Mit der endgültigen Auflösung des Rheinbundes im Jahr 1814 endete auch die Existenz des Großherzogtums Würzburg. Großeibstadt fiel damit an das Königreich Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstanden mit dem Gemeindeedikt von 1818 die politischen Gemeinden Kleineibstadt und Großeibstadt.
Nekropolen von Großeibstadt
Die Besiedlungsgeschichte reicht sehr viel weiter zurück als die erste urkundliche Erwähnung, wie der aus archäologischer Sicht sensationelle Fund reich ausgestatteter neolithischer und hallstattzeitlicher Gräber („Hallstattwagen von Großeibstadt“) einschließlich einiger Tontrommeln aus der Zeit um 3.000 v. Chr. beweist. Das 1954/55 entdeckte Gräberfeld bestand aus Kammer-Wagengräbern, die in der Zeit zwischen 675 und 600 v. Chr. angelegt worden waren. In dem 1980 entdeckten, weitaus größeren Gräberfeld, fand man weitere sechs Kammer-Wagengräber, zwei kleine Kammergräber mit Körperbestattungen und etwa 40 Grubengräber mit Brandbestattungen. Ebenfalls in den 1980er Jahren wurden drei Totenhäuser der spätjungsteinzeitlichenWalternienburg-Bernburger Kultur ausgegraben. 1993 schließlich wurden in nur 250 m Abstand noch weitere Gräber gefunden, darunter erneut ein Kammer-Wagengrab.[7]
Modell eines Grabhügels der Hallstatt-Zeit wie er auch in Großeibstadt entdeckt wurde. Germanisches Nationalmuseum
Modell eines vierrädrigen Wagens der Hallstatt-Zeit, ähnlich dem Fund in Großeibstadt. Germanisches Nationalmuseum
Die Nekropolen von Großeibstadt gelten bis heute als die Beispiele Ha C- bis Ha D1-zeitlicher Prunkgräber von Frauen und Männern einer Wagen fahrenden, international agierenden und in Form eines Kriegerbundes organisierten Elite, die unabhängig von ihren Familienverbänden extrem aufwendig bestattet wurden. Der in den Frauengräbern (Hügel 19/1981) gefundene, überaus reiche Schmuck zählt zu den reichsten der Zeit nördlich der Alpen.[8]
Eingemeindungen
Kleineibstadt wurde im Zuge der Gebietsreform am 1. Mai 1978 nach Großeibstadt eingemeindet.[9]
Im Zeitraum 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 1149 auf 1075 um 74 Einwohner bzw. um 6,4 %. 1994 hatte die Gemeinde 1265 Einwohner.
Quelle: BayLfStat
Politik
Gemeinderat
Die Gemeinderatswahl 2020 ergab folgende Sitzverteilung und Stimmenanteile:[10]
Blasonierung: „Durch einen goldenen Kreuzstab gespalten von Rot und Blau; vorne über drei gesenkten silbernen Spitzen ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei blauen Ringen, hinten ein von Silber und Rot geteilter Flug.“[12]
Wappenbegründung: Die Gemeinde Großeibstadt besteht seit 1978 aus den ehemals selbstständigen Gemeinden Großeibstadt und Kleineibstadt. Der Kreuzstab ist das Attribut von Johannes dem Täufer. 1459 wurde Großeibstadt zu einer eigenen Pfarrei erhoben, als Pfarrkirche diente eine Kapelle, die Johannes dem Täufer geweiht ist und deren ältester Baukern aus dem 14. Jahrhundert stammt. In der vorderen Wappenhälfte erinnert der fränkische Rechen, das Symbol des Hochstifts Würzburg, an die territoriale Zugehörigkeit des Gemeindegebiets zum Hochstift Würzburg. Der silberne Schrägbalken mit den drei blauen Ringen ist das Wappen der Echter von Mespelbrunn. Unter der Herrschaft von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573 bis 1617) wurde die Pfarrkirche 1611 bis 1612 erbaut. Der Flügel ist dem Wappen der Freiherren von Münster entnommen, die von 1554 bis ins 19. Jahrhundert in Kleineibstadt belegt sind.
Dieses Wappen wird seit 1990 geführt.
Kommunale Allianz
Die Gemeinde ist Mitglied in der Kommunalen Allianz Fränkischer Grabfeldgau.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft
Es gab im Jahr 2020 nach der amtlichen Statistik 106 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 486. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keine, im Bauhauptgewerbe einen Betrieb. Zudem bestanden im Jahr 2016 27 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1252 ha, davon waren 1114 ha Ackerfläche und 138 ha Dauergrünfläche.
