1992 wurde er zum Thomaskantor zu Leipzig berufen und war damit der sechzehnte Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach. Er selbst bezeichnete diese Position als „Lebenstraum“.[3] Biller führte bei seiner Arbeit mit dem Thomanerchor die kirchenmusikalische Tradition seiner Vorgänger fort. Dabei legte er großen Wert auf einen liturgischen Aufbau der Motetten- und Konzertprogramme, in denen sich die gesamte Chortradition von den gregorianischen Anfängen bis hin zur Moderne wiederfand. Er war mit vielen zeitgenössischen Komponisten eng verbunden, selbst kompositorisch tätig und Gastdirigent prominenter Klangkörper wie z. B. der New Yorker Philharmoniker, Konzerthausorchester Berlin und Sydney Symphony Orchestra. Biller begann 1992 die gesamten erhaltenen Kantaten Bachs zyklisch in chronologischer Reihenfolge mit den Thomanern und dem Gewandhausorchester aufzuführen, wobei die Kantaten ihre Zuordnung zum entsprechenden Sonntag zum Kirchenjahr erhielten. 1994 wurde er zum Professor für Chordirigieren an der Hochschule für Musik Leipzig ernannt. Ab 2009 lehrte er dort als Professor für Orchesterdirigieren.
Im Jahr 2012 feierte der Thomanerchor unter dem Motto „glauben, singen, lernen“ sein 800-jähriges Bestehen, mit einem umfangreichen Jubiläum gefeiert und von Biller mit initiiert und geleitet wurde.[4] 2013 setzte Biller mit dem Auswahlchor der Thomaner neue Akzente unter besonderer Berücksichtigung der historischen Aufführungspraxis. Er besetzte die Stimmen drei- bis vierfach und positionierte die Sänger vor dem Orchester am Geländer der Empore. Zudem ließ er den Chor aus Reproduktionen der originalen Handschriften singen.[5]
Im Jahr 2014 fiel Biller als Thomaskantor ein halbes Jahr aus. Ursächlich war eine Depressive Störung[6], die Ausdruck einer nicht näher diagnostizierten Nervenerkrankung sei, die schubweise auch zu Bewegungs- und Artikulationsstörungen führten.[7] Zu Ende Januar 2015 legte Biller sein Amt als Thomaskantor aus gesundheitlichen Gründen nieder.[8] Sein Nachfolger wurde Gotthold Schwarz. Am 18. Juni 2015 wurde Biller in einem Festakt der Stadt Leipzig, begleitet durch den Thomanerchor und das Gewandhausorchester, verabschiedet.[9] Am folgenden Sonntag trat er mit seinem neugegründeten Ensemble, den Leipziger Bach-Solisten, sowie dem Leipziger Barockorchester in einem Benefizkonzert zugunsten von Flüchtlingen in Tröglitz auf.[10] Die 18 Sänger standen dabei, wie von Biller angekündigt, „wie zu Bachs Zeiten vor dem Orchester“.[11]
Biller vertonte verschiedene Texte von Carola Moosbach, so 2014 die Kantate Frieden machen. Im Jahr 2019 wurde sein Werk Irritationen zum Michaelisfest uraufgeführt.
Georg Christoph Biller war mit der Schauspielerin Ute Loeck verheiratet.[13] Sein älterer Bruder ist der Kirchenmusiker Gottfried Biller.[14]
Am 27. Januar 2022 starb Georg Christoph Biller nach längerer, schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren in Leipzig.[15] Am 10. Februar 2022 erfolgte im Anschluss an einen Trauergottesdienst in der Thomaskirche die Beerdigung auf dem Leipziger Südfriedhof, unweit der Grabstätte seines Lehrers Kurt Masur.
Georg Christoph Biller gründete im Jahr 2015 sein „Biller-Werk-Verzeichnis“ (BiWV), in dem seine sämtlichen veröffentlichten Kompositionen aufgelistet sind. Aus diesem Œuvre publiziert ein Verlagshaus in Berlin ausgewählte Kompositionen und Bearbeitungen als Notenreihe.
Verleih uns Frieden gnädiglich. Männerchor (TTBB) a cappella, 2015
In einem Glauben. 2009.
Gemeindeliedsätze und Halleluja-Verse. In: Das Neue Thomasgraduale. Phonus, 2014.
Vater unser im Himmelreich. Gesangssatz. 2013.
Hiobs Botschaft. für Solo-Bariton, gemischten Chor und Bassinstrument ad libitum, 2014.
Irritationen. 2019.
