Nach ihren Flächen sind sie das größte, nach ihren Volumina das zweitgrößte Süßwasserseen-System der Erde, knapp hinter dem Baikalsee, der weniger ausgedehnt aber wesentlich tiefer ist. Wie fast alle Seen in oder nahe der borealenÖkozone sind sie nach der letzten Eiszeit entstanden. Die Großen Seen entwässern gemeinsam eine Fläche von 765.000 km² (3,1 Prozent der Fläche Nordamerikas) über den Sankt-Lorenz-Strom in den Nordatlantik.
Der Titel "Große Seen" darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Kanada noch drei Seen gibt, die jeweils größer sind als der kleinste der Großen Seen, der Ontariosee: Das sind der Große Bärensee (31.153 km²), der Große Sklavensee (27.048 km²) und der Winnipegsee (24.420 km²).
Hydrologisch gesehen bilden Huron- und Michigansee zusammen ein einziges, zusammenhängendes Gewässer mit der nur acht Kilometer breiten Mackinacstraße als Engstelle. Der Michigansee liegt als einziger der Großen Seen vollständig auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten, alle anderen reihen sich entlang der kanadisch-US-amerikanischen Grenze.
Der größte Höhenunterschied zwischen den einzelnen Seen liegt bei etwa 110 Meter. Davon entfallen etwa 51 Meter auf die Niagarafälle zwischen Erie- und Ontariosee.[1] Aufgrund ihrer Größe entstehen auf den Großen Seen Gezeiten von bis zu fünf Zentimeter Höhe. Diese sind aber vernachlässigbar gegenüber den Schwankungen von max. zwei Metern,[2] die durch Wettereinflüsse entstehen.
Im Winter erzeugt die Wasseroberfläche der Großen Seen den Lake Effect, der dadurch entstehende Snow Belt erstreckt sich über fünf Bundesstaaten.
Geologie
Die Umgebung der Großen Seen und das Tiefland des Sankt-Lorenz-Stromes sowie seine sich noch weithin im Schelf untermeerisch fortsetzende Trichtermündung stellen geologisch eine Einheit dar.
Glaziale Ausräumung, Auflagerung von Moränenschutt und Krustenbewegungen bestimmen die Gestalt des Seengebietes, dessen Hohlformen allerdings schon durch großräumige tektonische Einmuldungen im Tertiär und zu Beginn des Pleistozäns angelegt wurden.
Die Großen Seen sind ein wichtiges Reservoir für die Wasserversorgung der USA und Kanadas. Mit etwa 244.000 Quadratkilometern bilden sie die größte Süßwasserfläche der Erde. Der Baikalsee ist zwar viel kleiner (31.722 km²), enthält aber wegen seiner großen Tiefe mehr Süßwasser als die Großen Seen.
Durch die starke Besiedlung und Industrialisierung des Gebiets kam es zu einer immer höheren Schadstoffbelastung und zur Massenvermehrung von eingeschleppten Tier- und Pflanzenarten, zum Beispiel dem Meerneunauge, der Schwarzmund-Grundel und der Dreikantmuschel. Die USA und Kanada schlossen am 1. April 1972 ein Wasserschutzabkommen (Great Lakes Water Quality Agreement); es wurde 1978 überarbeitet und 1987 und 2012 ergänzt.[3] Die International Joint Commission erforscht und dokumentiert die Entwicklung der Biotope und der Wasserqualität.[4] 1972 trat in den USA der Clean Water Act zum Schutz von Oberflächengewässern in Kraft.
In den 1930er Jahren wurde der Ogoki River zum Ogoki Reservoir aufgestaut, um Wasser über den Nipigonsee an den Oberen See zu leiten. Somit besteht seither auch eine hydrologische Verbindung zum Albany River und damit zur Hudson Bay, diese wird jedoch wirtschaftlich nicht genutzt.
Die Niagarafälle stellten bis zur Fertigstellung des Wellandkanals eine Barriere für Meeresfische dar. Seitdem konnte u. a. das Meerneunauge, ein bis zu einem Meter großer fischähnlicher Parasit, in die vier oberen Großen Seen gelangen und bereitet durch invasive Vermehrung im dortigen Ökosystem Probleme.
Siehe auch
Nipigonsee, der geologisch zu den Großen Seen gehört und auch sechster der Großen Seen genannt wird.
↑Die maximale Fallhöhe der Niagarafälle beträgt 51 Meter, und zwar auf kanadischer Seite. Sehr häufig wird die Fallhöhe falsch mit 99 Meter angegeben. Dies ist der Höhenunterschied zwischen Erie- und Ontariosee. Häufig findet man auch Höhen zwischen 57 und 59 Metern durch teilweises Einrechnen der oberhalb gelegenen Katarakte.
↑William Ashworth: The Late, Great Lakes: An Environmental History. Wayne State University Press, 1987, ISBN 978-0-8143-1887-4, S. 27