Jean Cabut gewann im Alter von zwölf Jahren einen Wettbewerb der Wochenzeitung Cœurs vaillants, was ihm ein Fahrrad und die Veröffentlichung seiner Zeichnung einbrachte.[1] Er fuhr mit dem Zeichnen fort und veröffentlichte seine ersten Illustrationen 1954 in der regionalen Tageszeitung l’Union de Reims. In Paris studierte Cabut Kunst an der École Estienne. Cabut arbeitete in dieser Zeit zudem für Jazz Hot (er illustrierte später auch die Jazz-Anthologie Cabu chez Nocturne und die Cover einiger Jazzplatten).[2]
Seine Karriere wurde durch den Algerienkrieg behindert. Jean Cabut wurde zur Armee eingezogen und stellte für 27 Monate seine Fähigkeiten der Armeezeitung Le Bled (Das Hinterland) mit Sitz im algerischen Constantine zur Verfügung, für die auch Philippe Labro und Francis Veber zeichneten. Er veröffentlichte insbesondere die Serie La Fille du colonel (deutsch: Die Tochter des Oberst). Cabu wurde ein überzeugter antimilitaristischer Aktivist und pflegte eine anarchistische Vision der Gesellschaft, die er in seinen Zeichnungen umsetzte. Seine Figur des Adjutanten Kronenbourg wurde durch diese Zeit inspiriert. Cabu arbeitete während seiner Militärzeit auch für das Magazin Paris Match.[3]
1960, nach Ende des Militärdienstes, zeichnete er immer für verschiedene Zeitungen, darunter l’Enragé; kurzlebige Veröffentlichungen druckten nur Karikaturen. Anschließend trat Cabu der Zeitschrift Hara-Kiri bei, die von François Cavanna und Georges Bernier (genannt „Professeur Choron“) gegründet wurde, wo er eine Umgebung fand, die mit seinen Ideen übereinstimmte, und wo er auf andere talentierte Zeichner wie Gébé, Fred, Wolinski oder Reiser traf.
Seit 1962 arbeitete Cabu auch beim Comicmagazin Pilote mit. Er war der erste von mehreren Künstlern, die von René Goscinny vom Hara-Kiri abgeworben worden waren und neue Themen und grafische Formen ins Pilote brachten. Ab 1964 schuf er hier den Comic Le Grand Duduche (deutsch: Der große Duduche) um einen ungeschickten Gymnasiasten, der durch Cabus Erinnerungen an seine Gymnasialzeit in Châlons inspiriert war und gegen autoritäre Strukturen und Kleinbürgerlichkeit aufbegehrt. Inhaltlich griff er damit der 68er-Bewegung vor.[4] Später entstand im gleichen Magazin die Serie Beauf (deutsch: blöder Spießer, Dumpfbacke,[5] eigentlich Schwager, vom französischen Wort beau-frêre). Cabu begann als Pressezeichner zu arbeiten, für die Tageszeitung Paris Presse bis zu deren Einstellung und über den Ben-Barka-Prozess 1966 für Le Figaro. 1968 erhielt er den Crayon d’or (deutsch: Goldener Bleistift) für Pressezeichnungen, der ihm von Pierre Dac überreicht wurde. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der Zeichnergruppe des Wochenblattes Hara-Kiri Hebdo, eines Ablegers von Hara-Kiri, und nach dessen Verbot 1970 Zeichner bei Charlie Hebdo im Umfang von zwei Seiten pro Woche.
1972 verließ Cabu gemeinsam mit Jean-Marc ReiserPilote, wegen Konflikten zwischen der künstlerischen Freiheit und den Zwängen einer an ein großes Publikum gerichteten Zeitschrift.[6]Le Grand Duduche setzte er von da an in Charlie Hebdo fort. Cabu hatte großen Erfolg in den 1970er und 1980er Jahren und veröffentlichte zahlreiche Alben. 1979 publizierte er auch im Antikriegs-Journal der pazifistischen Union.[7] Dann wandte er sich der politischen Karikatur zu und zeichnete ab 1982 für das neue Charlie Hebdo und für Le Canard enchaîné, wo er 1995 die Figur des Beauf aktualisierte. Von Jacqueline Joubert engagiert, trat Cabu ebenfalls in der Jugendsendung Récré A2 auf: Er fertigte Schnellzeichnungen an und war Teil der Animateure um die Moderatorin Dorothée.
1982 arbeitete Cabu für die drei französischen Fernsehsender FR3, Antenne 2 und TF1 – dort für die Sendung Droit de réponse (deutsch: Gegendarstellung) mit Moderator Michel Polac. Er veröffentlichte 1986 Le Nez de Dorothée (deutsch: Dorothées Nase), eine Auswahl seiner Zeichnungen für Récré A2. Sein Bekanntheitsgrad brachte ihm einen biografischen Artikel in der 1985er Ausgabe des Le Petit Robert des noms propres ein.