Die Gendarmerie übernimmt polizeiliche Aufgaben im ländlichen Raum, während die Police nationale für die Städte zuständig ist. Beide Wachkörper sind voneinander unabhängig.
Als Nachfolgerin der Maréchaussée des Ancien Régime wurde während der Französischen Revolution durch Gesetz vom 16. Februar1791 die Gendarmerie nationale geschaffen. Unter Napoleon firmierte die Truppe von 1799 an als Gendarmerie impériale. Heute besteht die Gendarmerie nationale aus 104.275 Beamten, davon 102.322 Soldaten (Stand: 10. März 2005). Ihr Generaldirektor ist als ziviler Staatsbeamter dem Verteidigungsministerium unterstellt. Bei lokalen, nicht-militärischen Einsätzen untersteht sie dem Präfekten, nimmt sie dagegen justitielle Aufgaben wahr, folgt sie den Anordnungen der Staatsanwaltschaft oder eines zuständigen Untersuchungsrichters. Die Gendarmerie gliedert sich zurzeit in etwa 3.600 Brigaden,[Anm 1] was nahezu einer Brigade pro Kanton entspricht.
Bekannteste Einheit ist die Einheit Groupe d’intervention de la gendarmerie nationale, kurz GIGN, eine Spezialeinheit der französischen Gendarmerie mit dem Einsatzschwerpunkt Terrorismusbekämpfung. Sie ist vergleichbar mit der deutschen GSG 9. Andere Spezialeinheiten sind der Police nationale unterstellt.
Der Gendarmerie nationale unterstehen darüber hinaus weitere Spezialkräfte, so 17 Hochgebirgszüge in den französischen Alpen und dem Zentralmassiv in Frankreich. Sie übernehmen Einsätze zur Rettung und Bergung z. B. von in Bergnot geratenen Wanderern oder Bergsteigern sowie polizeiliche Aufgaben bei Unglücksfällen und Straftaten in diesem besonderen Umfeld. Ihre Beamten sind als Bergführer ausgebildet und verfügen über Lawinensuchhunde.
Als Ehrenwache, bei Staatsempfängen und besonders während der Nationalfeiertage dient die berittene Garde républicaine dem französischen Präsidenten.
In der Gendarmerie nationale dienen auch Reservisten. Im Jahr 2019 wurde eine dreißigtägige allgemeine Dienstpflicht beim Service national universel (SNU), dem „Allgemeinen Nationaldienst“ beschlossen, der zum Teil auch bei der Gendarmerie abgeleistet werden kann.[4]
Generaldirektion (La direction générale de la Gendarmerie nationale),[5] das Hauptkommando der Gendarmerie. Die Generalinspektion (L’inspection générale de la Gendarmerie nationale), verantwortlich für die Disziplin sowie für die technische Bereitschaft, ist ein unabhängiges Organ der Generaldirektion.
Departementale Gendarmerie (La gendarmerie départementale),[6] die nationale polizeiliche Behörde für Gemeinden mit weniger als 20 000 Einwohner. Die Struktur folgt den 13 Regionen des französischen Mutterlandes (Metropole).
Spezialisierte Züge (brigades) der Militärpolizei des Französischen Heeres an Standorten und Sicherungszüge für Kernkraftwerke gehören ebenfalls zur Gendarmerie der Departments.
Mobile Gendarmerie (La gendarmerie mobile),[7] die Bereitschaftsgendarmerie und Reaktionsdienst im Krisen- und Kriegsfalle. Die Struktur folgt den 7 Militärregionen des französischen Mutterlandes.
Gendarmerie der Überseegebiete (La gendarmerie d’outre-mer), im Unterschied zum französischen Mutterland sind in den Französischen Überseegebieten die Einheiten der verschiedenen Gendarmeriegattungen in territorialen Kommandos zusammengefasst.
Gendarmerie der Militärpolizei (La gendarmerie prévôtale) dient im Zusammenhang mit internationalen Missionen.
Gendarmerie für den Lufttransport (La Gendarmerie des transports aériens (GTA)),[9] verantwortlich für die Sicherung ziviler Flughäfen und Objekten der Luftverkehrskontrolle.
Gendarmerie der Luftwaffe (La gendarmerie de l’Air),[10], Militärpolizei der Französischen Luftstreitkräfte. Der Objektschutz von Einrichtungen der Französischen Luftstreitkräfte wird von Sicherungsstaffeln durchgeführt.
Gendarmerie der Streitkräfte (La gendarmerie de l’Armement)[12] ist für Wach- und Spionageabwehrdienste der französischen wehrtechnischen Dienststellen (Direction générale de l’armement), ihrer Einrichtungen sowie für französische Unternehmen der Rüstungsindustrie zuständig.
Sicherungsgendarmerie für Nuklearwaffen (La Gendarmerie de la sécurité des armements nucléaires (GSAN)),[13] direkt dem Verteidigungsminister unterstellt, für die Sicherung bei Lagerung und Transport verantwortlich.
Spezialisierte Sicherungsgruppe der Gendarmerie (Les Pelotons Spécialisés de Protection de la Gendarmerie (PSPG))[14][15] zur Sicherung kerntechnischer Anlagen und Kraftwerke. Die Sicherungsgruppen zu je mindestens 40 Gendarmen sind direkt auf dem Gelände der Kernkraftwerke stationiert.
Jean-Noël Luc, Frédéric Médard (Hrsg.): Histoire et dictionnaire de la gendarmerie. De la Maréchaussée à nos jours. Jacob Duvernet, Paris 2013, ISBN 978-2-84724-496-0.
Romain Pécout: A War Without an End: French Gendarmes and the Post-conflict Process (1918–1921). In: Jonas Campion, Laurent López, Guillaume Payen (Hrsg.): European Police Forces and Law Enforcement in the First World War. Palgrave Macmillan, Cham 2019, ISBN 978-3-03026101-6, S.293–305, doi:10.1007/978-3-030-26102-3_20.