Die Guardia Civil (deutschBürgergarde[1]) ist eine spanischePolizeieinheit mit mehr als 80.000 Angehörigen mit Sitz in Madrid. Sie nimmt sowohl militärische als auch zivile Funktionen wahr. Aufgrund ihrer doppelten Rolle untersteht die Guardia Civil sowohl der Befehlsgewalt des Ministeriums des Inneren (Ministerio del Interior) als auch des Verteidigungsministeriums(Ministerio de Defensa).
Die Guardia Civil wurde im Jahr 1844 während der Herrschaft der Königin Isabella II. von Javier Girón, dem 2. Herzog von Ahumada und damaligen Militär-Generalinspekteur, in Ronda aufgestellt.
Auftrag
Formal hat die Guardia Civil heute die Wahrung der Demokratie und der verfassungsmäßigen Ordnung sicherzustellen. Neben ihrer militärpolizeilichen Funktion hat sie folgende Aufgaben:
SEPRONA (Servicio de Protección de la Naturaleza) – Einheit zum Schutz der Natur
GEAS (Grupo Especial Actividades Subacuáticas) – Spezialeinheit für Aufgaben unter dem Meeresspiegel
Tráfico – Kontrolle der Schnellstraßen und Autobahnen
Montaña – Bergwacht
Servicio Aéreo – Überwachung aus der Luft
Servicio Cinecológico – Hundestaffel zur Lokalisation von Drogen, Bomben und Personen
GRS (Grupo Rural de Seguridad) – Anti-Aufruhr-Einheit
Beamte
Die Beamten der Guardia Civil sind Polizisten mit Stellung als Berufssoldaten.
Laufbahnen
Die Beamten der Guardia Civil gehören zu sechs verschiedenen Laufbahnen mit mehreren verschiedenen Einstiegsmöglichkeiten. Die Ausbildung der Offiziere findet in der Offiziersschule des Heeres, Academia General Militar del Ejército de Tierra (AGM), und in der Offiziersschule der Guardia Civil, Academia de Oficiales de la Guardia Civil de Aranjuez (AOG) statt. Die Unteroffiziere und Mannschaften werden bei der Fachhochschule der Guardia Civil, Academia de Suboficiales y Guardias de la Guardia Civil de Ubeda-Baeza (ASG), ausgebildet. Die Guardia Civil hat auch ihre eigene Berufsfachschule, das Colegio de Guardias Jóvenes (CGJ), mit Zutritt nur für Kinder von Beamten der Guardia Civil.[2]
Beamten der Guardia Civil
Laufbahn
Bildungsvoraussetzung Zugangsvoraussetzung
Ausbildung
Eingangsamt
Spitzenamt
Escala Superior de Oficiales Direkteinstieg 80 % der Ausbildungsplätze
Reifezeugnis
AGM 2 Jahre AOG 3 Jahre
Teniente
Teniente General
Escala Superior de Oficiales Internes werbung 20 % der Ausbildungsplätze
Beamte im Escala de Oficiales mit 2 Jahren Dienst
AOG 2 Jahre
Escala Facultativa Superior Direkteinstieg 25 % der Ausbildungsplätze
Masterabschluss
AGM/AOG 1 Jahre
Escala Facultativa Superior Internes werbung 75 % der Ausbildungsplätze
1982–93 bestand die Einheit Guardia Civil Auxiliar. Wehrpflichtige konnten in dieser Truppe einen Teil ihres Dienstes ableisten. Die wegen ihrer historisch engen Verbindung zum Franco-Regime unbeliebt gewordene Guardia Civil wollte zugleich Anwärter für ihren Dienst finden. Von den rund 22.000 Soldaten, die das Programm durchliefen, entschieden sich etwa 12.000 für eine Laufbahn.
Die Guardia Civil trägt grüne Uniformen. Die Polizeifahrzeuge der Guardia Civil sind grün und weiß und haben mit PGC (Parque Guardia Civil – Fuhrpark der Guardia Civil) beginnende Kennzeichen.
Die Beamten tragen zuweilen auch heute noch ihre auffälligen traditionellen Kopfbedeckungen, einen mit schwarzer Lackfolie überzogenen, vereinfachten Dreispitz (Tricornio), bestehend aus einer niedrigen, kegelstumpfförmigen Haube mit seitlich versteifter Krempe und nur noch einem trapezförmigen Hutaufschlag am Hinterkopf. In künstlerischen, dissidentischen und kriminellen Kreisen nannte man die Guardia Civil wegen der durch den eigenartigen Hut unverwechselbaren Silhouette der Beamten auch la mala sombra („der böse Schatten“).
2010 wurde bekannt, dass Angehörige der Guardia Civil bei Verhören baskischer Separatisten Gewalt angedroht und diese auch teilweise ausgeübt hatten. Amnesty International übte scharfe Kritik am Vorgehen der Guardia Civil.[6]
Literatur
Fabian Hinrichs: Das Recht der spanischen Vollzugspolizei. Ergon-Verlag, Würzburg 2004, ISBN 3-89913-364-1 (Würzburger rechtswissenschaftliche Schriften 51), (Zugleich: Würzburg, Univ., Diss., 2004).