Heinrich Ritter von Levitschnigg (1815–1818: Heinrich Edler von Levitschnigg, ab 1818 Heinrich Levitschnigg Ritter von Glomberg[1]) (* 25. September 1810 in Wien; † 24. Januar 1862 ebenda), war ein österreichischer Dichter, Prosaschriftsteller und Journalist.
Heinrich von Levitschnigg studierte an der Universität Wien zuerst die Rechte, dann Medizin und ging schließlich in den Militärstand. Als Unterleutnant eines Regiments an der türkischen Grenze erwärmte sich seine Phantasie für den orientalischen Bilderluxus, welchen Freiligrath, Rückert und viele andere schon in die Poesie gebracht hatten, und er verließ, nachdem er erste lyrische Proben in Zeitschriften veröffentlicht hatte, auch den Militärstand, um sich ganz dem Journalismus und der Schriftstellerei zu widmen.
Ab 1837 war er Mitarbeiter bei der Wiener Zeitung und der Zeitschrift Der Humorist von Moritz Gottlieb Saphir. Saphir äußerte sich im Oktober 1839 wie folgt über Levitschnigg: „Dürften wir der Zukunft vorgreifen, so würden wir sagen, daß in Levitschnigg der vaterländischen Literatur eine ausgezeichnete Erscheinung entgegen reift, wenn Umstände, Einwirkungen u.s.w., dieser Reife nicht in den Weg treten“.[2] Während der 1840er Jahre veröffentlichte Levitschnigg vor allem Lyrik und Essays zur Literatur und Musik (siehe unten: Literarisches Schaffen).
Ab dem Jahr 1845 lebte Levitschnigg als Redakteur des Feuilletons der Pester Zeitung[3] in Pest und gab zwischen 1854 und 1855 das Pester Sonntagsblatt heraus[4]. Ab März 1859 war er (nach dem Tod Saphirs) zeitweilig Redakteur der Zeitschrift Der Humorist. Im Jahr 1861 gründete Levitschnigg schließlich das eigene (und bis 1889 bestehende) satirische Monatsblatt Der Zeitgeist.
Seine ersten Veröffentlichungen (ab 1836), das romantische Gedicht Rustan (1841) und sein erster Sammelband Gedichte (1842), zeigten nach Ansicht der Zeitgenossen ein schönes Talent, das sich aber in einem Labyrinth überschwänglicher und haltloser Metaphern zu verirren drohte, was dann bei den Gedichten seines späteren Bands West – Oestlich (1846) noch mehr kritisiert wurde. Als Feuilletonist der staatsnahen Pester Zeitung erlebte er 1848–49 die ungarische Nationalrevolution mit, der er nach ihrer Unterdrückung scharfe gegnerische Bilder in seinem zweibändigen Kossuth und seine Bannerschaft. Silhouetten aus dem Nachmärz in Ungarn (Pest 1850) vorhielt. Den siegreichen kaiserlichen Truppen widmete er die Gedichte in seiner Soldatenfibel (1852).
Ab der ersten Hälfte der 1850er Jahre schrieb er vorwiegend Romane (u. a. Die Geheimnisse von Pest, 1853). Zur Zeit, als Wagners Tannhäuser auftauchte, brachte er ein durch Ausstattung gehobenes gleichnamiges Schauspiel mit Tageserfolg zur Aufführung (mit der Musik Franz von Suppès).[5] Zuletzt sank er zu Rätselbüchern und dergleichen herab. Im Jahr 1860 erschien Wien, wie es war und ist. Federzeichnungen.
Mit Der Diebsfänger (1860) und anderen Geschichten gehört Levitschnigg zu den frühen deutschsprachigen Kriminalautoren.[6]
Levitschnigg nahm lebhaften Anteil an der Entwicklung des 1839 gegründeten Pester Schachklubs.[7] Ein Jahr vor seinem doch frühen Tod gab er ein Schachbuch unter dem Titel Der Schachmeister. Handbuch zum Selbstunterricht im Schachspiele (1861) heraus, das später neu aufgelegt wurde. Eine von Johannes Minckwitz umgearbeitete und „mit einer Einführung in die Problemcomposition“ versehene dritte Auflage erschien 1886 unter dem veränderten Titel Der Schachmatador. Ein Leitfaden zum Selbstunterricht im Schachspiele.
Bis auf weiteres nicht erfasst wurden Levitschniggs Kurzrezensionen, Bücheranzeigen usw., die er ab 1838 in verschiedenen österreichischen Zeitschriften veröffentlichte.
Siehe auch Mikrofiche-Ausgaben, Saur, München (u. a.) 1990–94, ISBN 3-598-51666-5.