Einrichtungen
Es gibt unter anderem folgende religiöse und kulturelle Einrichtungen:
die Pfarrei St. Johannes der Täufer sowie die Kuratie St. Bartholomäus – beide in der Pfarreiengemeinschaft Westliches Grabfeld, Sulzfeld (seit Sept. 2013 geleitet vom Großeibstädter Pfarrer Piotr Bruski, Pfarradministrator von Großeibstadt und Großbardorf, Sulzfeld und Kleinbardorf sowie Kuratus von Kleineibstadt).
den katholischen Kindergarten St. Bartholomäus, mit Platz für 76 bis 56 Kinder im Alter bis zu zwölf Jahren (Stand: 2021)
die Bücherei der Pfarrgemeinde (Stand: 2013)
Sehenswürdigkeiten und Tourismus
Schmiedstor in Großeibstadt, gebaut 1600 unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn
Josef Braun: Landkreis Königshofen im Grabfeld. Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Unterfranken I, München 1963, S. 8–9.
Rudi Breunig, Ludmilla Ganß: Heimat Großeibstadt in Vergangenheit und Gegenwart. Verlag Schunk, Großeibstadt 1981.
Petra Haller: Das Vorgeschichtsmuseum im Grabfeldgau. Ein neues Zweigmuseum der Prähistorischen Staatssammlung München, München 1991.
Julia Katharina Koch: Die drei neolithischen Kollektivgräber von Großeibstadt, Lkr. Rhön-Grabfeld. In: Archäologische Informationen Nr. 18,1/1995, S. 113–117, doi:10.11588/ai.1995.1.17498.
Georg Kossack: Gräberfelder der Hallstattzeit an Main und Fränkischer Saale, Kallmünz 1970 (= Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte Nr. 24).
Birgit Schmalz: Vorzeit. Spuren in Rhön-Grabfeld. hrsg. vom Verein für Heimatgeschichte e. V. Königshofen, Bad Königshofen 1998.
Hans Peter Uenze: Der Hallstattwagen von Großeibstadt. In: Vierrädrige Wagen der Hallstattzeit. Untersuchungen zu Geschichte und Technik, Mainz 1987, S. 69–75.
Johann W. Rost: Versuch einer historisch-statistischen Beschreibung der Stadt und ehemaligen Festung Königshofen und des königlichen Landgerichts-Bezirks Königshofen. Würzburg 1832, S. 108–112, 171–175.
Reinhold Albert, Chronik von Groß- und Kleineibstadt, die Geschichte der Dörfer, Großeibstadt 2018.
↑Vgl. u. a. Martin Trachsel: Kriegergräber? Schwertbeigabe und Praktiken ritueller Bannung in Gräbern der frühen Eisenzeit. In: Raimund Karl, Jutta Leskovar (Hrsg.): Interpretierte Eisenzeiten. Fallstudien, Methoden, Theorie, Linz 2005, S. 53–82; Anton Kern: Ein neues Schlachtmesser aus dem Hallstätter Gräberfeld. In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien. Serie A für Mineralogie und Petrographie, Geologie und Paläontologie, Anthropologie und Prähistorie Nr. 101/1999, S. 57–67 (zobodat.at [PDF]); Petra Haller: Das Vorgeschichtsmuseum im Grabfeldgau. Ein neues Zweigmuseum der Prähistorischen Staatssammlung München, München 1991.
↑Die gesamte 1. Etage des Archäologischen Museums Bad Königshofen (einem Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München) gilt der Darstellung der Hallstattzeit. Dabei nehmen die 1954/55 und 1980–1982 entdeckten Gräberfelder von Großeibstadt, mit ihren reich ausgestatteten Gräbern von Männern und Frauen, die z. T. mit hölzernen Grabkammern versehen worden waren, einen zentralen Platz ein. Als Statuszeichen eines Adeligen jener Zeit war dem Toten ein vierrädriger Wagen mit in das Grab gegeben worden. Dieser Wagen konnte 1986 rekonstruiert werden. Vgl. zur Erforschung und Bedeutung der Gräberfelder von Großeibstadt: Petra Haller: Das Vorgeschichtsmuseum im Grabfeldgau. Ein neues Zweigmuseum der Prähistorischen Staatssammlung München. In: Mitteilungen der Freunde der bayerischen Vor- und Frühgeschichte Nr. 50/1989; Hans Peter Uenze: Der Hallstattwagen von Großeibstadt. In: Vierrädrige Wagen der Hallstattzeit. Untersuchungen zu Geschichte und Technik, Mainz 1987, S. 69–75; Ludwig Wamser: Eine steinzeitliche Tontrommel aus Unterfranken, in: Mitteilungen der Freunde der bayerischen Vor- und Frühgeschichte Nr. 29/1983.
↑Aus: Ludwig Wamser: Die Ausgrabungen 1981 in hallstattzeitlichen Nekropolen bei Großeibstadt, Landkreis Rhön-Grabfeld, Unterfranken. in: Arch. Jahr Bayern 1981, S. 40–41 sowie 104–105.