Dieser Artikel befasst sich mit der Stadt in der Westukraine, für Informationen zum gleichnamigen Dorf in der Oblast Schytomyr, siehe Horodenka (Dorf).
Die in der historischen RegionPokutien gelegene Ortschaft wurde 1195 erstmals urkundlich erwähnt. 1668 erhielt sie das Magdeburger Stadtrecht verliehen, in dieser Zeit lag sie in Polen-Litauen in der Woiwodschaft Ruthenien[1]. Armenische Kaufleute machten zu dieser Zeit aus der Stadt ein Handelszentrum. Von 1706 stammt die große armenische Kirche der Stadt. Seit dem 16. Jahrhundert, verstärkt im 18. Jahrhundert gab es einen Zustrom jüdischer Bevölkerung, welche die Armenier aus ihrer wirtschaftlichen Stellung weitgehend verdrängten. 1743 erlaubte der Grundherr Nikolaus Basilius Potocki der jüdischen Gemeinde in der Stadt selbst zu wohnen.[2] 1775 gab es 863 jüdische Familien im Ort. 1772 kam Horodenka als Teil Galiziens an die Habsburgermonarchie, ab 1850 war sie Sitz der Bezirkshauptmannschaft Horodenka[3], 1867 kam noch der Sitz eines Bezirksgerichts hinzu.
Um 1900 hatte Horodenka über 11.000 Einwohner, davon waren 49 % Ruthenen, 37 % Juden und 11 % Polen.[2] Während des Ersten Weltkrieges wurde der Ort Ende September 1914 von der russischen Armee erobert. Im Frühjahr 1915 vertrieben österreichische Truppen sie aus Horodenka, wenige Monate später nahmen die Russen die Stadt zum zweiten Mal ein.[2] Vor ihrem endgültigen Abrücken beim „Großen Rückzug“ im Sommer 1915 verübten russische Soldaten ein Pogrom an der chassidischen Gemeinde.[2]
Im Juli 1941 wurde Horodenka im Zuge des Deutsch-Sowjetischer Kriegs durch ungarische Truppen erobert, im September kam es unter deutsche Kontrolle. Die jüdische Bevölkerung, über 4000 Personen, wurde im November in ein Ghetto gesperrt. Am 4. Dezember 1941 wurden 2500 Juden von deutschen Einsatzkräften und ukrainischen Hilfstruppen erschossen und ihre Leichen vergraben. Am 13. April 1943 deportierten die Besatzer 1500 weitere Personen in das Vernichtungslager Belzec, wo man sie ermordete. Bis 6. September 1942 wurde das Ghetto liquidiert, die überlebenden Bewohner ins Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska verschleppt. Nur wenige konnten fliehen oder überlebten als Partisanen in den Wäldern.[4]
Verwaltungsgliederung
Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Horodenka (Городенківська міська громадаHorodenkiwska miska hromada). Zu dieser zählen auch noch die 38 in der untenstehenden Tabelle aufgelisteten Dörfer sowie die Ansiedlung Jakubiwka[5], bis dahin bildete sie die gleichnamige Stadtratsgemeinde Horodenka (Городенківська міська рада/Horodenkiwska miska rada) im Zentrum des Rajons Horodenka.
Julija Dumanska (* 1996), rumänisch-ukrainische Handballspielerin
Literatur
Schimschon Meltzer (Hrsg.): Sefer Horodenka. Vorwort von M. Fleschner. אירגון יוצאי הורודנקה והסביבה בישראל ובארצות הברית [Organisation der einstigen Bewohner von Horodenka und Umgebung in Israel und den Vereinigten Staaten], Tel Aviv 1963 (jiddisch, hebräisch, Quellen auch in Deutsch); englische Übersetzung: The Book of Horodenka (Horodenka, Ukraine), abgerufen am 29. August 2023.
Granach, Alexander: Da geht ein Mensch. Autobiographischer Roman, Augsburg 2003 (Erstausgabe: Stockholm 1945) Erinnerungen des Schauspielers Alexander Granach an seine Jugend u. a. in Horodenka um 1900
↑ abcdeN. M. Gelber: The History of the Jews of Horodenka. In: Schimschon Meltzer (Hrsg.): Sefer Horodenka. Tel Aviv 1963, S. 86–96 (online), abgerufen am 29. August 2023.
↑Omer Bartov: Erased. Vanishing traces of Jewish Galicia in present-day Ukraine. Princeton University Press, Princeton 2007, ISBN 978-0-691-13121-4, S. 101f.