Mit HTL als Schulname ist auch die ganze Schule gemeint.
Vielfach sind Fachschulen (ISCED 3, 3–4-jährig) u. ä. an die höheren Abteilungen (4-5) angeschlossen.
Höhere Technische Bundeslehranstalt (HTBL[A]) – HTL in Trägerschaft des Bundes
… und Versuchsanstalt ([u]VA) – HTL mit angeschlossener Versuchsanstalt.
Eine Höhere Technische Lehranstalt (HTL) ist in Österreich eine berufsbildende höhere Schule mit technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Ausbildungsschwerpunkten. Als Oberbegriff steht sie für entweder
Höhere Technische Lehranstalt (HTL, HTLA),
Höhere Technische Bundeslehranstalt (HTBL, HTBLA) oder
Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt (HTBLVA, HTBLuVA).
Typische Fachrichtungen (Ausbildungsbereiche) sind Bau–Holz, Chemie, Elektrotechnik–Elektronik, Maschinenbau und Textil.[1] Insgesamt gibt es in Österreich 75 HTLs (Stand 2016).[2] Eine nahezu vollständige Auflistung ergibt sich aus der untenstehenden Liste der Höheren Technischen Lehranstalten.
An Höheren Technische Lehranstalten werden typischerweise drei Ausbildungsformen angeboten:
Die Normalform der Höheren Abteilungen wird in der Regel nach der achten Schulstufe besucht. Die fünfjährige Ausbildung schließt mit der Reife- und Diplomprüfung ab. Nach drei Jahren ingenieurmäßiger Berufspraxis kann auf Antrag die Qualifikationsbezeichnung Ingenieur (Ing.) verliehen werden. Die Reifeprüfung berechtigt zum Studium an allen Hochschulen und entspricht dem ISCED-Level 5.[3]
Die Fachschulen sind meist vierjährige Lehrgänge der berufsbildenden mittleren Schule, die ebenfalls in der Regel nach Absolvierung der achten Schulstufe besucht werden. Nach dem Verfassen einer Technikerarbeit schließt diese Ausbildungsform mit einer Abschlussprüfung ab. Die Abschlussprüfung erlaubt reglementierte Berufsberechtigungen und Gewerbeberechtigungen nach zweijähriger Berufspraxis. Die Ausbildung entspricht dem ISCED-Level 3.[3] Als Zusatz kann eine Berufsreifeprüfung abgelegt werden. Die Berufsreifeprüfung berechtigt zum Studium an Fachhochschulen und Universitäten. Eine Besonderheit stellen die Fachschulen für Kunsthandwerk und Design dar, diese sind historisch bedingt (Gewerbe- oder/und Kunstgewerbeschulen) an den Technischen Lehranstalten in meist eigenen Abteilungen organisiert.
Postsekundäre Sonderformen der HTL werden für Personen mit Lehrabschluss, Meisterprüfung oder Matura in Tagesform oder der berufsbegleitenden Abendform geführt. Dazu gehören Kollegs und Meisterschulen (Meisterklassen). Die Ausbildungsdauer ist nach Vorbildung gestaffelt. Kollegs dauern acht Semester für Personen mit einschlägigem Lehrabschluss, sechs Semester für Personen mit Fachschulabschluss, Meisterprüfung, vier Semester für Maturanten. Meisterschulen dauern, je nach angestrebter beruflicher Qualifikation (wie Meister, Polier oder einem anderen Berufszeugnis) 1–4 Semester. Alle diese Formen werden meist schulisch und als Abendschule oder im Kurssystemen blockweise als berufsbegleitende Weiterbildung angeboten. Die Ausbildung entspricht dem ISCED-Level 5.[3]
Daneben wird der gesamte allgemeinbildende Stoff zur Matura angeboten, meist in angewandten Formen (Fokus auf fachsprachliches Englisch, angewandte Mathematik).
Relation zu Hochschulen
Anders als in der Schweiz wurde die HTL nicht in die Fachhochschule überführt. Das für die österreichische Wirtschaft sehr erfolgreiche und in Europa einzigartige Ausbildungsmodell „HTL“ sollte beibehalten werden. Mit gesetzlicher Einrichtung der Fachhochschulen wurde übergangsweise bis 2006 für HTL-Absolventen die Möglichkeit geschaffen, die Bezeichnung „Dipl.-HTL-Ing.“ zu erlangen: dazu war eine sechsjährige einschlägige Berufspraxis, die Abfassung einer schriftlichen Arbeit sowie die Ablegung einer kommissionellen Prüfung vor einem Sachverständigenkollegium erforderlich. Mit dieser Regelung sollte HTL-Absolventen die Möglichkeit gegeben werden, vor flächendeckender Verfügbarkeit von FHs einen höherwertigen Abschluss zu erlangen, der ihre Ausbildung berücksichtigt.
Der HTL-Ingenieur ist dem Bachelor gleichgestellt, beide werden durch den nationalen Qualifikationsrahmen der Qualifikationsstufe 6 zugeteilt.[5]
Für HTL-Absolventen werden daher berufsbegleitend Weiterbildungsstudien an Fachhochschulen angeboten, wobei von zwei bis vier Semester auf das Studium angerechnet werden können. Auch an den Universitäten in Österreich wird fallweise eine einschlägige HTL-Vorbildung anerkannt, generell jedoch in viel geringerem Ausmaß.
