Er war Organist in Gottesdiensten in St. Blasien von 1971 bis 1974, dann ein Jahr an der Evangelischen Akademie Tutzing und Chorleiter des evangelischen Kirchenchores in Tutzing. Von 1975 bis 1981 war er Kantor von St. Andreas in München.[1]
Kirchenmusik in St. Bonifatius (Wiesbaden)
Seit 1981 ist Dessauer Kantor von St. Bonifatius, der katholischen Hauptkirche von Wiesbaden. Er leitete dort bis 2019 den Kirchenchor Chor von St. Bonifatius mit 107 Mitgliedern, der 1862 gegründet wurde, außerdem den Kinderchor von St. Bonifatius sowie die Schola, die den Gregorianischen Choral pflegt. Der Chor singt in Gottesdiensten, dort regelmäßig Orchestermessen von Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert zu Weihnachten und Ostern. 2011 wurde die Messe Nr. 1 in B-Dur von Johann Nepomuk Hummel aufgeführt, 2012 die Missa „Dixit Maria“ von Hans Leo Haßler.
Dessauer initiierte 1985 die Neuerrichtung der Orgel, die 1954 von Romanus Seifert & Sohn gebaut wurde, durch die Orgelbaufirma Hugo Mayer. 1995 wurden auf seine Initiative hin drei elektronische Bass-Register eingefügt.
Zum 150. Jubiläum des Chores 2012 beauftragte Dessauer den englischen Komponisten Colin Mawby, die Missa solemnis Bonifatius-Messe für Sopran, Chor, Kinderchor, Oboe und Orgel zu komponieren.[5] Das Werk wurde 2011 vollendet und wurde am 3. Oktober 2012 uraufgeführt.[6]
Dessauer setzte zu Beginn seiner Tätigkeit zunächst die Tradition einer monatlichen Stunde der Kirchenmusik fort und veranstaltete später Boni-Musikwochen, eine Folge von Chor- und Orgelkonzerten zu einem Thema in zwei Wochen. Bei den Musikwochen 2010, Reger und mehr, konzertierten unter anderem Jürgen Sonnentheil (St. Petri, Cuxhaven), Kent Tritle (St. Ignatius Loyola, New York) und Ignace Michiels (Sint-Salvatorskathedraal, Brügge).[9]
1985 lud Dessauer Sängerinnen und Sänger ein, einen Projektchor zu bilden, um ein einziges Werk aufzuführen, das Hebbel-Requiem von Reger in der Orgelversion von Max Beckschäfer.[9] Der Name Reger-Chor wurde gewählt, als 1988 ein zweites Projekt der Deutschen Erstaufführung der Messe op. 111 von Joseph Jongen galt. Ein weiteres Projekt war 1990 eine der ersten Aufführungen in Deutschland von Rutters Requiem, aufgenommen auf der ersten CD des Chores. 2001 begann eine internationale Zusammenarbeit mit dem Organisten Ignace Michiels, die eine ungefähr gleiche Anzahl von Choristen aus Flandern und dem Rhein-Main-Gebiet für ein jährliches Konzert vereint, das sowohl in Deutschland als auch in Belgien aufgeführt wird. 2003 leitete Dessauer die Uraufführung der Orgelfassung von Regers Der 100. Psalm von François Callebout.
1995 bereitete Dessauer den Chor vor für ein Gedenkkonzert 50 Jahre nach Kriegsende, gemeinsam mit der Schiersteiner Kantorei, Wiesbaden, einem englischen Chor und einem aus Macon, Georgia, Brittens War Requiem, dirigiert von Martin Lutz. Ein Jahr später nahm der Chor teil an einer Aufführung des Werks in Macon.
1999 organisierte er zusammen mit Ignace Michiels ein Projekt, gemeinsam ein Jahrhundert der Gewalt zum Abschluss zu bringen. Sowohl in Brügge als auch in Wiesbaden wurde ein Konzert aufgeführt von den Chören Cantores und Chor von St. Bonifatius, mit Michiels an der Orgel und Dessauer am Pult. Das Konzert in Brügge am 23. Oktober 1999 hieß Eeuw van zinloos Geweld (Jahrhundert sinnloser Gewalt). Auf dem Programm standen Van Nuffels In convertendo Dominus, Rudolf MauersbergersWie liegt die Stadt so wüst, und Duruflés Requiem. Das Konzert in Wiesbaden hieß Versöhnungskonzert zum Ende des Jahrhunderts.
Im November 2009 führte Dessauer erneut Duruflés Requiem auf, diesmal mit einem Chor von Freiwilligen, die in einem Gedenkkonzert ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen wollten. Janina Moeller sang das Mezzosopran-Solo, Petra Morath-Pusinelli spielte die Orgel.[11]
Im November 2015 war er als Organist für einen vom Referat Kirchenmusik im Bistum Limburg veranstalteten Projekttag tätig, bei dem ein Chor von ca. 150 Sängerinnen und Sängern Gabriel Fauré's Requiem erarbeitete und im Rahmen der Wiesbadener Bachwochen aufführte. Er spielte ergänzend Olivier Latry's Salve Regina,[12] in dem er, wie eine Rezensentin schrieb, „den gesamten Kosmos des Menschlichen nachempfinden ließ, einschließlich der Grausamkeit und Gewalt, aus der in diesem Gebet um Errettung gebeten wird“.[13]
Einspielungen
Kontraste (Memento vom 2. März 2012 im Internet Archive) – Gabriel Dessauer an der Mayer-Orgel von St. Bonifatius, Organ Historical Society Catalog
John Rutter: Requiem, Motetten von Reger, Julius Reubke: Sonate Der 94. Psalm, Reger-Chor, Monika Fuhrmann (Sopran), Instrumentalisten, Orgel (Rutter): Petra Morath, Orgel (Reubke) und Leitung: Gabriel Dessauer (1990, live in St. Bonifatius, Wiesbaden)
Max Reger: Hebbel-Requiem, Orgelwerke, Reger-Chor-International, Orgel: Ignace Michiels, Leitung: Gabriel Dessauer (2001, live in St. Bonifatius, Wiesbaden)
↑ abRichard Hoernicke: Wenn Freunde musizieren. Wiesbadener Kurier, 13. August 2010, archiviert vom Original am 19. Juli 2011; abgerufen am 24. November 2010.