Jan de Jong studierte in Rom die Fächer Katholische Theologie und Philosophie und empfing am 15. August 1908 das Sakrament der Priesterweihe. Nach weiterführenden Studien der Geschichte (Promotion zum Dr. phil. 1910) und der Kirchengeschichte (Promotion zum Dr. theol. 1911) arbeitete er von 1912 bis 1914 als Seelsorger in den Niederlanden. Von 1914 bis 1935 unterrichtete er Kirchengeschichte am Seminar von Rijsenburg, das er von 1931 bis 1935 als Rektor leitete. Er begründete das mehrbändige Handbuch der Kirchengeschichte (Handboek van de kerkengeschiedenis), deshalb auch als Kardinaal de Jong’s handboek van de kerkengeschiedenis bekannt.
1936 wurde er Erzbischof von Utrecht. Während der Besetzung der Niederlande während des Zweiten Weltkrieges organisierte Erzbischof de Jong den kirchlichen Widerstand. Am 26. Juli 1942 veröffentlichte er einen Hirtenbrief gegen das Vorgehen der Deutschen gegen die Juden.[1] Danach wurden 244 zum Katholizismus konvertierte ehemalige Juden, darunter auch Edith und Rosa Stein, am 2. August 1942 von der Gestapo verhaftet und in das Durchgangslager Westerbork gebracht. Erzbischof de Jong unterrichtete PapstPius XII. über die Verbrechen an den Juden in den Niederlanden und versuchte, den Papst zu bewegen, die Judenvernichtung öffentlich und offen (nicht nur implizit) zu verurteilen.[2] In einem Hirtenbrief vom 21. Februar 1943, der von allen Kanzeln der katholischen Kirchen verlesen wurde, protestierte er gegen Maßnahmen der deutschen Besatzer und der Nationaal-Socialistische Beweging in Nederland, u. a. die Zwangsrekrutierung von Niederländern zur Arbeit in Deutschland.[3] Vorausgegangen war ein Brief vom 17. Februar 1943 an Arthur Seyß-Inquart, den „Reichskommissar für die Niederlande“, mit einem scharfen Protest gegen die Verfolgung und Ermordung der Juden.[4]
Jan de Jong starb am 8. September 1955 in Amersfoort und wurde auf dem Friedhof „Sint Barbara“ in Utrecht beigesetzt.
Am 19. September 2022 wurde de Jong postum als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem ehrte ihn für die Rettung von Juden während der NS-Zeit.[5]
Literatur
Hendrikus Wilhelmus Franciscus Aukes: Kardinaal De Jong. Uitgeverij Het Spectrum, Utrecht 1955.
Antonius Hendrikus Maria van Schaik: Aartsbisschop in oorlogstijd. Een portret van kardinaal De Jong (1885–1955). Gooi en Sticht, Baarn 1996, ISBN 90-304-0849-9.
Henk van Osch: Kardinaal De Jong. Heldhalftig en behoudend. Uitgeverij Boom, Amsterdam 2016, ISBN 978-90-8953-937-3.
↑Theo Salemink: Die zwei Gesichter des katholischen Antisemitismus in den Niederlanden. Das 19. Jahrhundert und die Zeit zwischen den Weltkriegen im Vergleich. In: Olaf Blaschke, Aram Mattioli (Hrsg.): Katholischer Antisemitismus im 19. Jahrhundert. Ursachen und Traditionen im internationalen Vergleich. Orell Füssli, Zürich 2000, ISBN 3-280-02806-X, S. 239–257, darin S. 252–257: Epilog: Erzbischof Jan de Jongs Protest. S. 253.
↑Piet de Rooy (Hrsg.): Geschiedenis van Amsterdam. Bd. 4: Tweestrijd om de hoofdstad, 1900–2000. Amsterdam 2007, ISBN 978-90-5875-140-9, S. 292.
↑Horst Lademacher: Geschichte der Niederlande. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, S. 442.