Zu Gottfried Kellers 200. Geburtstag im Jahr 2019 erschien Lydias Fest, in dem Hildegard Keller die fiktive Geschichte einer von Lydia Welti-Escher geplanten Geburtstagsfeier für den Schriftsteller erzählt, ergänzt durch Rezepte und nahrungsmittelhistorische Einschübe von Christof Burkard. 2020 folgte Frisch auf den Tisch mit gesammelten Kolumnen aus dem Magazin Literarischer Monat sowie neuen Texten und Rezepten zu Persönlichkeiten der Literaturgeschichte. Keller gestaltete und illustrierte die Bücher selbst.
Im Februar 2021 erschien der erste Roman Kellers, Was wir scheinen, beim Eichborn-Verlag. Der Roman begleitet Hannah Arendt in ihrem letzten Sommer auf eine Urlaubsreise in die Schweiz und lässt sie auf ihr bewegtes Leben zurückblicken.[3] Die Autorin verwebt dabei historische Fakten und Fiktion.[4] So seien die Fakten der Adolf-Eichmann-Kontroverse für den Roman zentral, weil sie Arendt zur Ikone und Stigmatisierten gemacht hätten. Der Frage, was das mit Arendt selbst gemacht habe, könne man aber nur in einem Roman nachgehen, weil es dafür zwar Indizien, aber keine Belege gebe, so Keller im Schweizer Fernsehen.[5] Das Kulturmagazin Saiten schrieb, Keller sei „das Kunstwerk gelungen, einen Roman über Hannah Arendt zu schreiben, der sich leicht lesen lässt, ohne das Thema auf die leichte Schulter zu nehmen.“ Der Devise von Arendt selbst folgend gelinge es Keller, in die Schuhe anderer zu schlüpfen, um „den Menschen Hannah Arendt hinter dem Monument zu erkennen“.[6]
Im Herbst 2024 erschien Kellers zweibändige Biografie der Schriftstellerin Alfonsina Storni, deren Werke sie zuvor übersetzt und neu herausgegeben hatte.
Ihre Erinnerungsreise zur jiddisch sprechenden Urgroßmutter in Kiew in Zeiten deutscher Okkupation zeigt ungeschützt Herz, um gerade dadurch bloßer Sentimentalität zu entgehen. Gute Literaten zeigen im Individuellen das Allgemeine und Allgemeingültige, das Exemplarische. Die Petrowskaja schafft das. Ihre Schicksale sind menschliche Schicksale, nicht bloß rein individuelle.[8]
Hildegard E. Keller ist auch als Verlegerin, Übersetzerin und Regisseurin tätig. Sie übersetzte das Prosawerk von Alfonsina Storni erstmals ins Deutsche und machte die Autorin im deutschsprachigen Raum bekannt.[11] Eine fünfbändige Werkausgabe der Autorin ist beim Verlag Edition Maulhelden erschienen, den Keller seit 2019 mit ihrem Mann Christof Burkard betreibt. Kellers erster Dokumentarfilm, Whatever Comes Next, wurde 2015 an amerikanischen Filmfestivals, in deutschsprachigen Kinos und auf 3sat gezeigt. Der Dokumentarfilm Brunngasse 8 über ein Haus in der Zürcher Altstadt und dessen Bewohnerin Silvana Lattmann wurde 2022 in Schweizer Kinos und in der Sendung Sternstunde Religion des Schweizer Fernsehens SRF gezeigt.
Als Gründerin und Geschäftsführerin der Bloomlight Productions GmbH konzipiert und produziert Keller Filme, multimediale Veranstaltungen und Hörstationen für Ausstellungen (u. a. Museum Rietberg, Bernisches Historisches Museum, BundeskunsthalleBonn). Sie bietet Coachings für Drehbuchautoren und für multimediales Storytelling sowie Moderationen an. Keller entwickelte ein Konzept, wie Ärzte und Medizinstudenten die ethische Dimension ihrer Tätigkeit schreibend reflektieren und langfristig in ihr Handeln einbauen können, und gibt Schreibkurse. Gemeinsam mit Christof Burkard führt sie thematische Stadttouren durch, unter anderem zur Zürcher Kriminal- und zur Medizingeschichte.[12]
Wort und Fleisch. Körperallegorien, mystische Spiritualität und Dichtung des St. Trudperter Hoheliedes im Horizont der Inkarnation. Dissertation. Universität Zürich 1992. Lang, Bern u. a. 1993, ISBN 3-906750-23-X.
