Seinen ersten Erfolg feierte er im folgenden Jahr unter der Regie von Patrice Chéreau. In dessen Drama Der verführte Mann – L’Homme blessé spielt er den jungen Henri, der seine Homosexualität entdeckt und eine Beziehung mit einem manipulativen Kleinkriminellen eingeht. Für den Film, der 1983 bei den Filmfestspielen von Cannes gezeigt wurde, erntete er Kritikerlob, und er wurde ein Jahr danach als bester Nachwuchsdarsteller für den französischen Filmpreis César nominiert.
Der Durchbruch gelang Anglade im Jahr 1986 mit einer Hauptrolle in Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen von Jean-Jacques Beineix. Der auf dem gleichnamigen Roman von Philippe Djian basierende Film erzählt die Geschichte des jungen Schriftstellers Zorg, der eine Amour fou mit einer jungen Aussteigerin erlebt, die schließlich im Wahnsinn endet. Betty Blue war 1987 als bester fremdsprachiger Film für einen Oscar nominiert und brachte Anglade seine erste César-Nominierung als bester Hauptdarsteller sowie im selben Jahr den renommierten Prix Jean Gabin ein.
Danach war Anglade auf den Rollentypus des jungen Wilden aus Betty Blue festgelegt, so in dem Liebesfilm Krank vor Liebe (1987), in dem er gegen Michel Piccoli um die Gunst einer idealistischen Friseurin (gespielt von Nastassja Kinski) buhlt. 1989 spielte er in Alain CorneausRoadmovieNächtliches Indien einen Historiker, den es auf der Suche nach einem verschollenen Freund von Bombay an die indische Westküste verschlägt.
Den größten Erfolg seiner Schauspielkarriere feierte Jean-Hugues Anglade 1994 mit Die Bartholomäusnacht, Patrice Chéreaus Verfilmung des Romans La Reine Margot von Alexandre Dumas dem Älteren, der das Ränkespiel am französischen Königshof zur Zeit der Hugenottenkriege im 16. Jahrhundert schildert. Anglades Darstellung des geisteskranken Königs Karl IX., der von seiner Mutter, Katharina von Medici (gespielt von Virna Lisi), manipuliert wird, brachte ihm seinen ersten César als bester Nebendarsteller ein. Die 27 Millionen Euro teure Großproduktion, die eine zentrale Phase der französischen Geschichte behandelt, wurde in Frankreich als nationales Ereignis gefeiert und 1995 für den Golden Globe sowie 1996 für den britischen British Academy Film Award als bester fremdsprachiger Film nominiert. An Anglades Seite spielten Isabelle Adjani, Daniel Auteuil und Vincent Perez die Hauptrollen.
Ab 2008 spielte er in Frankreich unter der Regie von Josée Dayan die Hauptrolle in mehreren Kriminalverfilmungen für das Fernsehen (unter anderem in Der vierzehnte Stein, Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord und Bei Einbruch der Nacht), in denen er jeweils in die Rolle des Ermittlers Jean-Baptiste Adamsberg (nach den Kriminalromanen von Fred Vargas) schlüpfte. Von 2009 bis 2016 verkörperte er den abgehalfterten Polizisten Eddy Kaplan in der auf vier Staffeln angelegten Krimiserie Braquo.
Privatleben
Anglade, der auch in dem Lied Cosmopolitan von Vincent Delerm erwähnt wird,[1] war von 1996 bis 2000 mit der Schauspielerin Pamela Soo verheiratet, die er bei den Dreharbeiten zu seiner einzigen Regiearbeit (Tonka, 1997) kennenlernte.[2] Aus seiner 2004 beendeten Beziehung mit Mali Lecomte stammen zwei 2001 und 2002 geborene Söhne.[3]
Im Jahr 2001 berichtete Anglade in der Fernseh-Talkshow Tout le monde en parle,[4] dass er im Alter von 13 Jahren zum Opfer eines Pädophilen geworden sei.[5] 2005 wurde er Opfer eines Überfalls am Seine-Ufer in Paris.[6]
Am 21. August 2015 wurde Anglade bei einem Attentat auf einen Hochgeschwindigkeitszug auf der Fahrt von Amsterdam nach Paris verletzt, als er eine Scheibe einschlug, um Alarm auszulösen. Später erhob er Vorwürfe gegen das Zugpersonal, das sich in einem abgesperrten Abteil in Sicherheit gebracht und auf die Hilferufe Reisender nicht reagiert habe.[7][8]