Gesänge nach Worten von Clemens Brentano
St. Thomas-Ostermusik (Festmusik zum 800jährigen Bestehen der Thomana) 2012/2013
Air. Dona nobis pacem, Bearbeitung des Air aus der Orchestersuite Nr. 3, für gemischten Chor (SATB) a cappella
Frieden machen, kleine Kantate nach einem poetischen Kommentar von Carola Moosbach zur Bach-Kantate BWV 114
2018 St. Thomas-Motette, für Solo-Bariton, gemischten Chor und Bassinstrument ad libitum
Botschaften Jesajas, für gemischten Chor und Bassinstrument ad libitum[20]
Publikationen
Manfred J. Hofmann: Georg Christoph Biller – Erinnerungen und Reflexionen. 206 Seiten, BoD Norderstedt 2022, ISBN 9783756879182
Manfred J. Hofmann: Georg Christoph Biller – Zu Füßen Bachs. Verlag: J.G. Seume, Saarbrücken 2022, ISBN 978-3-9818850-8-8 (248 S., seume-verlag.de – Mit einem Vorwort von Ton Koopman und zahlreichen Beiträgen von Freunden und Weggefährten; Seume-Reihe Seume Passagen).
mit Thomas Bickelhaupt: Die Jungs vom hohen C. Erinnerungen eines Thomaskantors. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2018, ISBN 978-3-95462-951-0.
Das Biller-Werk-Verzeichnis – Eine Auswahl aus seinen Kompositionen und Bearbeitungen. Mit Lebenslauf des Komponisten, Verweis auf „Juister Psalmen“, BiWV 1, ISMN M-50106-014-6, „Naunhofer Chorbuch“[21], BiWV 16, ISMN M-50106-015-3, sowie Übersicht von Live-Mitschnitten auf CD-Veröffentlichungen. Hrsg.: Verlagshaus Gotthardt, Berlin 2015.
Georg Christoph Biller: Das Neue Thomasgraduale nach dem Evangelischen Gesangbuch. Phonus-Verlag, Leipzig 2014 (212 S., 24 cm × 30,5 cm; ISMN: 979-0-50232-002-7).
Tonträger (Auswahl)
Ute Loeck und Georg Christoph Biller: Chansonettes mit Bach – Lieder von Bach bis Beatles. Rondeau Musikproduktion und -vertrieb, Leipzig 2012.[22]
DVD
Der Thomanerchor Leipzig in frühesten Filmdokumenten – Zwischen Tradition und Moderne. DVD mit Filmdokumenten des Thomanerchores von 1941, 1942 und 2012, herausgegeben mit Stefan Altner, Günter Atteln, Hans-Jürgen Bersch, Hagen Kunze und Gerhard Passolt, Altenburg 2013.
Georg-Christoph-Biller-Preis
Am 24. November 2023[23] hat der Burgenlandkreis, der Landkreis um Billers Geburtsort Nebra (Unstrut), erstmals den Georg-Christoph-Biller-Preis verliehen. Erster Preisträger ist Philipp Baumgarten aus Zeitz.[24][25] Die Auszeichnung mit einem Preisgeld von 2.000 Euro soll jährlich herausragende kulturelle Leistungen im Landkreis würdigen, sagte Landrat Götz Ulrich.[26]
Varia
Georg Christoph Biller war von Juli 1990 bis Juli 1992 Interims-Kantor der Stadtkirche Naunhof.[27] Seine Verbundenheit mit dieser Kirchgemeinde zeigt sich daran, dass er acht Kompositionen aus dieser Zeit mit dem Titel „Naunhofer Chorbuch“ (Biller-Werk-Verzeichnis BiWV 16; ISMN M-50106-015-3) veröffentlichte – auf der Titelseite ist die Stadtkirche Naunhof abgebildet.[21][28]
Trivia
Im Juni 2022 wurde Georg Christoph Biller postum zum Osteoporose-Ehrenbotschafter ernannt.[29]
↑Förderverein Ladegastorgel e. V. und Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Naunhof (Hrsg.): Die Ladegastorgel in der Stadtkirche zu Naunhof – Festschrift zur Wiedereinweihung im September 2011. Naunhof 2011, S.7.
↑Förderverein Ladegastorgel e. V. und Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Naunhof (Hrsg.): Die Ladegastorgel in der Stadtkirche zu Naunhof – Festschrift zur Wiedereinweihung im September 2011. Naunhof 2011, S.7.
↑Das Biller-Werk-Verzeichnis – Eine Auswahl aus seinen Kompositionen und Bearbeitungen. Verlagshaus Gotthardt, Berlin 2015, S. 5.