Im Unterschied zu den allgemeinbildenden ist die berufsbildende Pflichtschule (Berufsschule) nicht für die Erfüllung der Unterrichtspflicht, sondern der Schulbesuchspflicht im Lehrberuf im Rahmen der dualen Ausbildung Beruf/Schulung verpflichtend.
Diese Klasse der Schularten und -formen stellt die öffentlich-rechtlichen oder privaten Schulen für den minimalen Bildungsweg zur Erfüllung der Unterrichtspflicht dar.
Daneben ist auch möglich:
Ein Modellversuch der jüngeren Jahre ist die Kooperative Mittelschule (KMS), kein Schultyp, sondern eine Schulform einer HS und/oder AHS-Unterstufe.
Pflichtschulen und Unterrichtspflicht
Unterrichtspflicht besteht für jedes Kind, das sich dauerhaft, also länger als ein Semester (eine Beurteilungsperiode), in Österreich aufhält, unabhängig von der Staatsbürgerschaft: In Österreich besteht keine Schulpflicht; Kinder können auch im häuslichen Unterricht oder privat einzeln oder in organisierten Gruppen unterrichtet werden. Diese Unterrichtsarten müssen aber den gesetzlichen Vorgaben der Bildungsziele der Pflichtschulen entsprechen. Österreichische Kinder, die sich im Ausland aufhalten, unterliegen ebenfalls der Unterrichtspflicht. Dieser kann durch Besuch einer österreichischen Auslandsschule (Schule mit österreichischem Lehrplan) oder durch den Besuch einer ausländischen Schule sowie ebenfalls in Haus-/Privatunterricht erfolgen.[4]
Unterrichtspflicht besteht im Regelfall vom 6. bis zum 15. Lebensjahr.[5] Der Besuch der Pflichtschulen muss in dieser Zeit erfolgen. Wird im Einschulalter eine mangelnde Schulreife festgestellt (seitens der Schulbehörden),[6] ist der Besuch einer Vorschule (oder Vorschulstufe gemeinsam mit den anderen Schulstufen, wenn es keine eigene Vorschule gibt; Grundstufe I) verpflichtend (vorschulpflichtig).[7]
Das Vorschuljahr wird für die Erfüllung der gesetzlichen Schulpflicht angerechnet, wenn das 9. Schuljahr in der Pflichtschule oder AHS erfolgreich abgeschlossen wird.[7]
Tritt ein Kind vor dem 6. Lebensjahr (Vollendung per 1. März des kommenden Kalenderjahres) in die Pflichtschule ein, spricht man von vorzeitige Aufnahme. Der vorzeitige Schulbesuch wird in die Dauer der allgemeinen Schulpflicht eingerechnet. Stellt sich während des ersten Schuljahres doch mangelnde Schulreife heraus, kann das Kind (seitens des Schulleiters oder der Eltern) abgemeldet oder das Jahr als Vorschule angerechnet werden.[8] Zu beiden Fällen gibt es diverse Schulversuche an den Pflichtschulen.
Die Wahl in der Mittelstufe ab dem 10. Lebensjahr/4. Schulstufe zwischen Pflichtschule und AHS-Unterstufe (weiterführender Bildungsweg) treffen ausschließlich die Erziehungsberechtigten, sofern keine anderweitigen Notwendigkeiten vorliegen. Im 1. Semester der 4. Schulstufe erfolgt aber eine nachweisliche Empfehlung seitens der Schule.[9]
Ab dem auf die Vollendung des 15. Lebensjahres folgenden Tag vor Beginn der Sommerferien besteht keinerlei Unterrichtspflicht mehr.[7]
Übersicht: Pflichtschulen und Schulalter
Gliederung der Pflichtschularten nach Altersstufen und ISCED
Polytechnische Schule, Weiterbesuch einer Volks-, Haupt- oder Sonderschule
Besuch/Weiterbesuch einer mittleren bzw. höheren Schule, Haus-/Privatunterricht
Der Pflichtschulabschluss im europäischen Vergleich
Ein Pflichtschulabschluss ohne weiteren Bildungsabschluss gilt bildungsstatistisch gesehen als geringe Qualifikation, also als Drop-out-Rate aus dem Bildungssystem – nicht erfasst werden so aber innerberufliche Weiterbildung(On-the-Job-Bildung) oder eigenständig im Berufsbild qualifizierte Selbstständige.
Struktur der formalen Bildung der 25- bis 64-jährigen Wohnbevölkerung in ausgewählten Ländern Europas, in % (nach ISCED-Level)
Nicht erfasst sind in solchen ISCED-Beurteilungen über die Berufsqualifikation Personen, die sich innerberuflich weiterbilden (On-the-job-Bildung), sie stellen nur die Rolle des Schulsystems in der Bildungsqualifikation dar.
↑zitiert nach Arthur Schneeberger: Qualifikationsentwicklung und -forschung für die berufliche Bildung – EQF als Transparenzinstrument und Erfahrungen komparativer statistischer Bildungsforschung. Hrsg.: ibw – Österreichisches Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (= Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online. Nr.11). November 2006, ISSN1618-8543, Tabelle 1 (online [abgerufen am 8. März 2012]).