Relation zum Wirtschaftsleben
Die HTLs werden wirtschaftsnah geführt, die technischen Unterrichtsfächer haben einen hohen Praxisbezug und die Schüler besitzen einen Berufsabschluss. Die praktischen schulischen Arbeiten und vorgeschriebenen Ferialpraktika erfolgen meist in direkter Zusammenarbeit beziehungsweise in Auftrag der örtlichen Wirtschaft, und dem Berufsalltag entsprechender Kundenkontakt, Präsentation und Durchführung einer praktischen Arbeit ist das vorrangige Bildungsziel und Benotungsgrundlage.
Versuchsanstalten an höheren technischen Lehranstalten (HTLVA)
Diese enge Verknüpfung von Forschung und Entwicklung, Berufsausbildung, und wissenschaftlicher Dienstleistung unter einem Dach fördert eine schulische Ausbildung, die der aktuellen Lage der Wirtschaft entspricht. Die meisten dieser Anstalten beruhen auf noch kaiserzeitlicher Tradition und sind aus den frühen polytechnischen Schulen hervorgegangen, wo ein Lehrforschungsinstitut (Ingenieursschule) auch im Schulbereich einschlägige Vorbildung anbieten wollte. Hier geht in den letzten Jahren der Trend noch weiter zur Zusammenlegung staatlicher beziehungsweise länderfinanzierten Forschungseinrichtungen und Schulen zu Kompetenzzentren.
Liste der Höheren Technischen Lehranstalten
Die größte HTL Österreichs befindet sich in Mödling. Mit 3.500 Schülern ist sie gleichzeitig die größte Schule Europas. Die älteste berufsbildende Schule Österreichs ist die HTBLuVA Wien 5 Spengergasse. Sie wurde 1758 von Maria Theresia gegründet. Die Schulen unterstehen üblicherweise der Bildungsdirektion, vier der hier angeführten Anstalten haben aus historischen Gründen und wegen ihrer Einmaligkeit den Status einer Technischen und Gewerblichen Lehranstalt (TGLA) und unterstehen direkt dem Ministerium.
In den letzten Jahrzehnten wurden innerhalb von Wien manche HTLs neu geschaffen, einige wurden übersiedelt bzw. geteilt. Da das Namenskonzept HTL Wien [I, III, IV usw.] war, mussten auch die Namen angepasst werden. Weiters wurde dazu übergegangen, entweder den Schulen überhaupt sprechende Namen zu geben, oder, so überhaupt weiterhin der Bezirk in der Bezeichnung verblieben ist, diesen statt in römischen in arabischen Ziffern beizusetzen oder den Bezirk als Bezirksname auszuschreiben. (In der Tabelle ist deshalb bei den Wiener HTLs der frühere Name in Klammer angegeben.)
Telekommunikation, Elektronik u. Technische Informatik, Biomedizinische Technik, Energietechnik u. Industrielle Elektronik, Informationstechnik und Fachschulen für Computer- und Kommunikationstechnik
Hochbau, Tiefbau, Innenraumgestaltung und Holztechnik, Informatik bzw. Informatik und Management, Informationstechnologie mit den Ausbildungsschwerpunkten Netzwerktechnik und Cybersecurity sowie Internet- und Medientechnik; Baustoffprüfstelle
Maschinenbau, Elektrotechnik, Informationstechnologie, Wirtschaftsingenieurwesen; Fachschulen für Mechatronik; Aufbaulehrgang und Kolleg für Mechatronik; sportlicher Schwerpunkt Fußball; VA Maschinenbau, Materialprüfung und EMV Messung
Höhere Lehranstalt für Elektronik und Technische Informatik (Coding und A.I., Communications, Bionik), Elektrotechnik, Mechatronik, Informationstechnologie (Cybersecurity);
Fachschule für Elektronik und Technische Informatik
Grafik & Medien (Grafik- & Kommunikationsdesign, Multimedia), Kunst und Design: Interior- und Surfacedesign, Elektronik & Technische Informatik, Biomedizin- & Gesundheitstechnik, Maschinenbau(Umwelt- und Verfahrenstechnik, Anlagentechnik, Kunststofftechnik), Elektrotechnik( Energiesysteme und Industrieelektronik, Automatisierung und Antriebe)
Maschinenbau mit den Ausbildungsschwerpunkten Automatisierungstechnik und Anlagentechnik, Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Ausbildungsschwerpunkten Maschinenbau, Gebäudetechnik
Elektronik (Telekommunikation und Technische Informatik), Kolleg Elektronik, Fachschule Elektronik, Bautechnik (Hoch- und Tiefbau), Kolleg Innenraumgestaltung und Holztechnik; VA Bautechnik
Wirtschaftsingenieurwesen, Informationstechnologie (Schwerpunkt: Netzwerktechnik), Maschinenbau (Fachschule), Lederdesign (Fachschule) – sowie die Schulformen BHAK und BHAS