Die Fédération Équestre Internationale (FEI, sinngemäß internationaler Reitsportverband; deutsch Internationale Reiterliche Vereinigung genannt) ist die internationale Dachorganisation des Pferdesports mit Sitz in Lausanne (Schweiz).
Die Organisation wurde am 24. November 1921 in Paris von den Nationalverbänden aus Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Japan, Norwegen, Schweden und den USA gegründet.[1] Deutschland gehört seit 1927 zur Organisation. Seit 2014 die Federação Equestre De Angola aufgenommen wurde, gehören ihr 133 Nationalverbände an.
Die Organisation ist Veranstalter aller internationalen Turniere, die von ihren Mitgliedern ausgerichtet werden. Das bedeutet insbesondere, dass sie bei den Weltreiterspielen und Olympischen Spielen über Wettkampf- und Qualifikationsregeln entscheidet. Auch die medizinische Betreuung und Dopingtests bei internationalen Turnieren fallen mit in den Zuständigkeitsbereich der FEI.
Die nationalen Wettkampfveranstaltungen der Mitglieder werden von der entsprechenden Nationalföderation, Fédération Équestre Nationale (FN) genannt, organisiert. Die FEI hat hier keine Kontrolle. Bei extremen Verstößen können die Verbände jedoch suspendiert werden, so wurde der nationale Verband der Vereinigten Arabischen Emirate im März 2015 aufgrund von erheblichen Unregelmäßigkeiten rund um die dortigen Distanzreitwettbewerbe auf unbestimmte Zeit suspendiert.[2]
Im Interesse einer optimalen Wettkampfvorbereitung auf internationale Turnieren werden die nationalen Wettkämpfe von den Nationalverbänden ebenfalls nach Reglements, die an die der FEI angelehnt sind, ausgerichtet. Dennoch gibt es durchaus Unterschiede im Richtverfahren (so wird beispielsweise im Springreiten bei Zeitüberschreitung international ein Zeitstrafpunkt pro angefangene vier Sekunden vergeben, während auf nationalen Turnieren in Deutschland ein Viertel Zeitstrafpunkt pro angefangene Sekunde berechnet wird). Einen der für die Sportler spürbarsten Unterschiede stellen die abweichenden Doping- und Medikationsregelwerke dar.[3]
Die deutsche Nationalföderation ist die Deutsche Reiterliche Vereinigung. Ihr österreichisches Gegenstück ist der Österreichische Pferdesportverband (OEPS), zuständig für die Schweiz ist der Schweizerische Verband für Pferdesport (SVPS).
Ein wichtiges Ziel der FEI ist die faire und schonende Behandlung des Pferdes in allen Wettbewerben, was zu einer wesentlichen Entschärfung des Geländeritts bei den Olympischen Sommerspielen 2004 gegenüber vorhergehenden Olympischen Spielen beitrug. Die FEI hat einen Verhaltenskodex aufgestellt, den Code of Conduct der FEI. Er beinhaltet die Überwachung von Gesundheit und Wohlergehen von teilnehmenden Pferden bei Turnieren/Wettbewerben und das Respektieren der Prinzipien der Reitkunst.
Die FEI ist zuständig für folgende Disziplinen des Reitsports und des Para-Reitsports: Dressurreiten, Springreiten, Vielseitigkeitsreiten, Distanzreiten, Voltigieren, Fahrsport (Gespannfahren) und Behindertenreitsport.[4]
Ein internationales Turnier wird Concours International (CI) genannt. Je nach vertretenen Disziplinen trägt es eine zusätzliche Bezeichnung. Die Turniere werden durch Sterne hinter der CI-Abkürzung klassifiziert. Die Anzahl der Sterne repräsentiert den Schwierigkeitsgrad und das Preisgeld – und somit indirekt die Stärke der Konkurrenz. Je mehr Sterne, desto höher die Anforderung. Das Maximum ist je CI unterschiedlich. Ein CVI hat beispielsweise maximal vier Sterne (CVI****), ein CSI maximal fünf (CSI*****).
