrenhausen. Göttingen 1997, S. 59–64.
↑Uwe Walter: Ein Welfenschatz verschwindet im Depot. Die Antikensammlung des Grafen Wallmoden wird aus der Universität Göttingen abgezogen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. Juni 2023, S. 14.