(Hrsg.) Ins Wort gebracht. Gespräche mit Margrith Schneider von 1983 bis 2002. Stiftung Sunnehus, Wildhaus 2002, ISBN 3-9522526-1-1.
My Secret is Mine. Studies on Religion and Eros in the German Middle Ages. Peeters, Leuven 2000, ISBN 90-429-0871-8.
(Hrsg. und mit einem biografischen Essay versehen) Alois M. Haas: Nietzsche zwischen Dionysos und Christus. Einblicke in einen Lebenskampf. DreiPunktVerlag, Wald 2003, ISBN 3-905409-06-2.
(Hrsg., mit Andrea Kauer und Stefan Schöbi): Jakob Ruf, ein Zürcher Stadtchirurg und Theatermacher im 16. Jahrhundert. Chronos, Zürich 2006.
(Hrsg.) Jakob Ruf. Leben, Werk und Studien. NZZ Libro, Zürich 2008, ISBN 978-3-03823-415-9.
Band 1 (mit Andrea Kauer und Stefan Schöbi): «Mit der Arbeit seiner Hände». Leben und Werk des Zürcher Stadtchirurgen und Theatermachers Jakob Ruf (1505–1558).
Band 2: Jakob Ruf. Kritische Gesamtausgabe, Teil 1: Werke bis 1544.
Band 3: Jakob Ruf. Kritische Gesamtausgabe, Teil 2: Werke 1545–1549.
Band 4: Jakob Ruf. Kritische Gesamtausgabe, Teil 3: Werke 1550–1558.
Band 5: «Anfänge der Menschwerdung». Perspektiven zur Medizin-, Pharmazie-, Theater- und Mediengeschichte des 16. Jahrhunderts.
(Hrsg.) Alfonsina Storni: Cronache da Buenos Aires. Ins Italienische übersetzt von Marco Stracquadaini. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2017, ISBN 978-88-7713-780-7.
Alfonsina Storni: Chicas. Kleines für die Frau. Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Hildegard E. Keller. Mit Geleitwort von Georg Kohler. Edition Maulhelden, Zürich, 2021.
Alfonsina Storni: Cuca. Geschichten. Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Hildegard E. Keller. Mit Geleitwort von Elke Heidenreich. Edition Maulhelden, Zürich, 2021.
Alfonsina Storni: Cardo. Interviews & Briefe. Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Hildegard E. Keller. Mit Geleitwort von Denise Tonella. Edition Maulhelden, Zürich, 2021, ISBN 978-3-907248-07-2.
Alfonsina Storni: Cimbelina. Theaterstücke. Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Hildegard E. Keller. Mit Geleitwort von Daniele Finzi Pasca. Edition Maulhelden, Zürich, 2021, ISBN 978-3-907248-08-9.
Alfonsina Storni: Ultrafantasía. Lieblingsgedichte. Handverlesen, übersetzt, illustriert und mit einem Nachwort von Hildegard E. Keller. Edition Maulhelden, Zürich 2022, ISBN 978-3-907248-10-2.
Hörspiele und -bücher
âventiure vür daz ôre – Hartmanns von Aue «Erec». vdf Hochschulverlag, Zürich 2005, ISBN 3-7281-3015-X.
Die Stunde des Hundes (= Trilogie des Zeitlosen. 1). vdf Hochschulverlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-7281-3435-6.
Das Kamel und das Nadelöhr (= Trilogie des Zeitlosen. 2). vdf Hochschulverlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-7281-3436-3.
Der Ozean im Fingerhut (= Trilogie des Zeitlosen. 3). vdf Hochschulverlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-7281-3437-0.
Dokumentarfilme
Whatever comes next. A Portrait Of Annemarie Mahler-Ettinger. Schweiz 2014, 70’.[15]