Jedes Land darf pro Jahr und Disziplin nur ein offizielles internationales Turnier (CIHO) ausrichten. Ein „Concours International Officiel“ muss die für die entsprechende Disziplin offiziellen Wettkämpfe sowohl für den Einzel- als auch den Mannschaftswettbewerb beinhalten.[5]
Springreiten, Dressur und Military (heute Vielseitigkeitsreiten) sind seit 1912 Teil der olympischen Disziplinen. Seit 1996 ist Dressur auch Teil der paralympischen Disziplinen.[6]
Die FEI hält Welt-, kontinentale und regionale Meisterschaften in allen FEI-Disziplinen und allen Altersgruppen ab. Dazu gehören folgende Turniere:
Normalerweise werden die Weltmeisterschaften der Einzeldisziplinen in separaten Veranstaltungen durchgeführt. Zwischen 1990 und 2018 organisiert die FEI aber die Weltreiterspiele (World Equestrian Games). Die Idee dazu brachte der damalige FEI-Präsident Philip Mountbatten Mitte der 1980er Jahre ins Spiel. Bei den Weltreiterspielen wurden alle vier Jahre Weltmeisterschaften in den meisten FEI-Disziplinen ausgetragen. Ab 1990 waren die sechs Disziplinen Dressurreiten, Springreiten, Vielseitigkeitsreiten, Distanzreiten, Voltigieren und Fahren vertreten. 2002 kam als siebte Sportart bei den Weltreiterspielen das Reining hinzu, ab 2010 die Dressurwettbewerbe für Reiter mit Behinderung. Die Weltreiterspiele waren für die nichtolympischen Disziplinen eine Möglichkeit, öffentliche Aufmerksamkeit weit über das sonst übliche Maß für ihre Sportart zu bekommen. Die Anforderung, zeitgleich für so viele Pferde, menschliche Sportler und Zuschauer Unterkünfte, Trainings- und Sportstätten bereitzustellen überforderte jedoch die meisten Veranstalter. Dadurch kam es zu finanziellen und organisatorischen Problemen. Daher fanden sich in den 2010er Jahren kaum noch Bewerber für mögliche Weltreiterspiele.[7] Deshalb wurden 2018 die letzten Weltreiterspiele ausgetragen.
Die traditionsreichste von der Organisation durchgeführte Turnierserie ist der Nations Cup der Springreiter, dessen Ursprünge im Jahr 1909 liegen. Heute werden auch Nationenpreisserien im Dressurreiten und im Vielseitigkeitsreiten durchgeführt.
Die FEI hat weitere Turnierserien anerkannt – darunter die Global Champions Tour, die Riders Tour, den European Youngster Cup für Reiter bis 25 Jahre, die Masters League und auch den Grand Slam der Springreiter.[8]
Die Weltcup-Turnierserien der FEI begannen mit 1978 mit Springreiten und wurde nach und nach auf Dressur, Vielseitigkeit, Fahren und zuletzt Voltigieren ausgedehnt. Während es sich bei den Weltcups im Dressur- und Springreiten in Westeuropa um eine reine Hallensportveranstaltung handelt, finden diese im Rest der Welt, wie auch die anderen Weltcupserien, als Freiluftveranstaltungen statt. Ausschließlich die Wettbewerbe des Voltigier-Weltcups, der sich auf Europa beschränkt, finden komplett in der Halle statt.
Bisher (Stand 2017) gab es 14 Präsidenten, wobei Karel V. Quarles van Ufford der einzige Präsident war, der dieses Amt zweimal innehatte. In neuerer Zeit darf eine Präsidentschaft nur noch maximal zwei Amtsperioden andauern. Seit 2014 ist Ingmar De Vos aus Belgien Präsident der FEI. Dieter von Landsberg-Velen, der frühere Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, war lange Jahre Vizepräsident.
Die nationalen Mitgliedsverbände sind in der FEI in neun Regionalgruppen gegliedert: