Sein Vater, Markus Goldschmidt ein Manufakturwarenhändler in Eldagsen, und seine Mutter Lina, eine geborene Bacharach, hatten sechs Kinder, darunter Jakob. Er besuchte in Kassel zuerst die jüdische Volksschule und danach das Gymnasium, welches er 1889 mit der Untersekundarreife beendete.[1]
Bei der Danat-Bank verdrängte Goldschmidt den konservativer agierenden Hjalmar Schacht, der aufgrund von Differenzen mit Goldschmidt 1923 die Bank verließ und im selben Jahr Reichsbankpräsident wurde.[5]
1931 wurde die Danat-Bank nach Kreditausfällen infolge von Bilanzfälschungen der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei und Spekulationsverlusten der Danat-Bank, die Goldschmidt zu verantworten hatte,[6][7] zahlungsunfähig.[8] Im Anschluss daran geriet das gesamte deutsche Bankenwesen in eine tiefe Krise und Goldschmidt verlor seinen Posten als Vorstandsvorsitzender der Danat-Bank.
1933 verlor er seine Neubabelsberger Privatvilla am Griebnitzsee in der Virchowstr. 43. Unter Beibehaltung seines Berliner Wohnsitzes in der Hitzigstr. 7 zog er in die Schweiz und emigrierte 1934 in die USA. Dort hatte er noch einige Aufsichtsratsmandate inne: Birdsboro Steel Foundry & Machine Company, Manitoba Sugar Company, Pierce Governor Company, Tennessee Copper Company, Deposit Courier Company.[9]
Goldschmidt war bereits seit 1928 als Schatzmeister[10] und dann von 1930 bis 1933 als Senator der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Mitglied des Initiativkomitees der deutschsprachigen Encyclopaedia Judaica. Er finanzierte den Ankauf von Vincent van Goghs Gemälde Garten von Daubigny durch die Nationalgalerie Berlin und stiftete 1927 zur Erinnerung an seine Frau das Sophie Goldschmidt-Mädchenheim.
Ebenfalls 1927 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universitäten von Heidelberg und Berlin.
Klage auf Entschädigung und Wiedergutmachung
Im Jahr 1953 scheiterte Jakob Goldschmidt mit einer Klage auf Entschädigung von 5,3 Millionen Deutsche Mark zunächst gegen die Dresdner Bank und dann auf Wiedergutmachung gegen die Bundesrepublik Deutschland. Das Landgericht Berlin wies seine Klage gegen den Staat ab, da
„in diesem Verfahren in Wahrheit gar nicht die Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts begehrt wurde […], denn Goldschmidt hatte durch seine überaus gewagten Investitionen den Zusammenbruch der Danat-Bank herbeigeführt […]; dieser signalisierte den Beginn der großen Wirtschaftskrise in Deutschland, die letztlich Hitler den Weg ebnete. [...] Die Rückerstattungsgesetze sind nicht dazu erlassen, Vermögensverluste, die mit dem Dritten Reich nichts zu tun hatten, auf Kosten des Steuerzahlers wiedergutzumachen.“[11]
Restitutionsansprüche auf seine 1941 von den Nazis versteigerte Kunstsammlung
1962 gab ein Gericht in Arnheim, Niederlande, der Restitutionsklage seines Sohnes Alfred Erwin Goldschmidt, New York, statt, wonach die ehemals in seinem Besitz befindliche Honore Daumier Bronzestatue Ratiapil, die sich im Zeitpunkt des Restitutionsanspruchs in einem Museum in Köln befand, zurückzugeben ist. Goldschmidt hatte bei seiner Flucht 1933 seine umfangreiche Kunstsammlung zurücklassen müssen, die die Nazis 1941 auf einer Auktion veräußerten, die Daumierstatue an einen niederländischen Kunstsammler, der sie dem Kölner Museum lieh.[12]
Jakob Goldschmidt hatte mehrere Geschwister, ein Bruder war Julius Goldschmidt (1884–1936),[14] der ADREMA-Adressiermaschinenfabrikant. Jakob war verheiratet mit Sophie, geb. Joseph. Aus der Ehe stammt ein Sohn, Alfred Erwin.[4]
Literatur
Michael Jurk: Jakob Goldschmidt. Zum Leben und Wirken eines jüdischen Bankiers 1882–1955. Magisterarbeit der Universität Mainz. Mainz 1984.
Gerald D. Feldman: Jakob Goldschmidt, the history of banking crisis of 1931 and the problem of freedom of manoeuvre in the Weimar economy. In: Zerrissene Zwischenkriegszeit. Wirtschaftshistorische Beiträge. Festschrift für Knut Borchardt. Baden-Baden 1994, S. 307ff.
Gerald D. Feldman: Jewish bankers and the crisis of the Weimar Republik (= Leo Baeck Memorial Lecture. Band 39). New York 1995.
John F. Oppenheimer (Red.) u. a.: Lexikon des Judentums. 2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh u. a. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 249.
Hans W. Lange (Hrsg.): Gemälde und Kunstgewerbe aus der ehemaligen Sammlung J. G., Berlin, verschiedener Kunstbesitz: Versteigerung am 25. September 1941 – Berlin, 1941 (online)
Hans-Christian Rohde: Wir sind Deutsche mit jüdischer Religion. Geschichte der Juden in Eldagsen und Springe, Bennigsen, Gestorf, Völksen (= Hallermunter Schriften. 2). Museum auf dem Burghof, Springe 1999. S. 40–41.
Marius Golgath: Toulouse-Lautrec und Manet im Staatsarchiv Sigmaringen. Der Enteignungsfall Jakob Goldschmidt. In: Landesarchiv Baden-Württemberg: Archivnachrichten, Nr. 58, März 2019, S. 39 (online).
Goldschmidt, Jakob, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Bd. 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur, 1980, S. 233